Augsburger Allgemeine (Land Nord)

„Ich möchte, dass es anstrengen­d wird“

Frauenfußb­all Sarah Müller aus Lagerlechf­eld spielt jetzt beim FC Bayern. Was sie dort alles erwartet

- VON REINHOLD RADLOFF

Wie ein Anruf das sportliche Leben verändern kann. Als die Fußballeri­n Sarah Müller aus Lagerlechf­eld den Hörer abhob und Carmen Roth in der Leitung war, da ahnte sie schon, was da auf sie zukommen könnte – etwas, das sie zunächst gar nicht wollte.

Dass Sarah Müller eine hervorrage­nde Fußballeri­n ist, das ist in einschlägi­gen Kreisen in Deutschlan­d und darüber hinaus bekannt. Klar, wer in der Bayern- und in der Bundesausw­ahl spielt, der muss sein Metier beherrsche­n. Der gute Ruf Müllers war natürlich auch bis zu Carmen Roth, der bisherigen Trainerin des U17-Teams beim FC Bayern, durchgedru­ngen. Also wurde ein Probetrain­ing am Telefon vereinbart. „Ich bin mit klopfendem Herzen an die Säbener Straße gefahren“, erinnert sich Müller, die von dem Ergebnis zunächst gar nicht so begeistert war: „Eigentlich spiele ich viel lieber mit Jungs Fußball, weil die es besser können. Aber ich habe dann sehr schnell erkannt, dass dieser Schritt zum FC Bayern für mich richtig und gut ist.“

Und dann erzählt sie, dass sie mit ihrem Team auf der 70 Millionen Euro teuren FCB-Anlage an der Ingolstädt­er Straße trainieren und in allen Belangen unterstütz­t werden wird. Inzwischen ist auch klar, wer der neue Cheftraine­r der Mannschaft wird, nachdem Carmen Roth den Verein verlassen hat und den Frauen-Bundesliga-Aufsteiger Werder Bremen übernommen hat. Er heißt Markus Vizethum. Müller kennt ihn bereits vom Regionalau­swahltrain­ing.

Dass dem FC Bayern der Frauenfußb­all wichtig ist, sieht man schon daran, dass Präsident Uli Hoeneß das Budget auf eine Million Euro erhöht hat. Allerdings fließt alles Geld in die Organisati­on. „Wir U17-Spielerinn­en bekommen keinen finanziell­en Zuschuss“, sagt Müller. Geld ist ihr auch nicht wichtig. Sie will sich weiterentw­ickeln. „Ich möchte, dass es dort anstrengen­d und nicht zu einfach für mich wird“, betont die kleine, taktisch versierte, schnelle und durchsetzu­ngsstarke Lagerlechf­elderin.

Ihre Qualitäten bewies sie gleich im ersten Training, das ihr gut gefallen hat: „Es war irgendwie anders, schneller, technische­r als bisher“, sagt sie und erzählt, dass sie gleich in die Stammmanns­chaft aufgenomme­n wurde und schon beim ersten Spiel gegen die Regionalli­gaDamenman­nschaft von Frauenbibu­rg (bei Dingolfing) von Anfang an eingesetzt wurde, und zwar als linker Flügelflit­zer. Der 3:2-Sieg in diesem Testspiel war ein starker Auftakt für die Münchnerin­nen.

Dass sie aus Gabun stammt und eine sehr dunkle Hautfarbe hat, damit gab und gibt es keine Schwierigk­eiten: „Das war nie ein Problem. Ich habe bisher immer Anerkennun­g bekommen.“

Wie wird jetzt erst einmal ihr Leben aussehen? „Vormittags gehe ich in die Schule und mache den M-Zweig fertig, dann nach Hause, essen, zum Training mit dem Zug und um 22 Uhr bin ich dann wieder zu Hause.“Hausaufgab­en machen und lernen – das alles will sie im Zug schaffen. Drei- oder viermal pro Woche wird das ihr Tagesablau­f sein. Freizeit bleibt da nicht viel. Das macht Sarah Müller nichts aus. Denn Fußball spielen, das ist ohnehin das, was sie am liebsten macht, auch in den Ferien. Da warten viele Trainingse­inheiten, ein Bayernausw­ahlspiel gegen die tschechisc­he Frauennati­onalmannsc­haft, eine Partie gegen die Bezirksobe­rligaC-Junioren von Freising, weitere Testspiele und ein Trainingsl­ager in Bad Tölz auf sie. „Aber fünf Tage Urlaub bleiben mir doch, bevor die Schule wieder losgeht.“

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Fotos: Reinhold Radloff Sarah Müller zeigt ihr Ballgefühl nicht nur beim Fotoshooti­ng, sondern auch bei ih rem letzten Spiel für Schwaben Augsburg.

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