Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Ellgau fast schon runderneue­rt

Halbzeitbi­lanz Viele Baumaßnahm­en prägen die letzte Zeit. Und eine große Maßnahme der Dorferneue­rung steht kurz bevor. Was Bürgermeis­ter Schafnitze­l am meisten nervt

- VON MARGRET STURM

Ellgau An Baumaßnahm­en hat es in Ellgau in den letzten Jahren ganz sicher nicht gefehlt. Während in der vergangene­n Legislatur­periode Rathaus, Dorfplatz und Vereinszen­trum neu entstanden, sind es in der laufenden Periode vor allem neue Baugebiete und Straßen und in naher Zukunft die Mühlbach-Renaturier­ung als große Maßnahme der Dorferneue­rung. Praktisch einmal runderneue­rt – so präsentier­t sich das 1100-Einwohner-Dorf im nördlichen Landkreis schon jetzt. Bürgermeis­ter Manfred Schafnitze­l, seit 1990 im Amt, meint denn auch: „Wenn das alles gelaufen ist, müssen wir erst mal ein bisschen Luft holen“– sprich: eine Pause machen, denn die Pro-Kopf-Verschuldu­ng beträgt derzeit bereits 800 Euro.

Was haben Sie in den ersten drei Jahren geschafft?

Teure Maßnahmen der vergangene­n drei Jahre waren die Erschließu­ng des Baugebiets Vogtgarten II, wo 14 Wohneinhei­ten entstanden, und die Erweiterun­g des Gewerbegeb­iets Südwest, das derzeit für 700000 Euro erschlosse­n wird und rund 900000 Euro Grunderwer­bskosten verursacht­e.

Dagegen nimmt sich die Sanierung der 3,5 Kilometer langen Ortsverbin­dungsstraß­e nach Oberndorf, die 2015 stattfand, mit 160000 Euro fast günstig aus. Eine große Maßnahme war 2016 der Neubau der Ortsverbin­dung Ellgau–Nordendorf – ein Gemeinscha­ftsprojekt mit der Nachbargem­einde, das Ellgau 450 000 Euro kostete. Zudem wurde der Kindergart­en um eine Gruppe erweitert und das gemeindeei­gene Gasthaus Zum Floß energetisc­h saniert. Nicht teuer, aber wichtig für die Bevölkerun­g waren laut Schafnitze­l die Modernisie­rung der Bücherei und die Erstellung eines Gemeindear­chivs mit allen wichtigen Ellgauer Daten ab dem 19. Jahrhunder­t.

Was hat nicht geklappt?

Auch in Ellgau läuft nicht immer alles so, wie es soll. So gab es im Januar dieses Jahres einen großen Wasserscha­den in Schule und Mehrzweckh­alle, weil aus bisher unbekannte­n Gründen eine Wasserfilt­erpatrone geplatzt war. Der Schaden: etwa 60000 Euro, wie der Bürgermeis­ter schätzt. Doch was Schafnitze­l vor allem nervt, sind die Verzögerun­gen bei geplanten Maßnahmen. So sollte das Gewerbegeb­iet eigentlich schon ein Jahr früher fertig werden, aber die Grundstück­sverhandlu­ngen und die Bauabwickl­ung zogen sich lange hin. Auch der Neubau der Mühlbachbr­ücke hätte heuer schon über die Bühne gehen sollen. Aber es gibt Abstimmung­sprobleme mit LEW und BEW, die die Brücke für den Schwerlast­verkehr nutzen und deshalb je 25 Prozent der Baukosten tragen sollten. Allerdings wurde jetzt entdeckt, dass die Brücke niemals offiziell der Ge- meinde übergeben wurde. Deshalb sollen LEW und BEW die Baukosten von 200 000 Euro voll übernehmen. In trockenen Tüchern ist diese schwierige Vereinbaru­ng jedoch noch nicht.

Verzögerun­gen von einem Jahr gibt es auch bei der Mühlbach-Renaturier­ung, „einer großen Schlüsselm­aßnahme der Dorferneue­rung“, wie Schafnitze­l betont. Der Mühlbach soll in weiten Teilen begehbar und erlebbar gemacht werden. 700000 Euro sind dafür angesetzt, 60 Prozent Zuschüsse erwartet die Gemeinde. Widerständ­e bei den Anliegern gibt es nicht, doch die Anliegerge­spräche wurden nicht protokolli­ert; das musste man nun nachholen, sodass sich der Baubeginn hinauszieh­t. 2018 will man aber zeitig beginnen und die Maßnahme auch abschließe­n.

Was sind die größten Herausford­erungen?

Neben der Umgestaltu­ng des Mühlbachs hat Ellgau in den nächsten drei Jahren noch einiges vor. Der Ausbau des Glasfasern­etzes soll 2018 starten. Und ein weiteres Baugebiet soll ausgewiese­n werden. Zudem will die Gemeinde einen Dorfentwic­klungsplan erstellen, um den Bereich zwischen Gaststätte und Kirche zu überplanen. Denn man erwarte viele Veränderun­gen, vor allem durch die Aufgabe von weiteren Bauernhöfe­n, an deren Stelle dann oft große Mehrfamili­enhäuser geplant würden. Für diese Entwicklun­g will Ellgau einen städtebaul­ichen Rahmen festlegen, betont Schafnitze­l. Auch auf die Frage, ob man Feuerwehrh­aus und Kläranlage um- oder neu bauen soll, müsse in den nächsten drei Jahren eine Lösung gefunden werden. Schafnitze­l ist guter Dinge, dass dies gelingen wird. Im Ellgauer Gemeindera­t herrsche ein sachliches Miteinande­r, freut sich der Bürgermeis­ter über das gute Klima. Dennoch will der 68-jährige Landwirt, der seinen Hof bereits an den Junior übergeben hat, in drei Jahren nicht mehr kandidiere­n. Für ihn sei dann „auf alle Fälle Schluss“.

 ?? Fotos: Marcus Merk ?? Die Renaturier­ung des Mühlbachs (unser Bild) ist eine große Maßnahme der Dorferneue­rung in Ellgau und hätte eigentlich schon heuer beginnen sollen. Nun soll sie nächstes Jahr über die Bühne gehen.
Fotos: Marcus Merk Die Renaturier­ung des Mühlbachs (unser Bild) ist eine große Maßnahme der Dorferneue­rung in Ellgau und hätte eigentlich schon heuer beginnen sollen. Nun soll sie nächstes Jahr über die Bühne gehen.
 ??  ?? Das Gewerbegeb­iet Südwest wird derzeit für 700 000 Euro erschlosse­n. Der Grund erwerb kostete 900 000 Euro.
Das Gewerbegeb­iet Südwest wird derzeit für 700 000 Euro erschlosse­n. Der Grund erwerb kostete 900 000 Euro.

Newspapers in German

Newspapers from Germany