Augsburger Allgemeine (Land Nord)
Notruf aus dem Nirgendwo
Polizei setzt bei Notfällen auf Handy-Ortung
München Wer in Notfällen seinen genauen Standort nicht kennt, kann sich in Bayern seit Anfang März von der Polizei über das Mobiltelefon orten lassen. Die neue Technik sei seither schon 1300-mal genutzt worden, vor allem zur Lokalisierung von Unfallstellen in ländlichen Gebieten und zum Auffinden von hilflosen Personen, berichtete eine Sprecherin des Innenministeriums.
Bei dem System schicken die Einsatzzentralen im Notfall an die Mobilnummer des Anrufers eine SMS, die einen Weblink enthält. Nachdem dieser Link vom Anrufer angeklickt wurde, wird die exakte Position des Mobiltelefons ausgelesen und an die Einsatzzentrale übertragen.
Im Juli meldete sich über Notruf 112 ein Mann, der mit seinem Fahrrad in einem Waldgebiet der Isarauen gestürzt war und nicht mehr laufen konnte. Die Integrierte Leitstelle ermittelte den Standort des Mannes über die Handy-Ortung. Der Verletzte wurde im Anschluss durch einen Hubschrauber mittels Seilwinde aus dem Wald geborgen und in ein Krankenhaus gebracht. Im Juni wurde über Notruf kurz vor Mitternacht von einer Frau ein schwerer Unfall gemeldet. Ein Motorradfahrer war gestürzt und nicht ansprechbar. Weil die Anruferin nicht ortskundig war, erfolgte die GPS-Ortung.
Einem Pilzsammler half die Polizei aus einer brenzligen Situation: Er hatte im März statt Pilzen eine Sprenggranate im Wald gefunden. Durch die GPS-Ortung konnten die Einsatzkräfte den Mann in dem Waldgebiet schnell finden. Die Granate wurde schließlich vom Sprengkommando entsorgt. Der bislang kurioseste Einsatz der Handy-Ortung liegt erst wenige Tage zurück: Ein Fahrgast war versehentlich in einem Linienbus eingesperrt worden, hatte aber keine Ahnung, wo der Bus steht. Die Person sei schnell aus ihrer misslichen Lage befreit worden, sagte die Sprecherin.