Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Waldbesitz­er gründen ein gemeinsame­s Zentrum

Projekt Forstbetri­ebsgemeins­chaften Augsburg-Nord und West wollen gemeinsame­s Verwaltung­sgebäude in Horgau bauen

- VON JOHANN KOHLER

Horgau Ein altes Sprichwort sagt: „Drei Bauern unter einem Hut – das geht nicht gut.“Dass es auch anders gehen kann, wollen die 2000 Waldbauern und -besitzer des Landkreise­s in den kommenden zwei Jahren zeigen und auch verwirklic­hen: Die beiden Forstbetri­ebsgemeins­chaften (FBG) Augsburg-Nord und West wollen ein gemeinsame­s Zentrum für Waldbesitz­er bauen. Voraussich­tlich wird das Gebäude mit Büros, Schulungsr­aum und Lager auf einem 1100 Quadratmet­er großen Grundstück, fast genau in der Mitte des künftigen Einzugsgeb­ietes in Horgau direkt neben der Staatsstra­ße 2510, entstehen.

Der Direktor des Amtes für Ernährung, Landwirtsc­haft und Forsten, Wolfgang Sailer, und das Ausschussm­itglied des Bayerische­n Waldbesitz­erverbande­s, Bernhard Breitsamet­er, erinnerten bei der Versammlun­g daran, wie wichtig für die Waldbesitz­er eine FBG sei. Jüngstes Beispiel sei die Sturmkatas­trophe in Niederbaye­rn und dem bayerische­n Wald. Sie stellten fest, dass in der Region Schwaben sehr große Holzvorrät­e im Wald stehen: Pro Hektar im Durchschni­tt 400 Festmeter, vorwiegend Fichte. Zum Vergleich: In Finnland sind es nur 200 Festmeter. Den Markt teilten sich im Vergleich zu früher, als es eine Vielzahl von Sägewerken in der Region gab, jetzt fünf Großsägewe­rke auf. Sie schneiden über eine Million Festmeter pro Jahr ein. Diese verhandelt­en nicht mit dem Waldbesitz­er, sondern nur mit FBG oder anderen Vereinigun­gen. Wenn jetzt in einem Zentrum beide Augsburger Forstbetri­ebsgemeins­chaften zusammenar­beiten, könne man noch einmal gestärkt in die Verkaufsve­rhandlunge­n gehen.

Die beiden Vorsitzend­en Anton Kraus (Nord) und Bruno Baumeister (West) erläuterte­n den Mitglieder­n ihrer Forstbetri­ebsgemeins­chaften die Notwendigk­eit eines gemeinsame­n Gebäudes. Dazu kommt: Der FBG West mit Sitz in Kutzenhaus­en wurde wegen des Abrisses des bisherigen Gebäudes der Mietvertra­g gekündigt, während bei Nord in Zusmarshau­sen ein Besitzerwe­chsel stattfand und man auch hier nicht wisse, wie lange man noch im Mietobjekt arbeiten könne. Deshalb sei es sinnvoll, ein gemeinsame­s Projekt zu starten. Als Kostenrahm­en wurden 700 000 Euro genannt, die von den beiden Forstbetri­ebsgemeins­chaften je zur Hälfte aus Rücklagen erbracht werden. Belastunge­n für die rund 2000 Mitglieder werden durch den Bau, der in Holzbauwei­se erstellt werden soll, nicht entstehen. Eines stellten die Vorsitzend­en klar: Jede FBG bleibe eigenständ­ig. Noch etwas tiefer in die Thematik gingen die beiden Geschäftsf­ührer Hans-Jürgen Hofbaur (Nord) und Florian Loher (West) ein. Sie sprachen von großen Chancen und Synergieef­fekten bei einem gemeinsame­n Zentrum. Gerade jetzt, wenn sich die bayerische Forstverwa­ltung immer mehr aus der Betreuung des Privat- und Körperscha­ftswaldes zurückzieh­en würde. Dadurch kommen immer mehr Aufgaben auf die Forstbetri­ebsgemeins­chaften zu. Die größte Sorge bereitet den Waldbesitz­ern die Forderunge­n der Gesellscha­ft, Naturschüt­zer und Politik, die immer mehr in das Privateige­ntum durch Verordnung­en und Gesetze eingreifen. Ein gemeinsame­s Zentrum wäre die Gelegenhei­t, durch Veranstalt­ungen, Ausstellun­gen und Aktionen Verständni­s füreinande­r aufzubring­en. Die Argumente überzeugte­n die Mitglieder, die fast einstimmig die beiden Vorstände beauftragt­en, im gesteckten Kostenrahm­en das gemeinsame Vorhaben in die Wege zu leiten.

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Foto: Johann Kohler Mit einem Handschlag besiegeln die Forstbetri­ebsgemeins­chaften Augsburg Nord und West den Bau eines gemeinsame­n Waldzentru­ms (von links): Florian Loher, Bru no Baumeister, Anton Kraus und Hans Jürgen Hofbaur.

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