Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Zweite Wahl spielt mutig

- VON NIKO PFANNENMÜL­LER sport@augsburger allgemeine.de

Bei dieser EM konnte die Équipe Tricolore mit mäßigen Auftritten und Niederlage­n gegen Finnland und Slowenien noch nicht ihre Favoritens­tellung untermauer­n. Zuletzt setzte sich das Team um Euroleague-Star Nando de Colo und NBA-Routinier Boris Diaw aber bei der EM-Generalpro­be in Berlin mit 85:79 durch. „Wir wissen, was auf uns zukommt. Wir sind in der Zeit deutlich gewachsen als Team“, erinnert Bundestrai­ner Chris Fleming an die Partie vor zwei Wochen.

„Die Herausford­erung ist sicherlich groß. Wir brauchen aber keine Angst haben, die Jungs werden selbstbewu­sst ins Spiel gehen.“Für den Coach könnte es der letzte Auftritt sein – eine weitere Beschäftig­ung nach der EM ist durch die Anstellung beim NBA-Klub Brooklyn Nets unmöglich. Sein designiert­er Nachfolger und derzeitige­r Assistent Henrik Rödl verpasste das letzte Duell in Istanbul mit Frankreich in seiner aktiven Zeit wegen einer Fersenoper­ation. Und genau dieses Spiel soll zum guten Omen werden: Mit dem 81:77 im EM-Viertelfin­ale legten Nowitzki & Co. 2001 den Grundstein für eine ganze Ära. Dies will nun auch die Nachfolge-Generation Schröder schaffen.

Die deutsche Nationalma­nnschaft versucht, sich und den Basketball bei der EM in den Fokus zu rücken. Die Ära Dirk Nowitzki ist Geschichte, mit Dennis Schröder dribbelt sich ein neues Gesicht in den Mittelpunk­t. Er ist auf dem besten Weg, ein Star zu werden, eine Führungsfi­gur, die dieser Sport in Deutschlan­d braucht.

Sowohl Schröder als auch Nowitzki sind herausrage­nde Spieler ihrer Generation­en. Wenn auch komplett unterschie­dlich: hier der bescheiden­e Nowitzki. Dort der aufstreben­de und am Rande der Arroganz wandelnde Schröder. Der 23-Jährige mag mit seiner Mentalität in der Heimat nicht überall gut ankommen. Doch ohne dieses Selbstvers­tändnis hätte er es nie in die NBA geschafft. Der deutsche Sport benötigt mehr Gesichter wie Schröder, denen gleichgült­ig ist, was die Medien von ihnen denken.

Nicht, dass Nowitzkis Führungsst­il schlechter war. Als der große Blonde aber mit der Nationalma­nnschaft um die ganze Welt tourte, schienen die anderen Spieler aus Ehrfurcht zu erstarren. „Bitte gib mir nicht den Ball, wir haben doch einen Superstar“– so die Einstellun­g. Dagegen überträgt Schröder sein forsches Auftreten auf seine Nebenleute. Bei der EM hat Deutschlan­d die Vorrunde mit drei Siegen und zwei Niederlage­n abgeschlos­sen. Obwohl die Truppe häufig in der Schlusspha­se schludert, hat sie angeführt von Schröder bislang beste Werbung für Basketball gemacht. Deutschlan­d stellt das jüngste Team der EM – und es spielt mutig auf. Dabei waren die Jungs gar nicht erste Wahl. Erst die Ausfälle der NBA-Spieler Maxi Kleber und Paul Zipser, dem Münchner Maik Zirbes oder Tibor Pleiß, eröffneten die Chance für Neulinge, die sich bisher prächtig verkaufen.

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Foto: Imago/Camera 4 In seiner Wortwahl ist Dennis Schröder, der Jungstar der deutschen Basketball Mannschaft, nicht gerade zimperlich, wenn es darum geht, seine Mannschaft zu mo tivieren.

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