Augsburger Allgemeine (Land Nord)
Was bleibt, sind Trümmer
Katastrophe Das Jahrhundert-Erdbeben in Mexiko fordert immer mehr Todesopfer. Dabei kam das Land noch einigermaßen glimpflich davon
Mexiko Stadt Nach dem stärksten Erdbeben in der Geschichte Mexikos ist die Zahl der Todesopfer auf mindestens 90 gestiegen. Alleine im Bundesstaat Oaxaca habe sich die Zahl der Toten von bislang 46 auf 71 erhöht, teilte die Zivilschutzbehörde des Bundesstaats am Samstag (Ortszeit) mit. Zudem starben in Chiapas 15 und im Bundesstaat Tabasco vier Menschen. Rettungskräfte suchten auch am Sonntag teils mit bloßen Händen nach Verschütteten.
Das Beben in der Nacht zu Freitag hatte eine Stärke von 8,2. Sein Zentrum lag im Pazifik, 137 Kilometer südwestlich von Tonalá im Bundesstaat Chiapas. Es gilt neben einem Beben aus dem Jahr 1932 als stärkstes je gemessenes in Mexikos Geschichte. Fast 800 Nachbeben folgten bislang. „Die Kraft der Natur mag zerstörerisch sein, aber die Kraft der Einheit und der Solidarität der Mexikaner ist weitaus größer“, sagte Mexikos Präsident Enrique Peña Nieto nach einem Besuch im Katastrophengebiet.
Rund 1800 Soldaten helfen bei den Rettungsarbeiten. Rund 50 Millionen Menschen spürten die heftigen Erdstöße, auch in der Hauptstadt Mexiko-Stadt. Zeitweise waren rund 1,5 Millionen Menschen ohne Strom. Im Zentrum der Hauptstadt schwankte sogar das Unabhängigkeitsdenkmal mit dem goldenen Engel auf der Spitze bedenklich, stürzte aber nicht ein.
Viele Menschen sind obdachlos geworden. Am schlimmsten traf es die 98000-Einwohner-Stadt Juchitán, 720 Kilometer südöstlich von Mexiko-Stadt. In zwei Minuten stürzten dort zwei der bekanntesten Gebäude ein – der Palacio Municipal, Sitz des Bürgermeisters, und die Kirche San Vicente Ferrer. Präsident Peña Nieto versprach bei einem Besuch Juchitáns inmitten der Trümmerberge schnelle Hilfe. Die Regierung ordnete eine dreitägige Staatstrauer an.
Das jüngste Beben war zerstörerisch – dennoch kam Mexiko weitaus glimpflicher davon als beim Erdbeben 1985 mit einer Stärke von 8,1. Damals lag dessen Zentrum weitaus näher an Mexiko-Stadt. Fast 10 000 Menschen starben, die Hauptstadt wurde schwer verwüstet. Mexiko befindet sich in einer der weltweit aktivsten Erdbebenzonen, allein 2016 wurden hier rund 15 400 Erdbeben gezählt.