Augsburger Allgemeine (Land Nord)
Begegnung bei Gulasch und Tanz
Europa Dinkelscherbens Partnergemeinde Kunbaja feiert 200. Geburtstag. Was die Delegation aus der Reischenau erlebt
Dinkelscherben Kunbaja ist die ungarische Partnergemeinde des Marktes Dinkelscherben. Sie feierte nun das 200-jährige Bestehen ihrer urkundlichen Erwähnung. Aus diesem feierlichen Anlass luden die ungarischen Freunde eine 33-köpfige Delegation aus Dinkelscherben, darunter drei Gemeinderäte mit dem Zweiten Bürgermeister Willibald Gleich, zu sich ein.
Nach der langen Busfahrt wurden die Dinkelscherber herzlich empfangen und von Grundschulkindern mit Liedern und Tänzen begrüßt. Die Grund- und Hauptschule in Kunbaja ist die einzige in der Region, in der in sechs Wochenstunden Deutsch gelernt wird. Sportmannschaften der Kunbajer und Dinkelscherber Tischtennis- und Stockschützen-Abteilungen lieferten sich spannende Länderturniere, und gleichzeitig machte sich eine Gruppe zu einem Rundgang durch den Ort auf. Der erste Tag fand seinen gemütlichen Ausklang im Garten des Kulturhauses bei Musik und traditionellem Gulasch.
„Am nächsten Morgen erlebten wir den traditionellen Weinleseumzug, bei dem wir mit geschmückten Pferdekutschen und Traktorgespannen zusammen mit allen Dorfkindern in altschwäbischer und ungarischer Tracht im Ort fuhren“, erzählt Viktoria Aumann. Sie ist die Vorsitzende des Förderkreises Partnerschaften und hat die Fahrt nach Kunbaja organisiert. „Dort gab es jeweils Musik, Gruppentanz, Dank und Bitte für die Ernte in ungarischen und deutschen Reimen“, berichtete Aumann. Parallelen zum Dinkelscherber Schäfflertanz seien deutlich erkennbar gewesen. Noch festlicher wurde es am Abend zur Feier des Gemeindejubiläums im geschmückten Saal des Kulturhauses. 250 Gäste und viel Prominenz sangen die beiden Nationalhymnen, worauf Kunbajas Bürgermeister Tibor Patocskai und die Vorsitzende des deutsch-ungarischen Vereins, Hajnalka Kocsi, den Abend mit einem Auszug aus der Historie des Ortes eröffneten. Nach der völligen Zerstörung des 400-jährigen Ortes durch die Türken Ende des 17. Jahrhunderts erfolgte erst wieder 1817 die Neubesiedlung des entvölkerten Gebietes. Dies geschah hauptsächlich durch ausgewanderte, verarmte Pfälzer und Schwaben. Denn dort fanden sie fruchtbares Land und kultivierten es mit deutschem Fleiß und deutscher Gründlichkeit. Sie pflegten friedliche Gemeinsamkeit mit den ungarischen Nachbarn, bewahrten die deutsche Sprache und respektierten sich gegenseitig in Kultur und Religion, bis sie Ende des Zweiten Weltkrieges als unerwünschte Bevölkerungsgruppe Haus und Hof verlassen mussten. „Bis heute bestehen freundschaftliche und nachbarschaftliche Verbindungen oder sind neu entstanden“, erklärt Aumann. Dies bekräftigte auch Willibald Gleich. Neben Grüßen und Glückwünschen aus dem Rathaus überreichte der Zweite Bürgermeister auch eine neue Ortstafel und bayerisches Bier als Geschenke. Die Kunbajer-Deutsche Volkstanzgruppe der Grundschüler führte Tänze aus diesen Regionen vor, und nach dem Festmenü feierte, tanzte und sang Jung und Alt zusammen bis in die frühen Morgenstunden.
Nach dem Sonntagsgottesdienst, vorwiegend in deutscher Sprache, in der mit Bibelzitaten in Deutsch ausgeschmückten Kirche war schon wieder Verabschieden angesagt. „Wir erlebten herzliche, echte Gastfreundschaft mit Mengen von landestypischen Speisen und Getränken, sodass die Verpflegung mehr als gesichert war“, resümiert Aumann.