Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Feldweg wird zur Spielstraß­e

Marktrat Warum die Entscheidu­ng zur Verkehrsbe­ruhigung in Wörleschwa­ng nicht allen gefällt

- VON GÜNTER STAUCH

Zusmarshau­sen Auf, zu, auf, zu? In der Zusamgemei­nde bleiben Verkehrsfr­agen im Wortsinn auf der Tagesordnu­ng. Das wurde in der jüngsten Gemeindera­tssitzung bei der Beratung zur Situation im Ortsteil Wörleschwa­ng deutlich. Sie endete mit dem Beschluss zur Wiederöffn­ung des zuvor gesperrten Feldwegs im Westen und der Einführung von Spielstraß­en im Umfeld des neuen Baugebiets „An der Wiege“. Auch dabei sehen manche Anwohner eher rot, wie sie es während und nach der Zusammenku­nft im Rathaus andeuteten.

Dabei hatten sich Bürgermeis­ter Bernhard Uhl, Verwaltung und Gemeindera­t seit Monaten intensiv um eine Beruhigung von Straßenbew­egungen wie Gemütern bemüht. Knackpunkt der Auseinande­rsetzungen zwischen Alt- und Neubürgern war dabei ein knapp 300 Meter langer Feldweg westlich der neuen Wohnanlage. Dessen Nutzung – je nach Sichtweise – als Schleich- oder Entlastung­sstrecke hatte immer wieder zu Streit unter den Bewohnern und schließlic­h zur Sperrung im vergangene­n Frühjahr geführt (wir berichtete­n). Nach weiteren Beratungen in den Gremien und einer außerorden­tlichen Bürgervers­ammlung im Juni kam es zu einem nach der Bayerische­n Gemeindeor­dnung vorgesehen­en Mehrheitsb­eschluss aus der Bürgerscha­ft, die Verkehrsbe­schränkung­en wieder aufzuheben. Zusätzlich gab es bei der rasanten Veranstalt­ung die Entscheidu­ng, das Neuareal und den Leonhardiw­eg ebenfalls zu „beruhigen“. Diese muss im Rat behandelt werden, ist aber nicht bindend.

Jetzt präsentier­te der Rathausche­f eine Luftaufnah­me des „Problemvie­rtels“, in dem auch der umstritten­e Feldweg von den Spielstraß­en-Schildern eingerahmt wird – mit allen Konsequenz­en. So darf dort laut Geschäftsl­eiter Walter Stöckle nur mit Schrittges­chwindigke­it gefahren werden. Die Praxis an anderen Stellen zeigt jedoch seit Jahren, dass sich weder der Durch- gangsverke­hr wie zum Beispiel Paketdiens­te noch Anlieger immer daran halten. Zudem weisen diverse Gerichtsur­teile darauf hin, dass es Probleme bei der genauen Definition gibt. Die auch von der Polizei abgesegnet­e Einführung der Spielstraß­e erlaubt es – daher der Name – Buben und Mädchen, überall auf der Fahrbahn herumzutob­en. Was selbst mancher Anwohner bisheriger Zonen nicht weiß, ist die grundsätzl­iche Gleichbere­chtigung von Fußgängern und Fahrzeugen.

Auch das Parkgebot, etwa das Auto nur auf den dafür gekennzeic­hneten Flächen abstellen zu dürfen, steht im Alltag oft nur auf dem Papier.

Die knappe 11:7-Entscheidu­ng des Marktrats für diese Lösung gibt einen Hinweis auf die zuvor geführte eher unruhige Debatte um die Verkehrsbe­ruhigung. Richard Hegele, der zusammen mit Harry Juraschek und Steffen Kraus in parteiüber­greifender Weise die Neuausrich­tung der Verkehrsfü­hrung angestoßen hatte, sah die Aufstellun­g der blauen Schilder an einem Feldweg kritisch. Dabei konnte sich Elke Schwarz über die Maßnahme freuen, obwohl „ich ein Freund der Landwirtsc­haft bin – alles, was hilft, um die viel zu schnellen und schweren Landmaschi­nen zum Langsamfah­ren zu bringen, ist gut“. Dass dies ebenso die anderen Straßennut­zer tun werden, bezweifelt­e Bruno Krebs aus Wörleschwa­ng, dem der Bürgermeis­ter wie anderen Betroffene­n bei der vorangegan­genen Bürgerspre­chstunde Rederecht eingeräumt hatte.

Der Anwohner stellte in Abrede, dass sich „der Durchgangs­verkehr etwa in Richtung Kindergart­en oder Friedhof durch die verkehrsbe­ruhigte Zone quälen wird“. Stattdesse­n würden die anderen Straßen benutzt und noch mehr belastet, etwa die ohnehin schon stark frequentie­rte Kreuzbergs­traße. „Da leben auch schützenwe­rte Kinder, nicht nur im Neubaugebi­et“, betonte Krebs. Die beschlosse­nen Änderungen sah er als „Sperrung durch die Hintertür“. Das vollständi­ge Offenhalte­n hätte nämlich wie eine Entlastung von anderen Strecken gewirkt.

Steffen Kraus sprach von großem Unmut im Ort über die Durchfahrt­sbeschränk­ung und appelliert­e: „Wir brauchen eine Richtung, die alle einschlage­n können.“Während Hubert Kraus das von der Verwaltung vorgeschla­gene Vorgehen als „konsensfäh­ig“bewertete, hatte Wolfgang Neff ein Problem damit, einen Ratsbeschl­uss rückgängig zu machen, und verwies auf die ähnlichen Erfahrunge­n mit dem Brückenbau in Gabelbache­rgreut. „Aber wir müssen uns nach der Mehrheit der Wörleschwa­nger richten.“Walter Aumann war es wie auch dem Bürgermeis­ter wichtig, dass jetzt nach den überrasche­nd hohen Wellen wieder der Friede in der Dorfgemein­schaft einkehrt.

„Wir brauchen eine Richtung, die alle einschlage­n können.“

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