Augsburger Allgemeine (Land Nord)
Das sind die echten Cowgirls und Cowboys
Messe Wer sich gerne wie im Wilden Westen fühlt, kann in Augsburg die richtigen Leute treffen. Auf der „Americana“tummeln sich einige Originale – aber nur noch bis Sonntag
Wenn Harald Ansorge in Arizona aus dem Flugzeug steigt, dann weiß er, jetzt kommt dieser besondere Moment: Gleich wird er durch die knochentrockene Wüstenhitze fahren und auf der „White Stallion Ranch“ankommen. Dort schnappt er sich seinen schwarzen Cowboyhut und schlingt ein Staubtuch um den Hals – und schon geht’s los zu einem Ausritt nach Westernart auf seinem Lieblingspferd Maverick.
In seinem deutschen Leben war Ansorge früher mal Krankenpfleger, dann Automechaniker, jetzt ist er Rentner und Freizeit-Cowboy. Seine Leidenschaft für den amerikanischen Westen lebt er seit 20 Jahren. Damals kam er zum ersten Mal auf die „White Stallion Ranch“im Süden von Arizona. Dort sieht es genauso aus wie in einem Westernfilm. In einem wilden Bergtal, das der Ranch gehört, lebt eine Herde von Longhorn-Rindern. „Die werden nicht gegessen, sie schauen nur gut aus“, sagt Ansorge lachend. Zur Ranch gehören auch 120 Westernpferde, die zum Ausreiten zur Verfügung stehen. Gäste dürfen sich ihr Lieblingspferd selber aussuchen.
Auch Ansorge hat seines: den goldbraunen Wallach Maverick. Er reitet ihn immer dann, wenn er zum Urlaub nach Arizona kommt und mal wieder das Gefühl von Freiheit und Weite spüren will. „Alles, was ich früher in Winnetou-Filmen gesehen habe, lebe ich hier aus“, erzählt er. Auch die White Stallion Ranch war früher Drehort für Westernfilme – etwa für die Fernsehserie „High Chaparral“. Sie war in den 1960er Jahren bei deutschen Fernsehzuschauern sehr beliebt. Inzwischen ist Ansorge für die amerikanische Ranch auch als Werbebotschafter in Deutschland unterwegs. „Ich verkaufe Abenteuer“, sagt er. Auf der Messe Americana tritt er natürlich in seiner Arbeitskleidung als Cowboy auf. Dazu gehört – stilecht – ein Gürtel mit einer großen silbernen Navajo-Gürtelschnalle.
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Ronald Gunia läuft mit einem Revolver im Gürtel übers Messegelände. Auch er sieht aus wie ein Westernheld – aber wie einer vom alten Schlag, als Männer noch gestreifte Hosen statt Blue Jeans trugen, eine silberne Taschenuhr an einer langen Kette in der Tasche hatten und große Sporen an den Stiefeln. „Mein Vorbild ist John Wayne“, erklärt Gunia. „Der war sportlich und ein harter Kerl. Er hat sich in schwierigen Szenen nicht doubeln lassen, das imponiert mir.“Ronald Gunia liebt nicht nur Westernfilme, sondern auch Quarterhorse-Pferde. Um ihnen zu begegnen, muss er nicht bis in die USA fliegen. Er macht regelmäßig Urlaub in Niederbayern, auf der L&B Ranch in Lalling bei Deggendorf. Dort steht auch ein besonders schöner schwarzer Hengst, der nun auf der Americana zu sehen ist. Er hört auf den Namen „Bubbas Black Star“. Besitzerin Kristina Blumoser-Höcker ist sehr stolz auf ihn. Bubbas hat nicht nur eine lackschwarze Farbe, die für diese Rasse eher selten ist. Er hat auch einen guten Charakter und einen ellenlangen Stammbaum. Besonders glücklich ist seine Besitzerin, dass Bubbas auch schon den ersten schönen Nachwuchs gezeugt hat, der ebenfalls schwarz ist. Denn Bubbas ist ein Deckhengst. Stutenbesitzer können seinen Gefriersamen für 950 Euro kaufen.
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Tina Schauer ist beruflich OPSchwester. Doch die Schweizerin verwandelt sich jeden Abend nach der Arbeit in ein waschechtes Cowgirl. Sie zieht ihre Westernklamotten an und geht in den Stall, um dort ihr Pferd „Neitz“zu versorgen. Die Americana in Augsburg besucht Tina Schauer in diesem Jahr zum ersten Mal. Zusammen mit ihren Freunden bleibt sie aber gleich zwei Tage. „Wir sind sehr angetan von dem, was hier geboten wird“, sagt sie mit Blick auf Aussteller und Vorführungen. Auf der Messe hat sie auch ihren neuen Lieblings-Westernhut mit Zickzackmuster gefunden. Was macht eigentlich ein tolles Cowgirl aus? „Es sollte Herz und Köpfchen haben“, findet Tina Schauer. Und was geht gar nicht? „An einem Cowgirl darf nicht alles hochglanzpoliert sein, sonst ist es nicht authentisch.“