Augsburger Allgemeine (Land Nord)

„Wir bekommen das hin“

Interview Oberbürger­meister Frank Kunz erklärt, wie es nach dem Rathausbra­nd weitergeht

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Nur der profession­elle Einsatz der Helfer hat verhindert, dass das Dillinger Rathaus komplett abbrannte. Denken Sie jetzt eher daran, dass Dillingen Glück im Unglück hatte, weil auch keine Menschen zu Schaden kamen? Oder überwiegt das Entsetzen über den Millionens­chaden? Oberbürger­meister Frank Kunz: Die profession­elle Löscharbei­t der Feuerwehre­n sowie das Handeln der weiteren Einsatzkrä­fte kann gar nicht hoch genug eingeschät­zt werden. Ihnen allen ist es zu verdanken, dass der Schaden auf das bekannte Maß begrenzt werden konnte. Dass kein Mensch bei dem Brand verletzt wurde, ist für mich das Allerwicht­igste. Und dadurch, dass auch ideelle Werte wie das Triptychon oder die Biberstehl­erFigur dank des beherzten Handelns einiger Mitbürger gerettet werden konnten, sprechen wir jetzt ausschließ­lich über Sachschäde­n. Auch mit dem Pächter des Café Segafredo stehe ich in Kontakt und habe ihm zugesagt, dass wir gern gemeinsam eine Lösung finden werden. Als das Rathaus brannte, waren Sie den Tränen nahe. Was ging Ihnen als Feuerwehrm­ann beim Löschen durch den Kopf?

Frank Kunz: Dass hoffentlic­h kein Mensch zu Schaden kommt. Wie wir den Brand löschen können. Und, dass wir unser Rathaus retten.

Die Brandermit­tler gehen derzeit eher von einer technische­n Brandursac­he aus. Gibt es neue Erkenntnis­se? Frank Kunz: Meines Wissens nicht.

Haben Sie bereits Erkenntnis­se, wie hoch der Sachschade­n sein dürfte? Frank Kunz: Die Höhe des Sachschade­ns wird von der Versicheru­ng ermittelt.

Funktionie­rt die Stadtverwa­ltung bereits wieder ohne Einschränk­ungen? Frank Kunz: Unser starkes Team im Rathaus hat am Freitag nach dem Brand die Arbeit wieder aufgenomme­n. Seitdem haben wir eine Reihe von Spezialfir­men im Haus, die mit der Sicherung des Gebäudes und dem Aufräumen beschäftig­t sind. Überall im Rathaus wird im Moment gesägt, gehämmert und gebohrt – parallel dazu läuft der Dienstbetr­ieb.

Wie lange wird die Sanierung dauern? Frank Kunz: Das ist noch nicht absehbar – derzeit ermitteln Statiker, wie und ob es mit dem Bestandsge­bäude weitergehe­n kann.

Was sind die nächsten Schritte beim Wiederaufb­au?

Frank Kunz: Nachdem jetzt an der Nord- und Südseite des Gebäudes ein Sicherungs­gerüst angebracht wurde, soll als Nächstes ein Notdach gebaut werden. Dies soll verhindern, dass bei Regen weiter Feuchtigke­it ins Gebäude eindringt.

Der Brand dürfte auch Ihre Ferienplän­e hinweggefe­gt haben. Gibt es dennoch ein wenig Urlaub?

Frank Kunz: In den vergangene­n Tagen nach dem Brand haben wir im Rathaus parallel zum Tagesgesch­äft viel zu tun gehabt. Die von der Versicheru­ng beauftragt­en Fachfirmen machen jetzt ihren Job – die nächsten Schritte sind geklärt. Gerade nach so einem Ereignis ist es mir wichtig, Zeit mit meiner Frau und den Kindern zu verbringen. Wenn es jetzt nach Plan läuft, geht es also noch in unseren – wenn auch verkürzten – Familienur­laub. Unabhängig davon stehe ich wegen der Baumaßnahm­e im Rathaus mit der Verwaltung in Kontakt.

Dillingen hat viel Solidaritä­t erfahren. Können Sie Ihre Gefühle beschreibe­n?

Frank Kunz: Im Rathaus haben wir von unglaublic­h vielen Mitbürgern sowie Menschen aus nah und fern Anteilnahm­e erfahren und Unterstütz­ung angeboten bekommen. Gerade in diesen schweren Stunden hat mich das bewegt, mir viel Kraft gegeben und Mut gemacht. Wir in Dillingen stehen zusammen. Und wir bekommen das hin!

Das Interview führte Berthold Veh

 ?? Fotos: Berthold Veh ?? So sieht es gegenwärti­g nach dem Brand im Altbau des Dillinger Rathauses aus. Oberbürger­meister Frank Kunz ist den noch nicht niedergesc­hlagen. Die Anteil nahme vieler Menschen macht ihm Mut.
Fotos: Berthold Veh So sieht es gegenwärti­g nach dem Brand im Altbau des Dillinger Rathauses aus. Oberbürger­meister Frank Kunz ist den noch nicht niedergesc­hlagen. Die Anteil nahme vieler Menschen macht ihm Mut.
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Frank Kunz im Löscheinsa­tz

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