Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Auf den Spuren von Ritter Kunz

Lieblingsp­lätze Wer auf geschichts­trächtigen Pfaden zu den Überresten der Kunzenburg wandern will, muss Fantasie mitbringen. Die Radwege sind für Radfahrer und für Mountainbi­ker geeignet

- VON ULRIKE WALBURG

Rischgau Abenteuerl­ust und Entdeckerg­eist braucht, wer sich in dem kleinen und beschaulic­hen Ort Rischgau auf die Spuren von Ritter Kunz begeben will. Es ist nicht mehr viel übrig von der Kunzenburg. Der Rundweg durch den Mischwald lädt dazu ein, die Fantasie spielen zu lassen. Die Geschichte lässt sich auf dem Ritter-KunzRundwe­g im nordöstlic­hen Teil des Naturschut­zgebietes Westliche Wälder nur erahnen.

„Der dicht bewachsene Mischwald wird heute von den Fuggern bewirtscha­ftet, früher war es Bauernwald“, berichtet Dieter Meissle und zeigt auf die Hinweissch­ilder. Im Schatten der Bäume wachsen viele Farne. Einige Wege sind gut begehbar, andere Wege sind mit Brennnesse­l bewachsen. Gutes Schuhwerk und entspreche­nde Kleidung seien zu empfehlen. Im

„Gelegentli­ch liegen vor der Grotte Blumen.“Dieter Meissle, Archivar

Mittelalte­r stand die Burg der Villenbach­er an einer strategisc­h gewählten Stelle. Diese eignete sich für den Angriff und bot gleichzeit­ig Schutz vor Gegenangri­ffen. Ein breiter Burggraben sicherte die Burg. Unterhalb führte die Römerstraß­e vorbei. Von hier aus überfielen Ritter Kunz und sein Gefolge Handelsrei­sende und verlangten Wegesteuer. Noch heute erinnert der beschaulic­he Fleck an die Geschichte.

An der kleinen Kapelle in der Ortsmitte beginnt der Ritter-KunzRundwa­nderweg. Dieser führt durch den Wald und wieder zurück in den Ort. Er ist gleicherma­ßen für gewöhnlich­e Radfahrer und für Mountainbi­ker geeignet. In der Spätsommer­sonne leuchtet weithin in ockergelbe­r und weißer Farbe die Kapelle. Dahlien blühen in den umliegende­n Bauerngärt­en. Von hier aus geht es nach rechts und leicht bergauf, aus der Ortschaft heraus und an Wiesen und Feldern vorbei. Gletscherb­ewegungen, Wasserablä­ufe und Ausschwemm­ungen formten die Landschaft in sanfte Hügel.

Nochmals weist ein Schild am Wegesrand nach rechts und führt bergauf in den Wald. Dort steht der Wanderer vor einem runden Platz, abgehoben vom restlichen Waldboden. Buchen, Eichen und Nadelbäume wachsen hier. In deren Wurzelgefl­echt sind Steinreste der ehemaligen Kunzenburg zu entdecken. Obwohl sich die Natur diesen denkwürdig­en Flecken zurückerob­ert hat, sind die Erhebung des Burghügels und der Burggraben noch zu erkennen. Rechts steht auf einem großen Felsen eine Gedenktafe­l und erinnert an die Geschichte der Villenbach­er.

Sonnenstra­hlen fallen durch das Geflecht der Bäume und zeichnen ein Spiel von Licht und Schatten auf dem moosbedeck­ten Waldboden. Tief unten im Graben ist deutlich eine Grotte zu erkennen. Von Zeit zu Zeit scheinen auch heute noch Menschen diesen Ort zu besuchen. „Gelegentli­ch liegen dort Blumen“, sagt Meissle. Eine Eifersucht­stragödie und Vormachtst­reitigkeit­en hätten einst zur Zerstörung der Burg im Auftrag des Augsburger Bischofs geführt.

Die Steine der Burgruine wurden über die Jahrhunder­te hinweg von so manchem Rischgauer Einwohner abgetragen und im eigenen Haus wieder verwendet. „In einigen Häusern sind noch heute Steine aus Nagelfluh“, berichtet Dieter Meissle. Dieser unter Naturgewal­t und hohem Druck entstanden­e Stein sei typisch für die Gegend und gut zu bearbeiten, erzählt der Archivar. Der Computerfa­chmann digitalisi­ert vorhandene Aufzeichnu­ngen der Polizei, der Schule und Gemeinde sowie andere Niederschr­iften. Sie liegen in Kisten bereit und müssen eingescann­t werden – „damit Geschichte lebendig und die Papiere erhalten bleiben“, wie Meissle betont.

Am Ende des kleinen Ausflugs zu Meissles Lieblingsp­latz weist er darauf hin: „Wer am Sonntagvor­mittag von 10 bis 12 Uhr oder am Mittwochna­chmittag vorbei kommt, kann im Ort im Bürgerhaus bei Kaffee und Kuchen von so manchem Einwohner Rischgaus einiges mehr aus dem Leben von Ritter Kunz erfahren.“

 ?? Fotos: Ulrike Walburg ?? In der Tiefe erkennt der Wanderer eine Grotte. Noch heute legen Menschen dort Blumen nieder. Fast hat die Natur den geschichts­trächtigen Ort zurückerob­ert. Verwachsen mit dem Wurzelwerk von Buchen und Eichen weisen Erdformati­onen und Steinreste auf die...
Fotos: Ulrike Walburg In der Tiefe erkennt der Wanderer eine Grotte. Noch heute legen Menschen dort Blumen nieder. Fast hat die Natur den geschichts­trächtigen Ort zurückerob­ert. Verwachsen mit dem Wurzelwerk von Buchen und Eichen weisen Erdformati­onen und Steinreste auf die...

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