Augsburger Allgemeine (Land Nord)
Entlastungsstraße auf dem Abstellgleis
Verkehr Die Strecke auf der Westseite des Hauptbahnhofs galt lange als Voraussetzung für den Bahnhofstunnel und die Linie 5. Die Planungen ruhen jedoch. Vor Gericht wollte ein Bürger nun Klarheit haben, aber die bekommt er wohl nicht
Die Frage, ob die Stadt in den kommenden Jahren das millionenschwere Straßenbauprojekt „Westliche Entlastungsstraße“baut oder nicht, ist ungewisser denn je. Der Stadtrat hatte vor sechs Jahren beschlossen, die Planungen für dieses Projekt voranzutreiben. Die Rede war von einer Fertigstellung 2020.
Hintergrund war damals das Genehmigungsverfahren zum Bahnhofstunnel für die Tram – weil die Straßenbahnen ab 2023 die ohnehin schon viel befahrene Kreuzung Pferseer-/Rosenaustraße belasten werden, hatte die Stadt die Autostraße auf dem Bahndamm ins Spiel gebracht. Auch den Bau der Linie 5 hatte die Stadt den Bürgern des Thelottviertels mit dem Projekt, das die Rosenaustraße stark entlasten würde, schmackhaft zu machen versucht. Die Straße würde von der Kreuzung Holzbachstraße durch die Kleingartenanlage Lotzbeckwiese führen, über eine Rampe auf den Bahndamm geführt werden und pa- rallel zu den Bahnschienen bis zum Wittelsbacher Park laufen. Auf diese Weise ließen sich drei Kreuzungen umgehen.
Doch es sieht immer weniger danach aus, dass das Straßenbauprojekt im Zusammenhang mit Bahnhofstunnel und Linie 5 kommt. Das hat die Stadt in der Vergangenheit schon angedeutet, auch wenn das Projekt offiziell noch nicht abgeschrieben ist und im Stadtentwicklungskonzept als ein Punkt zur Prüfung aufgeführt ist. Technisch wäre die Straße aber schwierig zu realisieren – der Platz auf dem Bahndamm ist beschränkt, Lärmschutzwände und Überführungen über Schlettererund Pferseer Straße sowie den Ausgang des künftigen Bahnhofstunnels am Sebastian-BucheggerPlatz wären nötig. Gerade für Anwohner in der Johannes-Rösle-Straße wäre es laut geworden. „Und es zeichnet sich die Tendenz ab, dass der Knoten Rosenau-/Pferseer Straße leistungsfähig genug ist und die Straße somit nicht gebaut wird“, sagte vor kurzem Stadtwerke-Justi- ziar Klaus Schmid vor dem Verwaltungsgericht.
Geklagt hatte Dieter Hübner, Kritiker des Bahnhofstunnels und einer der Initiatoren des gescheiterten Bürgerbegehrens vor drei Jahren, gegen die Stadtwerke. Er wollte vom Gericht geklärt haben, ob die Entlastungsstraße zwingende Voraussetzung für den Bau des Bahnhofstunnels ist bzw. deren NichtBau rechtens ist. Die Stadt nehme trotz andersartiger Ankündigungen Abstand von dem Projekt, so Hübner. „Kann die Verwaltung eigentlich machen, was sie will?“
In der Tat taucht die Straße in der Genehmigung des Bahnhofstunnels als eine Auflage auf. Allerdings sagt die Regierung von Schwaben in ihrem Planfeststellungsbeschluss auch, dass die Stadt alternative Möglichkeiten wählen könnte, um die Kreuzung Rosenau-/Pferseer Straße vor dem Dauerstau zu bewahren. Die Stadt ist der Auffassung, dass mit dem jetzt verfolgten „geflügelten Konzept“(nur Trams stadtauswärts fahren über die Kreuzung, Straßenbahnen stadteinwärts sollen über die Hörbrotstraße rollen) eine solche Entlastung gefunden sein dürfte.
Dass das Verwaltungsgericht eine Entscheidung in der Sache trifft, scheint aber unwahrscheinlich. Im Verhandlungstermin wurde deutlich, dass das Gericht Hübner nicht als klagebefugt sieht. Er wohnt in mehreren Kilometern Entfernung zum Thelottviertel. Eine schriftliche Entscheidung liegt aber noch nicht vor.
Während die Bauarbeiten für den Bahnhofstunnel, den die Linie 3 durchfahren und in dem die Linie 4 wenden wird, weiter vorangehen, ziehen sich die Planungen für die Linie 5 weiter in die Länge. Hier hatte es jahrelange Diskussionen zu den Trassen gegeben. Nach mehrmaligem Hin und Her planen die Stadtwerke nun eine Strecke über die Holzbach- statt über die Hessenbachstraße. Stadtwerke-Chef Walter Casazza geht davon aus, eine endgültige Planung, die bei der Regierung von Schwaben eingereicht werden kann, bis Ende des Jahres fertig zu bekommen. Vorher muss das Thema noch einmal in den Stadtrat. Bereits im Herbst sollen die Detailpläne für die Verlängerung der Linie 3 nach Königsbrunn bei der Genehmigungsbehörde eingereicht werden.