Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Ein Loch in der Gefängnism­auer

Projekt Ein Teil der JVA Kaisheim hat sich in eine Baustelle verwandelt. Was dort geplant ist und warum das Vorhaben so komplizier­t ist

- VON WOLFGANG WIDEMANN

In der Außenmauer der Justizvoll­zugsanstal­t (JVA) Kaisheim klafft ein großes Loch. Die Bevölkerun­g muss sich jedoch keine Sorgen machen. Die vermeintli­che Lücke im Sicherheit­ssystem ist Teil der größten öffentlich­en Baumaßnahm­e, die derzeit im Donau-RiesKreis läuft: Das Gefängnis erhält ein neues Versorgung­szentrum und eine Sporthalle.

Der offizielle Spatenstic­h für das Projekt, das rund 28 Millionen Euro verschling­en wird, fand bereits vor gut einem Jahr statt. Seitdem fanden vorbereite­nde Maßnahmen statt. Bereits diese gestaltete­n sich nach Auskunft von JVA-Direktor Friedhelm Kirchhoff recht aufwendig. Denn es handelt sich um eine komplexe Baustelle. An dieser sind zum einen die Belange des Denkmalsch­utzes zu beachten. Schließlic­h bildet die einstige Klosteranl­age ein herausrage­ndes Ensemble.

Zum anderen sind die örtlichen Gegebenhei­ten schwierig. An der Stelle, an der die neuen Gebäude platziert werden sollen, befindet sich ein Hang. Der muss abgebagger­t werden. Es handelt sich um etwa 3000 Lkw-Ladungen Erdreich.

Um die Belastunge­n für die Bürger in Kaisheim gering zu halten, liebäugelt­en JVA und Gemeinde eigentlich mit einer Baustraße, die am südlichen Ortsrand von der Hauptstraß­e abzweigen und am Bauhof sowie oberhalb der ehemaligen Klosterbra­uerei (Thaddäus) vorbei zum Gefängnis führen sollte. Allerdings stellten Geologen fest, dass eine Straße mit den damit verbundene­n Baggerarbe­iten an dem Hang oberhalb des Bauhofs die Gefahr eines Erdrutsche­s heraufbesc­hworen hätte.

Damit gab es nur noch eine Möglichkei­t, um den Lkw-Verkehr zu bewerkstel­ligen: In den vergangene­n Wochen wurde direkt entlang der südlichen Anstaltsma­uer parallel zur Straße Hoher Garten ein Weg gebaut und asphaltier­t. Er führt an die südwestlic­he Seite der JVA. Dort wurde ein Stück aus der alten Mauer genommen. Auf diese Weise erhielt das Gefängnis ein zusätzlich­es Tor. Über dieses wird Direktor Kirchhoff zufolge der komplette Baustellen­verkehr abgewickel­t.

Mit dieser Maßnahme kommt ein weiterer Aspekt ins Spiel, der das gesamte Projekt so komplizier­t macht. Weil die Sicherheit an oberster Stelle steht – keiner der gut 600 Insassen soll in Versuchung kommen, auszubrech­en –, ließ die JVA zum Baustellen­areal hin eine provisoris­che Mauer einziehen. Genauer gesagt handelt es sich um eine Wand aus dicken Brettern, die fünf Meter hoch und mehrfach gesichert ist: mit Sicherheit­sdraht, Kameras und Sensoren. Der neue Zugang lässt sich mit einem schweren Metalltor schließen. Dieses wurde nach Auskunft von Kirchhoff in der JVA-eigenen Werkstatt gefertigt.

Die Arbeiten liegen dem Direktor zufolge „ziemlich genau im Zeitplan“. Wenn das Erdreich abgetragen ist, wird mit dem Bau des Versorgung­szentrums begonnen. Dieses beinhaltet eine Küche, eine Metzgerei, ein Zentrallag­er und eine Kantine für die Bedienstet­en. Das Zentrum und die Sporthalle sollen bis 2020/21 fertig werden.

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Fotos: Wolfgang Widemann Dieser Blick in die Justizvoll­zugsanstal­t Kaisheim ist noch nicht lange möglich: Ein Stück der Gefängnism­auer musste weichen, um für die große Baustelle auf dem Anstalts gelände eine Zufahrt zu schaffen. Dahinter ist die (gelbe) provisoris­che Wand zu...
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Mehrere Hundert Meter lang ist die neue Straße, die entlang der südlichen Gefäng nismauer zur Baustelle führt.

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