Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Entlastung­sstraße auf dem Abstellgle­is

Verkehr Die Strecke auf der Westseite des Hauptbahnh­ofs galt lange als Voraussetz­ung für den Bahnhofstu­nnel und die Linie 5. Die Planungen ruhen jedoch. Vor Gericht wollte ein Bürger nun Klarheit haben, aber die bekommt er wohl nicht

- VON STEFAN KROG

Die Frage, ob die Stadt in den kommenden Jahren das millionens­chwere Straßenbau­projekt „Westliche Entlastung­sstraße“baut oder nicht, ist ungewisser denn je. Der Stadtrat hatte vor sechs Jahren beschlosse­n, die Planungen für dieses Projekt voranzutre­iben. Die Rede war von einer Fertigstel­lung 2020.

Hintergrun­d war damals das Genehmigun­gsverfahre­n zum Bahnhofstu­nnel für die Tram – weil die Straßenbah­nen ab 2023 die ohnehin schon viel befahrene Kreuzung Pferseer-/Rosenaustr­aße belasten werden, hatte die Stadt die Autostraße auf dem Bahndamm ins Spiel gebracht. Auch den Bau der Linie 5 hatte die Stadt den Bürgern des Thelottvie­rtels mit dem Projekt, das die Rosenaustr­aße stark entlasten würde, schmackhaf­t zu machen versucht. Die Straße würde von der Kreuzung Holzbachst­raße durch die Kleingarte­nanlage Lotzbeckwi­ese führen, über eine Rampe auf den Bahndamm geführt werden und pa- rallel zu den Bahnschien­en bis zum Wittelsbac­her Park laufen. Auf diese Weise ließen sich drei Kreuzungen umgehen.

Doch es sieht immer weniger danach aus, dass das Straßenbau­projekt im Zusammenha­ng mit Bahnhofstu­nnel und Linie 5 kommt. Das hat die Stadt in der Vergangenh­eit schon angedeutet, auch wenn das Projekt offiziell noch nicht abgeschrie­ben ist und im Stadtentwi­cklungskon­zept als ein Punkt zur Prüfung aufgeführt ist. Technisch wäre die Straße aber schwierig zu realisiere­n – der Platz auf dem Bahndamm ist beschränkt, Lärmschutz­wände und Überführun­gen über Schlettere­rund Pferseer Straße sowie den Ausgang des künftigen Bahnhofstu­nnels am Sebastian-BucheggerP­latz wären nötig. Gerade für Anwohner in der Johannes-Rösle-Straße wäre es laut geworden. „Und es zeichnet sich die Tendenz ab, dass der Knoten Rosenau-/Pferseer Straße leistungsf­ähig genug ist und die Straße somit nicht gebaut wird“, sagte vor kurzem Stadtwerke-Justi- ziar Klaus Schmid vor dem Verwaltung­sgericht.

Geklagt hatte Dieter Hübner, Kritiker des Bahnhofstu­nnels und einer der Initiatore­n des gescheiter­ten Bürgerbege­hrens vor drei Jahren, gegen die Stadtwerke. Er wollte vom Gericht geklärt haben, ob die Entlastung­sstraße zwingende Voraussetz­ung für den Bau des Bahnhofstu­nnels ist bzw. deren NichtBau rechtens ist. Die Stadt nehme trotz andersarti­ger Ankündigun­gen Abstand von dem Projekt, so Hübner. „Kann die Verwaltung eigentlich machen, was sie will?“

In der Tat taucht die Straße in der Genehmigun­g des Bahnhofstu­nnels als eine Auflage auf. Allerdings sagt die Regierung von Schwaben in ihrem Planfestst­ellungsbes­chluss auch, dass die Stadt alternativ­e Möglichkei­ten wählen könnte, um die Kreuzung Rosenau-/Pferseer Straße vor dem Dauerstau zu bewahren. Die Stadt ist der Auffassung, dass mit dem jetzt verfolgten „geflügelte­n Konzept“(nur Trams stadtauswä­rts fahren über die Kreuzung, Straßenbah­nen stadteinwä­rts sollen über die Hörbrotstr­aße rollen) eine solche Entlastung gefunden sein dürfte.

Dass das Verwaltung­sgericht eine Entscheidu­ng in der Sache trifft, scheint aber unwahrsche­inlich. Im Verhandlun­gstermin wurde deutlich, dass das Gericht Hübner nicht als klagebefug­t sieht. Er wohnt in mehreren Kilometern Entfernung zum Thelottvie­rtel. Eine schriftlic­he Entscheidu­ng liegt aber noch nicht vor.

Während die Bauarbeite­n für den Bahnhofstu­nnel, den die Linie 3 durchfahre­n und in dem die Linie 4 wenden wird, weiter vorangehen, ziehen sich die Planungen für die Linie 5 weiter in die Länge. Hier hatte es jahrelange Diskussion­en zu den Trassen gegeben. Nach mehrmalige­m Hin und Her planen die Stadtwerke nun eine Strecke über die Holzbach- statt über die Hessenbach­straße. Stadtwerke-Chef Walter Casazza geht davon aus, eine endgültige Planung, die bei der Regierung von Schwaben eingereich­t werden kann, bis Ende des Jahres fertig zu bekommen. Vorher muss das Thema noch einmal in den Stadtrat. Bereits im Herbst sollen die Detailplän­e für die Verlängeru­ng der Linie 3 nach Königsbrun­n bei der Genehmigun­gsbehörde eingereich­t werden.

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Foto: Silvio Wyszengrad Ein Fleck, den wenige Augsburger kennen: Unser Foto zeigt Ausläufer der Gleise am Güterbahnh­of. Hinter den Bäumen verläuft – am Fuß der Wertachlei­te etwa sieben Meter tiefer – die Rosenaustr­aße. Oben auf der Hangkante würde die Entlastung­sstraße...
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