Augsburger Allgemeine (Land Nord)
Eine Putzfrau rastet aus
Polit-Farce zur Bundestagswahl
CLAUDIUS WIEDEMANN
Knapp zwei Wochen vor der Bundestagswahl ist in den Kinos die Politund Mediensatire „Das schaffen wir schon“angelaufen. Zum Augsburger Filmstart waren Produzentin Moya Neilson und Schauspieler Günther Brenner ins Thalia-Kino gekommen. Die Zuschauer durften schmunzeln und lachen ob dieser absurden Film-Groteske.
Der Filmtitel zitiert jenen Ausspruch Angela Merkels, als sie mit Blick auf die Flüchtlingswelle 2015 formuliert hatte: „Wir schaffen das.“Drehbuchautor und Regisseur Andreas Arnstedt, bekannt aus der Vorabendserie „Küstenwache“, nahm diesen Ausspruch zum Anlass, um böse und oft scharfzüngig Politik wie Medien anzuprangern, denen es niemals darum gehe, etwas zu schaffen. Trotz satirischer Politkritik stehen in seinem Film Klamauk und Groteske im Vordergrund.
Was passiert? In einer FernsehTalkrunde mit den Spitzenkandidaten aller Parteien taucht plötzlich Putzfrau Susanne (Marie Schöneburg) auf. Sie nimmt die Politiker als Geiseln und schnallt ihnen Sprengstoffgürtel um. Susanne fordert Grundeinkommen für alle und einen sicheren Job. Von dieser Ausgangssituation aus dreht sich das Rad der Satire in immer absurdere Situationen. Allerdings verpuffen so manche Pointen und die parodierten Politiker werden mit Verlauf des Films eher blasser, als dass sie an Kontur gewönnen. Dennoch amüsiert man sich weitgehend über die neunzig Minuten, wenn man diese Art des schwarzen und teils derben Humors mag.
Produzentin Moya Neilson jedenfalls war von den Publikumsreaktionen angetan. „Hier in Bayern lacht man viel mehr über die CSU.“Es sei nicht einfach gewesen, die Figuren für die Parodien zu finden, erklärte Neilson. Im Ergebnis überzeugt nun die Figur Horst Seehofers am wenigsten, umso glaubhafter sind Linken-Politikerin Sahra Wagenknecht und Kanzleramtsminister Peter Altmaier. Übertroffen werde diese nur von der Figur der Kanzlerin. In stoischer Ruhe und mit wie in Stein gemeißelten Mundfalten überzeugt Manuela Biedermann im Film. Die realen Ereignisse hätten während des Drehs einiges verändert, verriet die Produzentin. „Plötzlich war Martin Schulz Spitzenkandidat, aber wir waren bereits am Drehen und so rasch konnte da niemand gefunden werden.“Für Günther Brenner, der Peter Altmaier verkörpert, war es eine Herausforderung, eine reale Figur zu spielen. „Einen Politiker habe ich noch nie gespielt. Das war eine super Rolle für mich.“
Auf Reaktionen der Realpolitiker wartet das Team noch. Günther Brenner wusste auch, weshalb Politiker in diesen langweiligen Talkshows immer nur in Allgemeinplätzen sprechen. „Die wollen wieder gewählt werden. Ich wähle meistens den gemischten Vorspeisenteller.“
Angela Merkels Mundwinkel sind in Stein gehauen