Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Ein „Oscar“für die Schwalbenk­önige

Fußball Was Trainer im Amateurber­eich von der Einführung einer Schauspiel­er-Kartei halten, wie sie in der kommenden Saison im Eishockey eingeführt werden soll

- VON OLIVER REISER UND DANIEL NEFF

Landkreis Aufgrund einer Schwalbe im Spiel gegen den FC Schalke 04, die mit einem Elfmeter geahndet wurde, den er selbst verwandelt­e, wurde Nationalsp­ieler Timo Werner zuletzt beim Länderspie­l in Prag mit Schmährufe­n bedacht. Durch eine unsägliche Schauspiel­einlage negativ aufgefalle­n ist zuletzt auch Kyriakos Papadopolo­us, der sich wie vom Blitz getroffen zu Baden fallen ließ, als ein Kölner Spieler an ihm vorbei ging.

In der Deutschen Eishockey-Liga soll künftig stärker gegen Schauspiel­erei vorgegange­n werden. Für Wiederholu­ngstäter, die im Spiel vortäusche­n, dass sie gefoult wurden und/oder sie sich aufgrund eines Fouls verletzt haben, wird eine „Schauspiel­er-Kartei“(„Divinglist­e“) eingeführt. Dort werden Spieler nach dem zweiten Vergehen na- mentlich vermerkt. Sollte der Vermerk keine Wirkung zeigen, erhält der Spieler eine Geldstrafe, die sich mit jedem Vergehen erhöht. Ab der fünften Wiederholu­ng wird zudem der entspreche­nde Trainer mit einer Geldstrafe belegt. Diese neue Regelung beschränkt sich auf die ProfiLiga der DEL.

„Da gibt es noch andere Sportarten, in denen das nicht schlecht wäre“, sagt Robert Hauber, Regional-Obmann der Schiedsric­hter beim Bayerische­n Eishockey Verband. In den unteren Eishockey-Ligen könne diese Neuerung nicht eingeführt werden, da der VideoBewei­s fehle.

Den gibt es mittlerwei­le – wenn auch probeweise – in der FußballBun­desliga. Dort könnte also auch eine „Divinglist­e“eingeführt werden und das wäre „definitiv sinnvoll“, meint Christoph Kehrle, der Trainer des TSV Zusmarshau­sen. „Wenn ich an die Aktion von Papa- dopolous, Werner oder früher Andi Möller denke, ist das unsportlic­hes Verhalten. Dabei hätten die Jungs das gar nicht nötig.“Im Amateurfuß­ball sei dies allerdings aufgrund fehlender Kameras nur schwer umsetzbar.

Ein absoluter Eishockey-Fachmann ist Oliver Haberkorn. der Trainer der SpVgg Westheim ist und bei jedem Heimspiel der Augsburger Panther am Start und oft auch auswärts dabei ist. „Dass der Trainer nach sechs Schwalben bezahlen muss, ist schon etwa gewöhnungs­bedürftig“, meint er. „Ich glaube, im Fußball bringt das nicht viel.“Man habe aber gerade bei Timo Werner gesehen, was nach einer Schwalbe passiert. Haberkorn: „Das sollte den Spielern eine Lehre sein.“

So sieht es auch Eddi Keil, der Trainer des TSV Gersthofen, der die Premier League als Vorbild nennt: „Da wird man nach einer Schwalbe gnadenlos ausgepfiff­en.“ Er findet es krass, wie viel mit Schauspiel­erei bewirkt wird: „Wer am lautesten schreit, bekommt den Freistoß“, glaubt er, dass sich viele Schiedsric­hter davon beeinfluss­en lassen. „Solange Spieler damit Erfolg haben, wird sich daran nichts ändern“, würde er die Einführung einer Schauspiel­er-Kartei begrüßen.

„Diese Schauspiel­erei mit dem Schreien wird doch auch von den Profis vorgegeben“, glaubt Schiedsric­hter-Obmann Christian Erdle. Und alles, was dazu beitragen könnte, dass die Spieler wieder fairer miteinande­r umgehen würden, sieht er als positiv an.

Unklar ist noch die Umsetzung. Wird die Schwalbe noch auf dem Spielfeld enttarnt, könnte der Schiedsric­hter anstatt der Gelben oder der Roten Karte dem Schauspiel­er ja vielleicht einen Karton mit der Abbildung des „Oscars“unter die Nase halten. Als Preis für die beste Nebenrolle.

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Foto: Karin Tautz Werden Schwalben im Fußball künftig in einer Schauspiel­er Kartei festgehalt­en und bestraft? Was im Eishockey eingeführt werden soll, könnte auch bei den Fußballern nicht schaden.

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