Augsburger Allgemeine (Land Nord)
Ein „Oscar“für die Schwalbenkönige
Fußball Was Trainer im Amateurbereich von der Einführung einer Schauspieler-Kartei halten, wie sie in der kommenden Saison im Eishockey eingeführt werden soll
Landkreis Aufgrund einer Schwalbe im Spiel gegen den FC Schalke 04, die mit einem Elfmeter geahndet wurde, den er selbst verwandelte, wurde Nationalspieler Timo Werner zuletzt beim Länderspiel in Prag mit Schmährufen bedacht. Durch eine unsägliche Schauspieleinlage negativ aufgefallen ist zuletzt auch Kyriakos Papadopolous, der sich wie vom Blitz getroffen zu Baden fallen ließ, als ein Kölner Spieler an ihm vorbei ging.
In der Deutschen Eishockey-Liga soll künftig stärker gegen Schauspielerei vorgegangen werden. Für Wiederholungstäter, die im Spiel vortäuschen, dass sie gefoult wurden und/oder sie sich aufgrund eines Fouls verletzt haben, wird eine „Schauspieler-Kartei“(„Divingliste“) eingeführt. Dort werden Spieler nach dem zweiten Vergehen na- mentlich vermerkt. Sollte der Vermerk keine Wirkung zeigen, erhält der Spieler eine Geldstrafe, die sich mit jedem Vergehen erhöht. Ab der fünften Wiederholung wird zudem der entsprechende Trainer mit einer Geldstrafe belegt. Diese neue Regelung beschränkt sich auf die ProfiLiga der DEL.
„Da gibt es noch andere Sportarten, in denen das nicht schlecht wäre“, sagt Robert Hauber, Regional-Obmann der Schiedsrichter beim Bayerischen Eishockey Verband. In den unteren Eishockey-Ligen könne diese Neuerung nicht eingeführt werden, da der VideoBeweis fehle.
Den gibt es mittlerweile – wenn auch probeweise – in der FußballBundesliga. Dort könnte also auch eine „Divingliste“eingeführt werden und das wäre „definitiv sinnvoll“, meint Christoph Kehrle, der Trainer des TSV Zusmarshausen. „Wenn ich an die Aktion von Papa- dopolous, Werner oder früher Andi Möller denke, ist das unsportliches Verhalten. Dabei hätten die Jungs das gar nicht nötig.“Im Amateurfußball sei dies allerdings aufgrund fehlender Kameras nur schwer umsetzbar.
Ein absoluter Eishockey-Fachmann ist Oliver Haberkorn. der Trainer der SpVgg Westheim ist und bei jedem Heimspiel der Augsburger Panther am Start und oft auch auswärts dabei ist. „Dass der Trainer nach sechs Schwalben bezahlen muss, ist schon etwa gewöhnungsbedürftig“, meint er. „Ich glaube, im Fußball bringt das nicht viel.“Man habe aber gerade bei Timo Werner gesehen, was nach einer Schwalbe passiert. Haberkorn: „Das sollte den Spielern eine Lehre sein.“
So sieht es auch Eddi Keil, der Trainer des TSV Gersthofen, der die Premier League als Vorbild nennt: „Da wird man nach einer Schwalbe gnadenlos ausgepfiffen.“ Er findet es krass, wie viel mit Schauspielerei bewirkt wird: „Wer am lautesten schreit, bekommt den Freistoß“, glaubt er, dass sich viele Schiedsrichter davon beeinflussen lassen. „Solange Spieler damit Erfolg haben, wird sich daran nichts ändern“, würde er die Einführung einer Schauspieler-Kartei begrüßen.
„Diese Schauspielerei mit dem Schreien wird doch auch von den Profis vorgegeben“, glaubt Schiedsrichter-Obmann Christian Erdle. Und alles, was dazu beitragen könnte, dass die Spieler wieder fairer miteinander umgehen würden, sieht er als positiv an.
Unklar ist noch die Umsetzung. Wird die Schwalbe noch auf dem Spielfeld enttarnt, könnte der Schiedsrichter anstatt der Gelben oder der Roten Karte dem Schauspieler ja vielleicht einen Karton mit der Abbildung des „Oscars“unter die Nase halten. Als Preis für die beste Nebenrolle.