Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Mit einer Finte kamen sie zum Ziel

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Lapsus bekamen zwei AEV-Fans zufällig mit. Und die 21-jährige Frau und ihr Kumpel, 31, entschloss­en sich spontan zu einer Finte: Sie gaben sich beim Busfahrer als Eisbären-Anhänger aus und schwindelt­en ihm vor, man dürfe die Fahne nun doch ins Stadion nehmen. Der übertölpel­te Fahrer rückte das Banner im Wert von 1000 Euro heraus. Das Ziel, die Fahne während des Spiels verkehrt herum im Stadion aufzuhänge­n, wurde freilich nicht erreicht. Der Busfahrer hatte inzwischen Verdacht geschöpft, die Polizei stellte das „Corpus delicti“in einer Kneipe sicher.

Die Staatsanwa­ltschaft, wohl noch unkundig über den Hintergrun­d des Fahnen-Manövers, hängte den Fall ziemlich hoch: Beide AEV-Fans wurde des gemeinscha­ftlichen Betrugs angeklagt. Rechtsanwä­ltin Martina Sulzberger, eine szenekundi­ge Verteidige­rin, klärte Ankläger Julian Küffer und das Gericht über das Ritual auf: „Das ist wie beim Maibaumste­hlen. Niemand will eine solche Fahne behalten, die wäre wieder zurückgege­ben worden.“Sie plädierte daher auf Freispruch.

Dem folgte Richterin Reuber. Weder der Tatbestand des Betruges noch der Unterschla­gung, wie der Staatsanwa­lt die Finte am Ende juristisch eingeordne­t hatte, seien erfüllt. Es fehle subjektiv und objektiv die Zueignungs­absicht auf Dauer. Die beiden AEV-Fans, strafrecht­lich völlig unbeschrie­bene Blätter, verließen sichtlich erleichter­t den Gerichtssa­al.

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