Augsburger Allgemeine (Land Nord)
Der Auftritt Adenauers
Die Zeitungen verkünden es am
Über einer Zeichnung nach dem Passfoto von Konrad Adenauer steht „Der neue Kölner Oberbürgermeister“. Der 41-jährige Zentrumspolitiker ist mit den Stimmen seiner Partei und der Liberalen einstimmig gewählt worden. Er stammt aus bescheidenen Verhältnissen, studierte Volkswirtschaft und Jura, und letzteres führte auch zur politischen Karriere, weil der Chef der Kanzlei, bei der Adenauer als Jurist Anstellung gefunden hatte, zugleich Vorsitzender der Kölner Zentrumsfraktion war. 1906 wurde er Abgeordneter, in den Krieg wurde er wegen eines Lungenleidens nicht eingezogen, machte sich in der Heimat aber um die immer schwieriger werdende Ernährung der Bevölkerung verdient – sodass die Kommission für die Wahl des Bürgermeisters die Stelle gar nicht mehr öffentlich ausschrieb, als Amtsinhalber Max Wallraf (Onkel von Adenauers erster und knapp ein Jahr zuvor gestorbener Frau) ins Reichsamt des Inneren weiterzog. In der Antrittsrede sagt Adenauer am
„…Der Kriegssturm rast durch unsere Welt, und die von ihm aufgejagten schweren Wolken verwehren uns noch mehr als sonst den Blick in die Zukunft… Sozial bluten wir aus tausend Wunden. Aber der Krieg hat uns auch die Augen für unsre sozialen Pflichten geöffnet. Er hat uns davon überzeugt, dass wir alle Glieder eines Körpers sind, dass das Wohl und Wehe eines Standes letztlich auch das des anderen ist. Unsre soziale Erkenntnis hat der Krieg erweitert und vertieft: Der Hebung aller Klassen, die eine solche bedürfen, muss unsre soziale Arbeit gelten und sie muss sich erstrecken auf alle Gebiete menschlichen Lebens… Noch hat kein Feind den Boden unsrer Stadt betreten, noch hat kein Blut die Welle unsres Rheins gerötet und unversehrt ragen die Türme des Domes zum Himmel. Das danken wir dem Heldenmut des unter dem kraftvollen Zepter unseres erhabenen Kaisers für immer geeinten deutschen Volkes, des Volkes, das sich gleichgroß gezeigt hat im Kampf und Streit wie im Dulden und Ertragen…“(ws)