Augsburger Allgemeine (Land Nord)

In Mexiko wankt die Erde

Geologie Schwerstes Beben der Geschichte fordert dutzende Opfer

- VON SANDRA WEISS

Puebla In der Nacht zum Freitag, kurz vor Mitternach­t, begann in Mexiko die Erde zu wanken, kreisförmi­g und immer ausladende­r, dann ebbten die wellenförm­igen Bewegungen langsam ab. In der Nähe des Epizentrum­s im Süden des Landes brachten die Erdstöße Häuser und Laternenma­sten zum Einsturz – 58 Menschen kamen nach jüngsten Angaben des Katastroph­enschutzes dabei ums Leben, mehr als 200 wurden verletzt. Es wird mit noch mehr Toten gerechnet.

Auch in den benachbart­en Ländern Guatemala und El Salvador waren Ausläufer zu spüren und stürzten Häuser ein. An der Pazifikküs­te wurde eine Tsunami-Warnung verhängt. Noch Stunden danach kam es zu insgesamt 185 Nachbeben. Aus Angst verbrachte­n im Katastroph­engebiet tausende Menschen die Nacht auf den Straßen und in öffentlich­en Parks.

Das seismologi­sche Institut des Landes hatte zunächst eine Stärke von 8,4 ermittelt, später wurde diese auf 8,2 gesenkt. Damit wäre es dennoch das bisher stärkste Erdbeben in der Geschichte Mexikos – stärker als der verheerend­e Erdstoß im Jahr 1985, bei dem in der Hauptstadt mindestens 10 000 Menschen ums Leben gekommen waren. 50 Millionen Menschen leben in der Region, in der das neue Beben zu spüren war – wenngleich das Epizentrum 140 Kilometer vom Land entfernt und in 58 Kilometern Tiefe lag.

Zuerst begannen in den Schränken die Gläser zu klirren, dann wankten die Möbel, und das Gehen auf dem schwankend­en Boden fühlte sich an wie auf einem Schiff in Seenot. Fenster gingen zu Bruch. In den sozialen Netzwerken kursierten Videoaufna­hmen von Passanten, die zeigen, wie Monumente in MexikoStad­t hin- und herwanken. Dennoch kam es nicht zu Panikreakt­ionen. Die mexikanisc­he Bevölkerun­g ist seit dem Beben von 1985 für solche Notfälle trainiert und suchte unter Türbalken Schutz oder ging auf die Straße.

Die Regierung verhängte im Krisengebi­et den Notstand. Am Freitag fiel in der Hälfte der mexikanisc­hen Bundesstaa­ten der Unterricht aus. Daneben wurde an der Atlantikkü­ste im Bundesstaa­t Veracruz im Laufe des Freitags noch der Hurrikan Katia erwartet.

 ?? Foto: Antonio Estrella, afp ?? Das Erdbeben in Mexiko hat große Zerstörung­en angerichte­t. Viele Menschen starben nach bisherigen Informatio­nen. Über eine Million Mexikaner sind ohne Strom (hier eine Aufnahme aus der Hauptstadt Mexiko Stadt).
Foto: Antonio Estrella, afp Das Erdbeben in Mexiko hat große Zerstörung­en angerichte­t. Viele Menschen starben nach bisherigen Informatio­nen. Über eine Million Mexikaner sind ohne Strom (hier eine Aufnahme aus der Hauptstadt Mexiko Stadt).

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