Augsburger Allgemeine (Land Nord)
Vom Selbstporträt zum Spiel mit Farben
Ausstellung Julia Winter aus Dillingen zeigt in der Schwäbischen Galerie Oberschönenfeld große Bandbreite in ihren Gemälden unter dem Motto „No magic for me today“
Oberschönenfeld Auch wenn das Schwäbische Volkskundemuseum Oberschönenfeld seine Dauerausstellungen über „Bräuche durchs Jahr – Feste im Leben“und „Wohnen und Leben auf dem Land“ab dem heutigen Montag, 11. September, überarbeitet und daher den Ochsenstall für rund ein Jahr schließt – die Kunstausstellungen in der Schwäbischen Galerie im „Bräumeisterstadel“gehen weiter. Die Neueste zeigt Malerei der Dillinger Künstlerin Julia Winter.
Unter dem Motto „No magic for me today“hat sie eine Reihe von zum großen Teil neuesten Arbeiten zusammengestellt, die ein anschauliches Bild ihrer künstlerischen Entwicklung zeigen. Julia Winter kommt zunächst aus der figurativen Malweise, hat zunächst viele Selbstporträts angefertigt. Mehrere unter anderem eines ohne Titel, dass sie auf einem Bein fast medidativ erscheinend zeigt, sind in Oberschönenfeld zu sehen.
„Es geht mir aber weniger um eine genaue, naturalistische Darstellung, sondern mehr um die Arbeit und das Experimentieren mit Farben“, erklärt sie im Gespräch mit unserer Zeitung. So bringt sich auch Sprachelemente in ihre Arbeiten ein. „Textteile erscheinen im Werk von Julia Winter in verschiedenen Gewändern: Als Statement, als Wort oder einfach nur als ein skripturales Element“, beschrieb Mechthild Müller-Hennig, wissenschaftliche Mitarbeiterin der Schwäbischen Galerie, die Arbeitsweise Winters.
Auf den ersten Blick sticht dem Betrachter ins Auge, wie spielerisch – und dennoch mit welcher künstle- rischen Ernsthaftigkeit Julia Winter mit den Farben umgeht. Sie sagt selbst: „Am Schönsten ist es immer wieder, wenn ich mich beim Malen selbst überraschen kann und neue Kombinationen herauskommen, an die ich vorher nicht gedacht hätte.“Und diese Freude an der farblichen Gestaltung soll sich auch auf den Be- trachter übertragen. „Er soll selbst schon fast Lust bekommen, zu malen.“Die mit Acrylfarben, Pinsel, Spachtel und Spray oftmals in vielen Schichten gearbeiteten Gemälde wirken sehr spontan und spiegeln den Malprozess der Künstlerin wieder, betonte Museumsleiterin Beate Spiegel. Die Gemälde werden aber nicht selten nach längerer Zeit wieder bearbeitet, Motive aber auch wieder verworfen.
Bei den ungegenständlichen Arbeiten auf Leinwand und Papier entstehen manchmal an einem Tag bis zu zwölf Blätter. Jedes davon kann für sich stehen. Meist reduziert Julia Winter die Bandbreite auf drei Farben. „Diese skizzenhaften Momentaufnahmen verdeutlichen, wie viele Facetten ein Tag haben kann“, so Mechthild Müller-Hennig weiter. Demzufolge habe das Motto der Ausstellung, „No magic for me today“, aber auch die deutliche Botschaft: „Nicht jeden Tag passiert etwas Spannendes.“Hier ist außer der gleichnamigen Schrift eine Fläche nur in Weiß gehalten. Spielerisch einnehmend wie die Gemälde war bei der Vernissage auch die Musik der beiden Fagottisten Raphael Sirch und Laurens Zimpel vom Ensemble „fagotti parlandi“.
O
Öffnungszeiten bis zum 5. November Dienstag bis Sonntag von 10 bis
17 Uhr, Schwäbische Galerie des Volkskundemuseums Oberschönenfeld.