Augsburger Allgemeine (Land Nord)
Den „Musterschüler“zieht es aufs Land
Start Der neue Rektor der Mittelschule Meitingen, Peter Reithmeir, war 27 Jahre lang Lehrer in Augsburg
Meitingen „Natürlich war ich zu meiner Schulzeit ein Musterschüler“, erklärt Peter Reithmeir lachend und richtet seinen Blick gen Himmel. In seiner schulischen Laufbahn habe der neue Rektor der Mittelschule Meitingen, der die Nachfolge von Bernhard Berchtenbreiter angetreten hat, genau einen Verweis bekommen.
„Ich habe die Lehrerin geärgert, war rotzfrech und habe zu Recht einen Verweis bekommen“, erklärt er. Das weiß er jetzt. Damals war sein Verhalten ein klassisches Beispiel dafür, dass Jugendliche im Schulalter austesten, was sie können, was sie dürfen und was passiert, wenn sie übers Ziel hinausschießen. Und gerade weil er dies weiß, könne er sich auch gut in seine Schüler hineinversetzen, erklärt er.
Zuletzt war Reithmeir Rektor der Friedrich-Ebert-Mittelschule in Göggingen. Acht Jahre lang hat er genau in dem Stadtteil als Rektor gearbeitet, wo er selbst aufgewachsen ist, seine Schulzeit verbracht hat und auch noch während des Studiums gelebt hat. Warum er als Rektor dort weggegangen ist, habe letztlich mit seiner Idee zu tun, dass ein Wechsel alle acht bis zehn Jahre guttue.
Und das konnte er mit Blick auf seine eigene Biografie bisher auch ganz gut umsetzen. 27 Jahre war er Lehrer an Augsburger Schulen. Unterrichtet hat er auch an der St.-Georg-Volksschule in der Innenstadt. An der Mittelschule Centerville-Süd war Reithmeir Konrektor. Seine Ausbildung zum Lehrer, den sogenannten Vorbereitungsdienst, hat er in seinem Geburtsort, in Rain am Lech, absolviert. Seit Ostern steht nun fest: Reithmeir wird „aufs Land“wechseln.
Dort erwartet ihn nun eine Schülerschaft, die nicht nur 130 Schüler größer, sondern auch anders sei als die Buben und Mädchen, die er bisher unterrichten durfte. Spannend sind für Reithmeir alle Kinder. Sie sind nett, freundlich und „dankbar, wenn man sich ihnen zuwendet“, erklärt der 56-Jährige. In diesen Punkten gebe es keinen Unterschied zwischen Stadt und Land und auch nicht in Nationalität und Herkunft. Reithmeir sieht in der Mittelschule Meitingen eine „tolle Schule“. Ein motiviertes, schwungvolles Lehrerkollegium mit einer ausgewogenen Altersstruktur, ein gepflegtes Gebäude und gut ausgestattete Unterrichtsräume – das mache die Meitinger Mittelschule neben der Schülerschaft zu dieser tollen Schule.
Inhaltlich betrachtet liegt ihm die ausgeprägte Werteorientierung besonders am Herzen. Diese will er in jedem Fall weiter pflegen.
Was er gerne ändern würde, weiß Reithmeir noch nicht genau. Er sieht sich nicht als „einsamer Bestimmer“, sondern setzt auf das Team, aus dem Verbesserungsbedarf vorgetragen wird und in dem neue Ideen auch gemeinsam besprochen werden. Ein Thema liegt ihm allerdings doch schwer im Magen – das Thema „Inklusion“. Hier sieht Reithmeir Handlungsbedarf, denn: „Die Lehrer hier sind nicht so ausgebildet wie die an der Förderschule.“
Es sei nicht automatisch alles gut, wenn ein Kind mit Handicap eine Regelschule besuchen darf, erklärt der 56-Jährige. Reithmeir will diesen Punkt ordentlich aufgleisen, das Bewusstsein für die Thematik schärfen und die Lehrer in diesem Bereich informieren und weiterbilden. Sein Ziel: „Wir wollen den Kindern gerecht werden.“
Vom Stundenplan-Team wurde Reithmeir für die Fächer Englisch, katholische Religionslehre und PCB (Physik-Chemie-Biologie) eingeteilt. Der Vater zweier erwachsener Kinder hatte Englisch als Hauptfach während des Studiums in Augsburg und liest noch heute gerne englische Literatur. Jetzt seien allerdings seine „rostigen Französischkenntnisse“gefragt, erklärt Reithmeir, der bereits Kontakt mit der Partnerschule in Frankreich aufgenommen hat.
Nach der Schule tritt er nun einen vergleichsweise entspannten Heimweg an – zu seiner Familie nach Lützelburg. Dort ist er auch im Pfarrgemeinderat aktiv. Und von dort aus startet er zu regelmäßigen Touren mit dem Wohnmobil, denn auch das Reisen gehört neben Radfahren, Wandern, Skifahren und Gartenarbeit zu seinen Leidenschaften.