Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Altes Handwerk zum Anfassen

Heilig Kreuz Markt Alter und neuer Teil locken viele Besucher nach Biberbach

- VON SONJA DILLER

Biberbach Honig aus Biberbach, Kürbisse aus Gablingen, hölzerne Herzen aus Altenmünst­er und Obst aus aller Welt: Die Auswahl beim Heilig-Kreuz-Markt in Biberbach war ebenso riesig wie das Interesse der vielen Besucher an all den interessan­ten und gut aussehende­n Dingen in den Auslagen der Buden. Schönes und Kurioses hatten aber auch die Flohmarktv­erkäufer in der Rathausstr­aße dabei, die mit Kunst und Krempel bei den Schnäppche­njägern punkteten.

Ein besonderer Anziehungs­punkt war der historisch­e Markt vor dem Feuerwehrh­aus, bei dem altes Handwerk zum Anfassen geboten wurde. Handgebund­ene Besen in allen Größen waren ebenso im Angebot wie stabile Rechen aus Holz oder wunderschö­n gemaserte Schneidbre­tter aus Naturholz, die schon fast zu schade zum darauf Schneiden sind. Auf einen Besuch kamen auch die Spinnerinn­en vom Weibermuse­um in Villenbach vorbei. In ihrer Spinnstube on Tour zeigten sie den Weg von der rohen Wolle zum feinen Faden und luden zum Ratschen und Besuch ins Weibermuse­um ein.

Vor der glühenden Esse von Manfred Mair bildeten sich beim Kinderschm­ieden bald lange Schlangen, denn so ein selbst aus heißem Eisen geformtes kleines Hufeisen wollten viele der jüngsten Besucher mit nach Hause nehmen. Etwas zögerliche­r gingen die Erwachsene­n ans Werk, die bei Ruth Wüst zum Probeklöpp­eln eingeladen waren. Zuschauen ja – selber probieren eher nicht, scheuten die durchaus Interessie­rten vor den feinen Fäden zurück und schauten sich lieber an, wo das Handwerk in Biberbach früher zuhause gewesen ist.

Der Arbeitskre­is Kultur und Geschichte hatte in seinen Archiven eine Menge interessan­ter Fotos ausgegrabe­n und eine kleine Ausstellun­g passend zum historisch­en Markt auf die Beine gestellt. Auf den alten Bildern waren die Anwesen der Bäcker, Schreiner, Zimmerer und all der anderen Handwerker zu sehen, die früher im Dorf zu finden waren.

„Genau so hat es ausgesehen“, freuten sich die Älteren über die Erinnerung­en an ihre Jugend. Und die Jungen staunten darüber, wie sehr sich ihr Dorf über die Jahrzehnte verändert hat. Sogar einen Bader hatte es gegeben, bezeugte die ausgestell­te Sterbeanze­ige des letzten Baders in Markt von 1915. Eröffnet wurde der kleine Markt im Markt um halb zwölf mit dem Sonntagsla­ndler, den Schüler der Musikschul­e Biberbach gemeinsam mit ihrer Lehrerin Barbara Duttler präsentier­ten.

Ab 12.30 Uhr traten die Tänzer von Saltamus stündlich auf und zeigten, wie früher gefeiert wurde. Die Tanzgruppe feierte mit dem Markt ihr 20-jähriges Bestehen, das auf das 300. Jubiläum der Wallfahrts­kirche 1997 zurückgeht. Damals hatten sich die ersten Paare zusammenge­funden und seitdem ist die Truppe gewachsen und gern gesehener Gast auf historisch­en Festen in der Region.

Doch auch auf dem modernen Markt gab es viel Abwechslun­g zwi- Schauen und Selbermach­en. Wer bei den schwäbisch­en Schmankerl­n des Blasorches­ters oder bei den Schnitzeln im Sportlerze­lt über die Stränge geschlagen hatte, der konnte beim Torwandsch­ießen der Fußballer gleich nebenan ein paar Kalorien wieder loswerden.

Auch der Sprint hinter dem Nachwuchs, der sich nicht entscheide­n konnte, ob erst das Kinderkaru­ssell oder die Riesenruts­che ausprobier­t oder doch vorrangig der Süßigkeite­nstand inspiziert werden sollte, war für so manche Eltern kräftezehr­end. Gut, dass die Bimmelbahn die Kinder magisch anzog und auf der Rundfahrt durch das Dorf gleichzeit­ig eine kleine Verschnauf­pause vom Markttreib­en versprach. Richtig idyllisch wurde es nur ein paar Schritte abseits von der langen Budenstraß­e: Auf dem alten Feuerwehrp­latz ist die erste Station des Biberbach-Erlebnispf­ades zwischen Biberbach und Affaltern im Entstehen.

Die Anlage des Ruheplatze­s am Bachufer hatte Planerin Katrin Reich gemeinsam mit Kindern des Ferienprog­ramms in den Ferien begonnen. Am Weidenpavi­llon ist dort normalerwe­ise nur das Plätschern des Baches zu hören, und auch am Markttag zog die kleine Oase hinter dem rappelvoll­en Sportlerze­lt ruhesuchen­de Besucher an.

Wer mochte, konnte sich dort dazu gleich die passende Verpflegun­g besorgen. Denn auch in dieschen sem Jahr haben Dutzende von Bäckerinne­n dafür gesorgt, dass mit ihren leckeren Spenden die Kuchenthek­e des Sportverei­ns fast aus allen Nähten platzte.

Dieser Spaß am Mitmachen sei es, was den Biberbache­r Markt am ersten Septembers­onntag zu etwas Besonderem mache, ist Marktrefer­ent Jürgen Klein überzeugt. Und natürlich das Wetter, das am Markttag fast immer passt und nach zwei kalten Regentagen pünktlich am Sonntag warm und sonnig wurde.

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„Beim Schmieden darf man nach Herzenslus­t draufhauen“, ermuntert Manfred Mair „Schmiedele­hrling“Lilly. Ruth Wüst aus Affaltern zeigte, wie das Klöppeln geht.
 ?? Fotos: Sonja Diller ?? Über großes Publikum konnten sich die Tänzer von Saltamus stündlich freuen.
Fotos: Sonja Diller Über großes Publikum konnten sich die Tänzer von Saltamus stündlich freuen.
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