Augsburger Allgemeine (Land Nord)
Großes Fest mit alten Geräten
Veranstaltung In Ellgau konnten 142 Bulldogs bestaunt werden
Ellgau Wie man Getreide auf althergebrachte Weise drischt, das demonstrierten die Bulldogfreunde des Obst- und Gartenbauvereins Ellgau auf ihrem Fest, zu dem sehr viele Zuschauer gekommen waren. Zu Beginn der Vorführungen zeigten Ulrich Schädle, Xaver Wenninger, Klaus Eser und Rudolf Wenninger, wie man früher mit Dreschflegeln das Getreide aus den Ähren löste. Matthias Eser begleitete sie dabei musikalisch auf dem Akkordeon und gab den Takt an. Die Arbeiter bewegten sich langsam gehend um die aufgeschichteten Ähren herum und schlugen mit ihren Dreschflegeln abwechselnd darauf ein.
Die nächste Station im Werdegang der Mechanisierung der Landwirtschaft wurde an der Stiftendreschmaschine demonstriert. Auf Einladung von Erwin Landherr, einem der Hauptorganisatoren des Bulldogfestes, durften die Maibaumfreunde aus Inningen, die schon viele Jahre Stammgäste auf dem Bulldogtreffen sind und jedes Jahr mit einem Tieflader mehrere Traktoren heranbringen, diese Maschine mit Muskelkraft antreiben.
Noch mehr Erleichterung brachten die ersten Dreschmaschinen, die nicht mehr von Hand, sondern von Bulldogs angetrieben wurden. Die Dechentreiter Dreschmaschine JD Super der Bulldogfreunde kam hier zum Einsatz und wurde vom 22 PS starken Kramer KL 22 Baujahr 1956 von Rudolf Wenninger angetrieben. Dieser Oldtimer war seit seiner Erstzulassung das Hofstück auf dem Anwesen „Benedikt“und verrichtet bis heute seinen Dienst in dem Rahmen dessen, was man von einem Pensionär abverlangt.
Auch die selbst gebaute Transmission kam zum Einsatz und trieb mittels Riemen verschiedene Geräte wie Gsodschneidmaschine und Windfege an. Für den Antrieb sorgte Richard Zecha mit seinem Schlüter AS 240 aus dem Jahr 1957, dessen 24 PS die Geräte zum Laufen brachten. Diese Vorführungen zählten ebenso zu den Hauptattraktionen des Bulldogfestes wie auch die anschließende Ausfahrt durch Feld und Flur, zurück durch die Ellgauer Straßen zu einem Stoppelfeld am Ortsrand, wo mit alten Pflügen geackert werden durfte.
Ein neuer Rekord wurde auf dem Ellgauer Bulldogtreffen aufgestellt, denn noch nie konnten dort derart viele Fahrzeuge bestaunt werden. Aus Ellgau kamen 43 alte Traktoren und die stattliche Anzahl von 99 Auswärtigen brachte den Rekord von 142 Bulldogs, zu denen sich noch vier Oldtimerautos und vier Mopeds gesellten.
Seit Jahren sind immer mehr Fahrzeuge mit nur elf PS vertreten, heuer wurden sie jedoch vom zehn PS starken Holder B 10, Baujahr 1956 von Reinhold Sailer aus Druisheim unterboten. Die beiden ältesten Fahrzeuge waren der Lanz 3506 von Johannes Bschorer aus Mertingen mit 20 PS aus dem Jahr 1940 und das Fahrzeug des Hausherrn Ulrich Schädle, ein 11er Deutz, Baujahr etwa 1948 mit 11 PS.
Besondere Aufmerksamkeit erregte auch ein Traktor mit Schäferwagen und ein extra schmaler Weinbergschlepper. Viele der Traktoren sind echte Hofstücke, die nie den Besitzer wechselten und auf ihrem Hof das „Gnadenbrot“bekommen. Viele sind aber auch zugekaufte, mit viel Aufwand restaurierte Liebhaberstücke, die überwiegend für Spazierfahrten hergenommen werden. In der Rubrik Besonderheiten auf dem Anmeldeformular lesen sich dann auch interessante Details wie „Arbeitseinsatz in Neuseeland“mit anschließendem Reimport oder Hochzeitsmitgift der Ehefrau.
Als Zweiter Vorsitzender des Obst- und Gartenbauvereins war Erwin Landherr, der das Fest zusammen mit Martin Koch und vielen Helfern vorbereitet hatte, stolz und zufrieden über das Gezeigte und auch Josefa Zwerger, die dem Verein vorsteht, bedankte sich bei der großen Küchenmannschaft, die für Schmankerl sorgte, die im Schädlestadel zu den Klängen der Musikkapelle Ellgau eingenommen werden konnten.