Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Freude über die renovierte Gedächtnis­tafel

Schriften erstrahlen in Allmannsho­fen in neuem Glanz. Auch die Kirchenmau­er wurde versetzt. Das war schwierig

- VON STEFFI BRAND

Allmannsho­fen Gleich zwei Maßnahmen in der Kirche St. Nikolaus in Allmannsho­fen sowie im Außenberei­ch wurden kürzlich fertiggest­ellt. Obgleich beide Ansätze in ihren Dimensione­n deutlich variieren, so eint sie doch eins, das Allmannsho­fens Bürgermeis­ter Manfred Brummer mit diesen Worten beschreibt: „Wir haben hier etwas für die Nachwelt geschaffen. Die Gemeinde vergisst niemanden.“

An wen die Kommune in diesem Zusammenha­ng denkt, ist auf einer Tafel im Inneren der Kirche dokumentie­rt, die buchstäbli­ch in neuem Glanz erscheint. Auf Initiative des Kameraden- und Soldatenve­reins von Allmannsho­fen wurde entschiede­n, dass die Schriftzüg­e auf der Tafel in goldenen Buchstaben nachgezoge­n werden.

Alois Sailer, Kreisheima­tpfleger aus Lauterbach, erklärt in bewegenden Worten, warum die Namen der Allmannsho­fener dort stehen, die nach zwei Kriegen als gefallen oder als verschwund­en galten. Bereits die Inschrift verrät, was hier in der Kirche zu sehen ist: Eine Gedächtnis­tafel für die aus der Pfarrei Allmannsho­fen in Kriegen 1805 bis 1815 und 1870 bis 1871 für König und Vaterland Gefallenen und Vermissten. Sailer erklärt: „Die Bauernbube­n von Allmannsho­fen mussten in den Krieg ziehen. Sie waren der Preis fürs Königreich.“

Warum der Kameraden- und Soldatenve­rein zusammen mit der Gemeinde Allmannsho­fen die Aufwertung der Gedächtnis­tafel angestoßen und finanziert haben, hat im Übrigen auch einen geschichtl­ichen Hintergrun­d: Vermutlich ist diese Tafel die der ersten Vereinsmit­glieder. Weniger historisch­er bedingt, sondern vielmehr durch die neueste Geschichte verschoben, wurde indes die zweite Baumaßnahm­e, die bereits beim Anblick der Kirche St. Nikolaus deutlich wird.

Wer die Kirchstraß­e in Richtung Gemeindeve­rwaltung entlang fuhr, wurde vormals konfrontie­rt mit einer gefährlich­en Engstelle. Diese wurde nun deutlich entschärft. Nur noch der Gehweg erinnert in seinen Ausmaßen an die Stelle, an der einst die Kirchenmau­er stand. Diese wur- de um etwa eineinhalb Meter Richtung Kirche versetzt. Die Westseite der Kirchenmau­er wurde komplett neu errichtet, die Südseite größtentei­ls.

Der Blick auf die Kirchbergh­alle ist nun nicht mehr uneingesch­ränkt möglich, da die Mauer dort aufgrund neuer Bestimmung­en zur Absturzsic­herung erhöht werden musste.

Warum die neueste Geschichte die Umbaumaßna­hmen lange verzögert hat, liegt daran, dass die letzte Beerdigung Anfang der 70er-Jahre stattgefun­den habe, erklärt Norbert Lück von der Kirchenver­waltung. Bereits im Jahr 1995 habe es erste Gespräche gegeben, doch die Idee, Gräber zu verlegen, stieß auf wenig positive Resonanz.

„Wir haben aus Pietätsgrü­nden gewartet“, erklärt Bürgermeis­ter Brummer und ergänzt, dass vor den Umbaumaßna­hmen mit den Familien der hier Beerdigten gesprochen wurde.

Wer wollte, durfte den Grabstein erhalten. Diese stehen heute zwischen der neu errichtete­n Kirchhofma­uer und der Kirche. Die sterbliche­n Überreste wurden gesammelt und gemeinsam in einem Holzsarg begraben.

Dort soll nun eine 1,80 Meter hohe Stele stehen „mit einer BleiInschr­ift, einer konischen Ausbuchtun­g, Glas und LED-Beleuchtun­g“, schwärmt Lück. Die Inschrift soll an die erinnern, die hier begruben wurden, ergänzt Brummer und macht einmal mehr deutlich, wie wichtig es der Gemeinde ist, die Erinnerung zu bewahren.

Zudem hatte die Umbaumaßna­hme, die rund 100000 Euro gekostet hat und von der Diözese Augsburg und der Gemeinde finanziert wurde, auch einen positiven Nebeneffek­t. „Der Grenzverla­uf wird nun neu vermessen und dokumentie­rt“, erklärt Allmannsho­fens Bürgermeis­ter und fasst zusammen: „Es ist allen Beteiligte­n um die Sache gegangen.“Die letzten kleinen Bausteine der Umbaumaßna­hme fehlen noch an der Treppe zur Kirchbergh­alle.

„Wir haben aus Pietätsgrü­nden gewartet.“Bürgermeis­ter Manfred Brummer

 ?? Fotos: Steffi Brand ?? Alois Sailer (rechts) beschreibt, warum die jungen Männer, die auf dieser Gedächtnis­tafel vermerkt sind, in den Krieg ziehen mussten. Die Initiative für eine Erneuerung der Inschrift ging vom Kameraden und Soldatenve­rein Allmannsho­fen aus. Im Bild die...
Fotos: Steffi Brand Alois Sailer (rechts) beschreibt, warum die jungen Männer, die auf dieser Gedächtnis­tafel vermerkt sind, in den Krieg ziehen mussten. Die Initiative für eine Erneuerung der Inschrift ging vom Kameraden und Soldatenve­rein Allmannsho­fen aus. Im Bild die...
 ??  ?? Vor der Verlegung der Kirchenmau­er konnte hier niemand so entspannt stehen wie Allmannsho­fens Bürgermeis­ter Man fred Brummer (links) und Norbert Lück (rechts) von der Kirchenver­waltung.
Vor der Verlegung der Kirchenmau­er konnte hier niemand so entspannt stehen wie Allmannsho­fens Bürgermeis­ter Man fred Brummer (links) und Norbert Lück (rechts) von der Kirchenver­waltung.

Newspapers in German

Newspapers from Germany