Augsburger Allgemeine (Land Nord)
Wissenswertes über Holunder
Schwarzer Holunder ist einer der vielsei tigsten Wildsträucher. Man findet den „Holler“in vielen Liedern und Sa gen wieder. Früher sollte vor jedem Haus ein Holunderstrauch stehen, denn er schützte vor dem Bösen und diente als Apotheke. Der Holunder wirkt reini gend, entschlackend, kräftigend und soll Entzündungen und Schmerzen lin dern.
● Ernte Die Blüten werden von Mitte Mai bis Juli gepflückt, die Früchte werden von August bis Oktober geern tet. Sowohl die Blüten als auch die Früchte werden genutzt. Werden im Frühling die Blüten geerntet, sollten immer genügend am Strauch bleiben, damit im Herbst auch noch Früchte für Vögel zur Verfügung stehen. Holun der ist für viele Zugvögel Reiseprovi ant. Dank der Vögel vermehrt sich der Holunder frei in der Natur, da sie den Samen über den Verzehr der Früchte verbreiten.
● Nährstoffe In unserer Region sind der schwarze und der rote Holunder heimisch. Die Früchte des roten Holun ders müssen vor dem Verzehr erhitzt werden. Der schwarze Holunder ist reich an Vitamin C, B Vitaminen und Fol säure. Vitamin C stärkt die Abwehrkräf te. Der sekundäre Pflanzenstoff Sam bucyanin wirkt gegen Herz Kreislauf Krankheiten und Erkältungen. Er verleiht den Früchten ihre intensive Far be.
● Gift In unreifen Früchten ist der Gift stoff Sambunigrin enthalten, der sich auch in der Rinde und in den Blättern befindet. Er kann bei empfindlichen Personen zu Erbrechen, leichten Krämpfen und Durchfall führen. Rei fe Früchte sind nahezu frei von Sambu nigrin. Manche Personen reagieren trotzdem mit Übelkeit, wenn die Früchte roh verzehrt werden. Das Gift wird bei 80 Grad Celsius zerstört; deswegen sollten die Früchte vor dem Verzehr erhitzt werden.
● Sekundäre Pflanzenstoffe Sekun däre Pflanzenstoffe sind erst seit den 90er Jahren im Gespräch. Sie liefern keine Energie und wurden deswegen lange Zeit als unwichtig empfunden. Für die Pflanze bedeuten sie Schutz ge genüber Schimmelpilzen und Bakterien. Sie verleihen den Pflanzen ihre typi schen Farben und Düfte und wirken zum Beispiel antibakteriell oder antikan zerogen. Es zeichnet sich immer mehr ab, dass sekundäre Pflanzenstoffe sich sehr positiv auf unsere Gesundheit auswirken. Eine der bekanntesten ist zum Beispiel der Farbstoff der roten Trauben (Rotwein), der sich positiv auf das Herz Kreislauf System auswirkt. ● Verarbeitung Die Holunderblüten werden meist zu Sirup oder Gelee verarbeitet. Beliebt ist auch das ausba cken der Blüten in Teig zu Küchle. Die Früchte können zu Saft verarbeitet werden oder auch zu Marmelade. Da der Geschmack aber sehr intensiv ist, bietet es sich an, die Säfte und Mar meladen mit anderen Früchten zu mi schen. Säfte und Marmeladen kön nen auch in Desserts und Kuchenfüllun gen weiterverarbeitet werden.
● Hausmittel Früher wurde Leder mit Holunder gefärbt, heutzutage be nutzt die Lebensmittelindustrie ihn zum Färben. Im Internet findet man ver schiedene Beschreibungen, wie man Stoffe und Wolle natürlich mit Holun der färben kann. Traditionell werden Holunderblüten und beeren als Tee gegen Fieber, Schnupfen und Husten verwendet. Er wirkt schweißtreibend und schleimlösend.
Alexandra Hiebl ist Diplomöko trophologin im Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten Augs burg (Fachzentrum Ernährung/Ge meinschaftsverpfle gung).