Augsburger Allgemeine (Land Nord)
Start ins Schuljahr: Die Lehrerin im Lampenfieber
Jessica Jaremkow steht das erste Mal vor ihrer Klasse in der Pestalozzi-Grundschule in Gersthofen. Wie sie den Tag in der 2d erlebt und was sie überrascht hat
Gersthofen Ein Lächeln strahlt auf ihrem Gesicht, die Vorfreude ist spürbar: „Ich bin sehr gespannt auf die Kinder, aber auch etwas nervös“, gibt Jessica Jaremkow ihr Lampenfieber zu. Sie startet heute in ihr erstes Jahr. Eine Schultüte bekommt sie aber nicht, und das aus gutem Grund: Die ursprünglich aus Gablingen stammende junge Frau übernimmt heute ihre erste Klasse als Lehrerin, die 2d der PestalozziGrundschule in Gersthofen.
Auch die Schüler warten gespannt auf ihre Lehrerin, wie der achtjährige Aaron Müller, der sich noch nicht sicher ist, wie sie „so sein wird“. Um fünf vor acht beginnt die Stunde, die 28 Schüler sitzen in Raum 104 und starren auf Jessica Jaremkow. Nach der Begrüßung sammelt sie die unterschriebenen Zeugnisse des letzten Jahres ein und lässt die Buben und Mädchen Namensschilder aufstellen. Beim traditionellen Stuhlkreis und dem Erzählen der Sommererlebnisse lösen sich die ersten Hemmungen. Die Kinder erzählen vom italienischen Strand, vom Muschelsammeln an der Ostsee oder dem Besuch bei den Großeltern in Kasachstan. Einige Erzählungen führen sogar zu Diskussionen, so will einer der Schüler einen Tornado im Urlaub gesehen haben. Ein Teil der Buben und Mädchen kennt dieses Wetterphänomen nicht, der andere Teil glaubt nicht an die Geschichte. Jaremkow greift das Thema spontan auf und erklärt den Kindern die Entstehung der Luftwirbel.
Ebenfalls während des Stuhlkreises erhält die Gersthoferin bereits die ersten Komplimente: „Du bist viel netter als unsere alte Lehrerin“, ruft eines der Kinder in die Runde. Auch das Interesse steigt an, eine der Schülerinnen fragt direkt: „Wie alt bist du eigentlich?“
Je näher jedoch der magische Pausengong kommt, desto mehr ist den Kindern die Unruhe anzumerken. Plötzlich müssen viele auf die Toilette. Bald darauf folgt die Erlösung, die Pause beginnt. Danach werden der Stuhlkreis fortgesetzt und anschließend noch die Lehrbücher verteilt. Nach vier Schulstun- den ist der erste Tag vorbei. Erleichtert fasst Jessica Jaremkow ihr „Debüt“zusammen: „Auch wenn es nicht leicht ist mit 28 Kindern in einer Klasse, hat es natü}rlich großen Spaß gemacht.“Eines hat sie aber überrascht: Die Schüler seien noch nicht so selbstständig, wie sie es zuvor erwartet hatte. Anstatt sich nach der Beendigung einer Aufgabe hinzusetzen und sich selbst zu beschäftigen, sind sie aufgestanden und vor zur Lehrerin gegangen. Auch die Schreibschrift konnten einige Schüler nicht lesen. „Aber das kriegen wir schon noch hin“, fügt sie zuversichtlich hinzu.
Diese Woche lässt es die Lehrerin noch etwas lockerer angehen: Heute verteilt sie zuerst die Klassendienste: Besonders um die Versorgung der Pflanzen und das Fegen des Bodens müssen sich die Schüler in Zukunft kümmern. Die Materialliste und die Regeln müssen ebenfalls erarbeitet werden. Danach wiederholt die Klasse den Stoff aus dem vergangenen Jahr. Ab nächster Woche soll es aber dann richtig losgehen: Die Klasse startet in das neue Schuljahr.