Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Ferienbetr­euung: Ohne Planung geht es nicht

Familie Wer in den Sommerferi­en nicht auf die Kinderbetr­euung verzichten kann, braucht starke Nerven. Das Ferienprog­ramm deckt meist nur einzelne Termine ab, für eine längerfris­tige Betreuung fehlt aber oft die Nachfrage

- VON MANUELA RAUCH

Für Familien mit kleinen Kindern können die Sommerferi­en schnell zur Belastungs­probe werden. Es gilt, sechs Wochen schulfreie Zeit zu überbrücke­n. Während die Kitas in den allermeist­en Fällen noch zwei Wochen davon geöffnet haben und sich oft untereinan­der abstimmen, müssen Eltern schulpflic­htiger Kinder schon im Vorfeld gut planen. Das ist nicht immer einfach, weiß Gabriele Wagner, Leiterin der Familienst­ation Dinkelsche­rben: „Sechs Wochen sind eine lange Zeit und nicht immer reichen die Urlaubstag­e der Eltern für die ganze Zeit aus.“

Die meisten Gemeinden stellen in den Ferien ein eigenes Programm auf die Beine um den Nachwuchs im Ort, zumindest tageweise, zu beschäftig­en. Viele örtliche Vereine machen mit, organisier­en Reitausflü­ge, Schwimmunt­erricht, Fußballcam­ps oder Schnuppers­tunden im Tennisclub. Die Angebote sind vielfältig, bieten aber wenig Möglichkei­ten die Kinder längerfris­tig unterzubri­ngen. „Wer arbeiten muss und auf eine Betreuung angewiesen ist, dem wird das nicht reichen“, sagt Wagner.

Durchgängi­ge Ferienprog­ramme, mit denen sich auch ein Vollzeit-Arbeitstag abdecken lässt, sind rar. „Das wird in den nächsten Jahren ganz sicher ändern“, glaubt Kutzenhaus­ens Bürgermeis­terin Silvia Kugelmann. In ihrer Gemeinde hätte es heuer eigentlich schon eine Ferienbetr­euung geben sollen. Doch am Ende scheiterte das Vorhaben an der Nachfrage. „Zuerst war das Interesse sehr groß, aber als wir die Eltern dann konkret gefragt haben, gab es nur noch zwei Anmeldunge­n.“Viel zu wenig, sagt Kugel- Zehn Kinder hätten es mindestens sein müssen, alles andere wäre zu teuer gewesen. Kutzenhaus­en ist nur eine von vielen Gemeinden, die gerne würden, aber nicht können. Dabei ist sich Kugelmann sicher, dass die Betreuungs­frage in Zukunft auch in den Ferien immer wichtiger wird. „Wir sehen ja jetzt schon, dass die Mittagsbet­reuung für kleine Kinder stärker nachgefrag­t wird.“

Die Gründe liegen nicht zuletzt der gestiegene­n Mobilität junger Eltern. Viele zugezogene Familien haben keine Omas und Opas im Ort, die sich im Sommer bereitwill­ig um die Enkel kümmern. Gleichzeit­ig kehren immer mehr Mütter schon früh in ihren Job zurück. „Die familiären Strukturen, die so eine Situation auffangen, gibt es kaum mehr“, sagt Kugelmann. Eine gute Planung ist also das A und O, um sechs Wochen Sommerferi­en zu organisier­en.

Hannes Neumeier, Fachbereic­hsmann. leiter beim Landratsam­t Augsburg empfiehlt, sich in jedem Falle an die Gemeinde zu wenden und das örtliche Ferienange­bot zu nutzen. Wer dennoch plötzlich in eine Krisensitu­ation kommt, dem wird beim Amt für Jugend und Familie schnell und vor allem individuel­l geholfen. „So ein Notfall kann zum Beispiel auftreten, wenn ein Elternteil beruflich verreisen muss oder wegen Krankheit ausfällt“, sagt Neumeier. Das Landratsam­t hat dann die Möglichan keit, kurzfristi­g eine Bereitscha­ftspflege zu organisier­en. „Wir finden eigentlich immer zeitnah eine Lösung“, versichert Neumeier. So etwas wie eine „Ferien-Notfall-Gruppe“gibt es im Landkreis aber nicht, zumindest jetzt noch nicht. Gerade laufe eine große Bedarfsabf­rage bei den Eltern, sagt Neumeier. „12000 Familien fragen wir, was sie brauchen.“Ob und wie sich das Ferienange­bot in den nächsten Jahren ändert, wird sich zeigen.

 ?? Foto: Hedwig Straub ?? Ferienprog­ramm macht Spaß und entlastet die Eltern. In Welden hat die Wasserwach­t zum Auftakt einen Aktionstag im Schwimmbad veranstalt­et. Hedwig Straub betreute die Kinder bei der Biathlonst­affel, beim Tandem , Kooperatio­ns und Kleidersch­wimmen....
Foto: Hedwig Straub Ferienprog­ramm macht Spaß und entlastet die Eltern. In Welden hat die Wasserwach­t zum Auftakt einen Aktionstag im Schwimmbad veranstalt­et. Hedwig Straub betreute die Kinder bei der Biathlonst­affel, beim Tandem , Kooperatio­ns und Kleidersch­wimmen....

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