Augsburger Allgemeine (Land Nord)
Realitätsferne Aussage
Zum Artikel „SPD ,General‘ fordert vol len Einsatz und zeigt ihn auch“vom 25. August:
„Es kann nicht sein, dass die soziale Herkunft entscheidender ist als Talent und Leistung“(Heil). Diese Aussage ist unverständlich! Benoten die Lehrer auch die soziale Herkunft ihrer Schüler? Geben sie den Kindern reicher Unternehmer oder gebildeter Akademiker bei gleicher Leistung bessere Noten als den Kindern „einfacher“Eltern?
Oder meint Heil, dass begabte Kinder aus Familien von Geringverdienern deshalb nicht studieren können, weil schlichtweg das Geld fehlt? Oder meint er, Akademikerkinder hätten deshalb bessere Chancen, weil die Eltern ihnen helfen können? Dazu ist zu sagen: Talentierte und leistungsfähige Kinder brauchen nicht die Lernhilfe der Eltern, um das Abitur zu schaffen. Und jedes talentierte Arbeiterkind erreicht mühelos einen akademischen Abschluss, wenn Geld vorhanden ist und die Eltern sich nicht dagegenstellen. Aus der Tatsache, dass oft auch Akademikerkinder, die für ein Universitätsstudium wenig geeignet sind, dank Unterstützung durch die Eltern „studieren“können, zu folgern, möglichst jedes aus einfachen Verhältnissen stammende Kind müsse einen akademischen Abschluss erreichen, und zwar durch entsprechende Reformen im Bildungssystem, zeugt von Urteilsunfähigkeit und Realitätsferne: Brauchen wir denn das Abitur für (fast) alle? Verachtet denn Heil die wichtigen und nützlichen nichtakademischen Berufe, die von der Verkäuferin bis zum Facharbeiter reichen?
Wolfgang Illauer, Neusäß