Augsburger Allgemeine (Land Nord)
Altes Handwerk zum Anfassen
Heilig Kreuz Markt Alter und neuer Teil locken viele Besucher nach Biberbach
Biberbach Honig aus Biberbach, Kürbisse aus Gablingen, hölzerne Herzen aus Altenmünster und Obst aus aller Welt: Die Auswahl beim Heilig-Kreuz-Markt in Biberbach war ebenso riesig wie das Interesse der vielen Besucher an all den interessanten und gut aussehenden Dingen in den Auslagen der Buden. Schönes und Kurioses hatten aber auch die Flohmarktverkäufer in der Rathausstraße dabei, die mit Kunst und Krempel bei den Schnäppchenjägern punkteten.
Ein besonderer Anziehungspunkt war der historische Markt vor dem Feuerwehrhaus, bei dem altes Handwerk zum Anfassen geboten wurde. Handgebundene Besen in allen Größen waren ebenso im Angebot wie stabile Rechen aus Holz oder wunderschön gemaserte Schneidbretter aus Naturholz, die schon fast zu schade zum darauf Schneiden sind. Auf einen Besuch kamen auch die Spinnerinnen vom Weibermuseum in Villenbach vorbei. In ihrer Spinnstube on Tour zeigten sie den Weg von der rohen Wolle zum feinen Faden und luden zum Ratschen und Besuch ins Weibermuseum ein.
Vor der glühenden Esse von Manfred Mair bildeten sich beim Kinderschmieden bald lange Schlangen, denn so ein selbst aus heißem Eisen geformtes kleines Hufeisen wollten viele der jüngsten Besucher mit nach Hause nehmen. Etwas zögerlicher gingen die Erwachsenen ans Werk, die bei Ruth Wüst zum Probeklöppeln eingeladen waren. Zuschauen ja – selber probieren eher nicht, scheuten die durchaus Interessierten vor den feinen Fäden zurück und schauten sich lieber an, wo das Handwerk in Biberbach früher zuhause gewesen ist.
Der Arbeitskreis Kultur und Geschichte hatte in seinen Archiven eine Menge interessanter Fotos ausgegraben und eine kleine Ausstellung passend zum historischen Markt auf die Beine gestellt. Auf den alten Bildern waren die Anwesen der Bäcker, Schreiner, Zimmerer und all der anderen Handwerker zu sehen, die früher im Dorf zu finden waren.
„Genau so hat es ausgesehen“, freuten sich die Älteren über die Erinnerungen an ihre Jugend. Und die Jungen staunten darüber, wie sehr sich ihr Dorf über die Jahrzehnte verändert hat. Sogar einen Bader hatte es gegeben, bezeugte die ausgestellte Sterbeanzeige des letzten Baders in Markt von 1915. Eröffnet wurde der kleine Markt im Markt um halb zwölf mit dem Sonntagslandler, den Schüler der Musikschule Biberbach gemeinsam mit ihrer Lehrerin Barbara Duttler präsentierten.
Ab 12.30 Uhr traten die Tänzer von Saltamus stündlich auf und zeigten, wie früher gefeiert wurde. Die Tanzgruppe feierte mit dem Markt ihr 20-jähriges Bestehen, das auf das 300. Jubiläum der Wallfahrtskirche 1997 zurückgeht. Damals hatten sich die ersten Paare zusammengefunden und seitdem ist die Truppe gewachsen und gern gesehener Gast auf historischen Festen in der Region.
Doch auch auf dem modernen Markt gab es viel Abwechslung zwi- Schauen und Selbermachen. Wer bei den schwäbischen Schmankerln des Blasorchesters oder bei den Schnitzeln im Sportlerzelt über die Stränge geschlagen hatte, der konnte beim Torwandschießen der Fußballer gleich nebenan ein paar Kalorien wieder loswerden.
Auch der Sprint hinter dem Nachwuchs, der sich nicht entscheiden konnte, ob erst das Kinderkarussell oder die Riesenrutsche ausprobiert oder doch vorrangig der Süßigkeitenstand inspiziert werden sollte, war für so manche Eltern kräftezehrend. Gut, dass die Bimmelbahn die Kinder magisch anzog und auf der Rundfahrt durch das Dorf gleichzeitig eine kleine Verschnaufpause vom Markttreiben versprach. Richtig idyllisch wurde es nur ein paar Schritte abseits von der langen Budenstraße: Auf dem alten Feuerwehrplatz ist die erste Station des Biberbach-Erlebnispfades zwischen Biberbach und Affaltern im Entstehen.
Die Anlage des Ruheplatzes am Bachufer hatte Planerin Katrin Reich gemeinsam mit Kindern des Ferienprogramms in den Ferien begonnen. Am Weidenpavillon ist dort normalerweise nur das Plätschern des Baches zu hören, und auch am Markttag zog die kleine Oase hinter dem rappelvollen Sportlerzelt ruhesuchende Besucher an.
Wer mochte, konnte sich dort dazu gleich die passende Verpflegung besorgen. Denn auch in dieschen sem Jahr haben Dutzende von Bäckerinnen dafür gesorgt, dass mit ihren leckeren Spenden die Kuchentheke des Sportvereins fast aus allen Nähten platzte.
Dieser Spaß am Mitmachen sei es, was den Biberbacher Markt am ersten Septembersonntag zu etwas Besonderem mache, ist Marktreferent Jürgen Klein überzeugt. Und natürlich das Wetter, das am Markttag fast immer passt und nach zwei kalten Regentagen pünktlich am Sonntag warm und sonnig wurde.
I
Bei uns im Internet
Eine Bildergalerie finden Sie unter augsburger allgemeine land.de/ lokales