Augsburger Allgemeine (Land Nord)
Ein Loch in der Gefängnismauer
Projekt Ein Teil der JVA Kaisheim hat sich in eine Baustelle verwandelt. Was dort geplant ist und warum das Vorhaben so kompliziert ist
In der Außenmauer der Justizvollzugsanstalt (JVA) Kaisheim klafft ein großes Loch. Die Bevölkerung muss sich jedoch keine Sorgen machen. Die vermeintliche Lücke im Sicherheitssystem ist Teil der größten öffentlichen Baumaßnahme, die derzeit im Donau-RiesKreis läuft: Das Gefängnis erhält ein neues Versorgungszentrum und eine Sporthalle.
Der offizielle Spatenstich für das Projekt, das rund 28 Millionen Euro verschlingen wird, fand bereits vor gut einem Jahr statt. Seitdem fanden vorbereitende Maßnahmen statt. Bereits diese gestalteten sich nach Auskunft von JVA-Direktor Friedhelm Kirchhoff recht aufwendig. Denn es handelt sich um eine komplexe Baustelle. An dieser sind zum einen die Belange des Denkmalschutzes zu beachten. Schließlich bildet die einstige Klosteranlage ein herausragendes Ensemble.
Zum anderen sind die örtlichen Gegebenheiten schwierig. An der Stelle, an der die neuen Gebäude platziert werden sollen, befindet sich ein Hang. Der muss abgebaggert werden. Es handelt sich um etwa 3000 Lkw-Ladungen Erdreich.
Um die Belastungen für die Bürger in Kaisheim gering zu halten, liebäugelten JVA und Gemeinde eigentlich mit einer Baustraße, die am südlichen Ortsrand von der Hauptstraße abzweigen und am Bauhof sowie oberhalb der ehemaligen Klosterbrauerei (Thaddäus) vorbei zum Gefängnis führen sollte. Allerdings stellten Geologen fest, dass eine Straße mit den damit verbundenen Baggerarbeiten an dem Hang oberhalb des Bauhofs die Gefahr eines Erdrutsches heraufbeschworen hätte.
Damit gab es nur noch eine Möglichkeit, um den Lkw-Verkehr zu bewerkstelligen: In den vergangenen Wochen wurde direkt entlang der südlichen Anstaltsmauer parallel zur Straße Hoher Garten ein Weg gebaut und asphaltiert. Er führt an die südwestliche Seite der JVA. Dort wurde ein Stück aus der alten Mauer genommen. Auf diese Weise erhielt das Gefängnis ein zusätzliches Tor. Über dieses wird Direktor Kirchhoff zufolge der komplette Baustellenverkehr abgewickelt.
Mit dieser Maßnahme kommt ein weiterer Aspekt ins Spiel, der das gesamte Projekt so kompliziert macht. Weil die Sicherheit an oberster Stelle steht – keiner der gut 600 Insassen soll in Versuchung kommen, auszubrechen –, ließ die JVA zum Baustellenareal hin eine provisorische Mauer einziehen. Genauer gesagt handelt es sich um eine Wand aus dicken Brettern, die fünf Meter hoch und mehrfach gesichert ist: mit Sicherheitsdraht, Kameras und Sensoren. Der neue Zugang lässt sich mit einem schweren Metalltor schließen. Dieses wurde nach Auskunft von Kirchhoff in der JVA-eigenen Werkstatt gefertigt.
Die Arbeiten liegen dem Direktor zufolge „ziemlich genau im Zeitplan“. Wenn das Erdreich abgetragen ist, wird mit dem Bau des Versorgungszentrums begonnen. Dieses beinhaltet eine Küche, eine Metzgerei, ein Zentrallager und eine Kantine für die Bediensteten. Das Zentrum und die Sporthalle sollen bis 2020/21 fertig werden.