Augsburger Allgemeine (Land Nord)
Waldbesitzer gründen ein gemeinsames Zentrum
Projekt Forstbetriebsgemeinschaften Augsburg-Nord und West wollen gemeinsames Verwaltungsgebäude in Horgau bauen
Horgau Ein altes Sprichwort sagt: „Drei Bauern unter einem Hut – das geht nicht gut.“Dass es auch anders gehen kann, wollen die 2000 Waldbauern und -besitzer des Landkreises in den kommenden zwei Jahren zeigen und auch verwirklichen: Die beiden Forstbetriebsgemeinschaften (FBG) Augsburg-Nord und West wollen ein gemeinsames Zentrum für Waldbesitzer bauen. Voraussichtlich wird das Gebäude mit Büros, Schulungsraum und Lager auf einem 1100 Quadratmeter großen Grundstück, fast genau in der Mitte des künftigen Einzugsgebietes in Horgau direkt neben der Staatsstraße 2510, entstehen.
Der Direktor des Amtes für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten, Wolfgang Sailer, und das Ausschussmitglied des Bayerischen Waldbesitzerverbandes, Bernhard Breitsameter, erinnerten bei der Versammlung daran, wie wichtig für die Waldbesitzer eine FBG sei. Jüngstes Beispiel sei die Sturmkatastrophe in Niederbayern und dem bayerischen Wald. Sie stellten fest, dass in der Region Schwaben sehr große Holzvorräte im Wald stehen: Pro Hektar im Durchschnitt 400 Festmeter, vorwiegend Fichte. Zum Vergleich: In Finnland sind es nur 200 Festmeter. Den Markt teilten sich im Vergleich zu früher, als es eine Vielzahl von Sägewerken in der Region gab, jetzt fünf Großsägewerke auf. Sie schneiden über eine Million Festmeter pro Jahr ein. Diese verhandelten nicht mit dem Waldbesitzer, sondern nur mit FBG oder anderen Vereinigungen. Wenn jetzt in einem Zentrum beide Augsburger Forstbetriebsgemeinschaften zusammenarbeiten, könne man noch einmal gestärkt in die Verkaufsverhandlungen gehen.
Die beiden Vorsitzenden Anton Kraus (Nord) und Bruno Baumeister (West) erläuterten den Mitgliedern ihrer Forstbetriebsgemeinschaften die Notwendigkeit eines gemeinsamen Gebäudes. Dazu kommt: Der FBG West mit Sitz in Kutzenhausen wurde wegen des Abrisses des bisherigen Gebäudes der Mietvertrag gekündigt, während bei Nord in Zusmarshausen ein Besitzerwechsel stattfand und man auch hier nicht wisse, wie lange man noch im Mietobjekt arbeiten könne. Deshalb sei es sinnvoll, ein gemeinsames Projekt zu starten. Als Kostenrahmen wurden 700 000 Euro genannt, die von den beiden Forstbetriebsgemeinschaften je zur Hälfte aus Rücklagen erbracht werden. Belastungen für die rund 2000 Mitglieder werden durch den Bau, der in Holzbauweise erstellt werden soll, nicht entstehen. Eines stellten die Vorsitzenden klar: Jede FBG bleibe eigenständig. Noch etwas tiefer in die Thematik gingen die beiden Geschäftsführer Hans-Jürgen Hofbaur (Nord) und Florian Loher (West) ein. Sie sprachen von großen Chancen und Synergieeffekten bei einem gemeinsamen Zentrum. Gerade jetzt, wenn sich die bayerische Forstverwaltung immer mehr aus der Betreuung des Privat- und Körperschaftswaldes zurückziehen würde. Dadurch kommen immer mehr Aufgaben auf die Forstbetriebsgemeinschaften zu. Die größte Sorge bereitet den Waldbesitzern die Forderungen der Gesellschaft, Naturschützer und Politik, die immer mehr in das Privateigentum durch Verordnungen und Gesetze eingreifen. Ein gemeinsames Zentrum wäre die Gelegenheit, durch Veranstaltungen, Ausstellungen und Aktionen Verständnis füreinander aufzubringen. Die Argumente überzeugten die Mitglieder, die fast einstimmig die beiden Vorstände beauftragten, im gesteckten Kostenrahmen das gemeinsame Vorhaben in die Wege zu leiten.