Augsburger Allgemeine (Land Nord)
Im Acht Minuten Takt bebt die Erde
kommen. „Alle diese hellen Klötze im Reese-Park, teuer, ich glaube, da ist viel in Münchner Hand“, meint Bernhard Radinger.
Aber es gibt auch etliche denkmalgeschützte Gebäude in Kriegshaber, etwa das alte Tram-Depot, vor dem wir sitzen. Monika Reisinger erzählt, dass ihr Sohn in einem Schulprojekt ein kleines Büchlein über die geschützten Gebäude erstellt habe. „Das Gelbe?“, mischt sich Bernhard Radinger ein. „Hab’ ich auch.“
So vergeht unser erster Nachmittag an der Ulmer Straße in Kriegshaber. Die Straßenbahnlinie 2 lässt im Acht-Minuten-Takt die Erde beben, die Sonne verschwindet hinter einem Haus. An unserem Schreibtisch sprechen wir über Musik. Gerald Fiebig, der Leiter des Kulturhauses Abraxas, der sich für unseren Auftakt Zeit genommen hat, erzählt, dass sich die Szene in kaum einem anderen Stadtteil von Augsburg so ballen würde. „Wir haben das Spectrum, die Kantine, das Kulturhaus Abraxas und im Kulturpark West proben 1500 Musiker.“
Da fällt Detlef Martin ein, wie das dort hinten auf dem ehemaligen Kasernenareal war, bevor es den Kulturpark West gab. „Ich bin mit meinem Taxiunternehmen dort hingezogen. Wenn wir standen und gewartet haben, kam von allen Seiten Musik, von Dilettanten, aber auch von richtig guten Leuten.“– „Mein Sohn hatte dort mal einen Probenraum“, erzählt Angelika Probst. Sie ist für uns eine alte Bekannte, weil sie uns auch schon an unserem mobilen Schreibtisch in der Kulturstraße und in der Hochfeldstraße besucht hat.
Am Ende des ersten Nachmittags sind wir schon gespannt, wie es die nächsten fünf Dienstage weitergehen wird. Das erste Mal würden wir uns sogar ein wenig über ein bisschen Regen freuen: Dann könnten wir in die alte Tram, unser Schlechtwetter-Quartier, ausweichen. Was für ein wunderbarer Ort.
Der letzte Gast an diesem heißen Sommertag in Kriegshaber ist ein Eichhörnchen. Es schnappt sich eine Erdbeere, die unter den Schreibtisch gerollt war. Es gibt davon kein Foto, aber wir erzählen es gerne.