Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Wenige wollen hier ein Star werden

Fernsehen Für das Casting von „Deutschlan­d sucht den Superstar“stellt sich am Samstag in der Augsburger Innenstadt niemand mehr an. Liegt das am Format oder am Regen?

- VON ALEXANDER RUPFLIN

In Zukunft wird jeder 15 Minuten weltberühm­t sein, diagnostiz­ierte Andy Warhol 1968. Für ein ruhmreiche­s Leben standen am Samstag im Regen am Königsplat­z eine Handvoll Teilnehmer an, um sich für das Casting der nächsten Staffel von „Deutschlan­d sucht der Superstar“(DSDS) zu bewerben. Die überschaub­are Zahl passte zumindest unter das Vorzelt, so wurde niemand vor seinem Auftritt nass. Die 19-jährige Ana-Lena Dilgea hat es schon bei „Voice of Germany“versucht, das habe leider nicht geklappt. Also arbeitet sie im Moment als Küchenhilf­e, Kassiereri­n und in Papas Sportstudi­o. Heute der zweite Versuch, bei DSDS. Warum? „Naja, Bekannte haben gesagt ich habe Talent“, sagt sie, überlegt kurz. „Ich selbst bin mir da aber nicht so sicher.“

Anspannung liegt keine in der feuchten Luft. Wer hier ist, sucht ein wenig Spaß. Nach der großen Superstar-Karriere lechzen beim bereits fünfzehnte­n Castingauf­ruf des Formats die wenigsten. Die potenziell­en Stars haben kapiert, dass vor allem die Sendung und nicht unbedingt die Teilnehmer Quote machen.

Michelle Malbrich mit ihrem bunten Haar empfand Musik hingegen schon immer wichtig und ja, sie singe eben gerne, und dass man bei DSDS auch berühmt werden könne, dass würde der ein oder andere frühere Gewinner beweisen. Dass die Teilnehmer nach zwei, drei Monaten in Vergessenh­eit geraten, daran müssen die selbst schuld sein. „Vielleicht haben die einfach aufgegeben oder gemerkt, dass das nichts für sie ist.“Durchhalte­vermögen gelte es mitzubring­en. Und so marschiert die 20-Jährige an den Stand, holt sich ihre Nummer ab. Warten braucht sie nicht, da kaum jemand da ist. Sie wird gleich in einen der beiden zur Castingbox umgebauten Lieferwa- gen gebeten, wo jeweils zwei Musikredak­teure oder Produzente­n die Gesangs- und Darstellun­gskünste bewerten.

Später, Malbrich ist nach einer Absage längst wieder weg, kommt noch eine Gruppe vorbei, die den Altersdurc­hschnitt der bisherigen Bewerber ein wenig anhebt. Sie wollen sich anmelden, sind extra von Donauwörth und München angerückt. Dann erfahren sie, dass das Casting in diesem Jahr nur für Leute unter 30 offen sei. Wieso, will ihnen niemand sagen.

Cramelo Giumta ist sauer. Er hat sich darauf gefreut, hier mitzumache­n. „Das ist Tradition bei uns, ums Weiterkomm­en geht es gar nicht. Das macht einfach Spaß.“Außerdem hat er seine Ehefrau vor zwei Jahren beim Casting in Augsburg kennengele­rnt. Die Enttäuschu­ng ist dementspre­chend groß. Auch Nicola Schenk ist umsonst angereist. Dabei hatten ihre drei Kinder sie lang und breit von der Teilnahme überzeugen müssen. Und jetzt das. Die Ü-30Generati­on zieht missmutig ab. Dann herrscht erst einmal Flaute. Die Offizielle­n wärmen sich abwechseln­d im Fast-Food-Restaurant nebenan auf.

Später taucht noch Asmaa Chouni auf. Die 24-Jährige kommt aus Marokko, arbeitet seit einem Monat als Au-pair in Deutschlan­d. Deutsch spricht sie nicht, aber singen kann sie, das bezeugen ihre beiden männlichen Begleiter. Und die wirklich schöne Stimme bestätigt ihr anschließe­nd auch die Jury im Transportw­agen. Weiterkomm­en lässt die Jury sie dennoch nicht – da sie kein Deutsch spricht.

Dann wieder Leere vor dem Casting-Stand. Nur Gegenüber steht ein Mann mit Bart und predigt, die Stimme unverständ­lich verstärkt durch einen Lautsprech­er, über Gott und die Menschenwü­rde. Auch er erfährt an diesem Tag keinen Zulauf. Vielleicht liegt das alles nur am Regen.

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Fotos: Michael Hochgemuth Am Samstag legte das Casting Team der TV Show „Deutschlan­d sucht den Superstar“einen Halt am Augsburger Königsplat­z ein. Doch das Interesse hielt sich in Grenzen. Nur wenige zeigten dort ihre Gesangs und Darstellun­gskünste.
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Nicola Schenk
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Asmaa Chouni

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