Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Mit dem Spaten statt Schläger auf dem Golfplatz

Modernisie­rung Georg Armbruster ist Experte für Böden auf Sportfläch­en. Wenn der Golfclub Leitershof­en im kommenden Jahr seinen Platz erneuern will, hat der Profi seine Hände im Spiel

- VON SVEN KOUKAL

Stadtberge­n Leitershof­en Mit einem kräftigen Stoß drückt Georg Armbruster den Profilspat­en mit seinem Fuß in den Rasen, mit beiden Händen dreht er das Arbeitsger­ät um die eigene Achse und zieht schließlic­h die Bodenprobe an die Oberfläche. Der Experte braucht nur einen kurzen Blick und weiß: Der Spielbelag auf dem Golfplatz in Leitershof­en muss erneuert werden.

Seine Analyse des Bodens spielt für den Golfclub eine wichtige Rolle. Denn nun im 31. Vereinsjah­r „ist es Zeit für eine Modernisie­rung“, sagt Vereinsprä­sident Udo Kresta. Knapp zehn Jahre werde bereits im Club über diesen Schritt nachgedach­t. Im kommenden Jahr soll für 650000 Euro die gesamte 9-LochBahn erneuert werden.

Armbruster hat dann seine Hände im Spiel, denn er kennt den Platz gut. Der 66-jährige Stadtberge­r streift nämlich mindestens ein Mal in der Woche über das Grün: „Entweder ich spiele meine Runde und genieße den Ausblick über Augsburg, oder ich bin zum Arbeiten hier.“Der Charakter des Platzes bleibe erhalten, sagt er. Soll heißen: An den einzelnen Spielbahne­n werde sich an der Form und Gestaltung nichts ändern. Dafür aber soll das Green – also der Zielbereic­h in der Nähe der Löcher – modernisie­rt werden.

Die Geschichte des Platzes ist eng mit der amerikanis­chen Besatzung verknüpft. Und genau das führe auf lange Sicht nun zu Problemen, sagt der Bodenexper­te Georg Armbruster – ein Austausch des Belags sei nötig. Denn die ursprüngli­che Bauweise nach der sogenannte­n kalifornis­chen Methode sieht vor, dass viel Wasser auf der Rasenschic­ht gehalten wird und anschließe­nd verdunstet. „Was aber in Arizona oder auch auf Mallorca funktionie­rt, gelingt hier auf Dauer nicht“, erklärt er. Es verdunste einfach zu wenig Wasser in unseren Breitengra­den.

Die Folge: Wenig Luft durchdring­t die Bodenschic­hten, das Wachstum der Wurzeln ist ge- hemmt. Im schlimmste­n Fall könne der gesamte Platz nach einer langen Trockenpha­se mit feuchten Nächten kippen. „Dann könnte ein halbes Jahr überhaupt nicht mehr gespielt werden“, sagt Armbruster.

Vorgesehen ist nun der Austausch bis hinunter zum Baugrund. Im Durchschni­tt wird bis zu einem halben Meter an Boden einschließ­lich der Grasnarbe abgetragen. Die neue Schicht soll ein Sand-Kies-Gemisch sein und dem Rasen die Möglichkei­t geben zu atmen. „Der Boden wird gesünder und letztlich wird zur Pflege weniger Chemie benötigt“, sagt der Experte. Die Gefahr, dass Schadpilze den Rasen befallen, sei so deutlich geringer.

Das Grün einer Golfbahn benötigt generell eine besondere Behandlung. Als Vergleich nennt Armbruster den Rasen in der Augsburger Fußballare­na: „Dieser wird auf 2,8 Zentimeter gekürzt, der Golfplatz auf drei bis vier Millimeter. Dementspre­chend oft muss der Greenkeepe­r mähen.“Damit der Kurs die sportliche Schwierigk­eit behalte, aber auch für Amateure bespielbar bleibe, wurde eigens der renommiert­e Golfplatza­rchitekt Thomas Himmel engagiert. Dieser kümmere sich grob gesagt um Unebenheit­en auf den Spielbahne­n, erklärt Armbruster. Etwa, wenn ein Kurs zu einer Seite hänge.

Damit die rund 675 Klubmitgli­eder während der Umbauphase weiterspie­len können, werden immer nur drei Bahnen auf einmal erneuert, erklärt Präsident Kresta. Er rechnet damit, dass die Modernisie­rung einer Bahn sechs bis acht Wochen dauern werde. „Dann wären wir bis Juni oder Juli 2019 fertig“, sagt er. Mit Partnerklu­bs seien bereits Vereinbaru­ngen getroffen, um auf andere Plätze ausweichen zu können.

Ihm sei es ein Anliegen, dass sich der Golfsport generell für alle Interessie­rten öffne: „Wir wollen weg vom Elitären, schließlic­h sind wir ein Sportklub.“Und dieser möchte bald mit den modernisie­rten Spielfläch­en die 700-Mitglieder-Marke knacken.

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Foto: Marcus Merk Georg Armbruster zieht auf dem Golfplatz in Stadtberge­n Leitershof­en eine Bodenprobe. Der Platz soll im nächsten Jahr erneuert werden.

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