Augsburger Allgemeine (Land Nord)
Warum der Erfolg der AfD keine Überraschung ist
Wahl Im Augsburger Stadtrat ist die Partei geschrumpft. Der Kandidat Markus Bayerbach kann trotzdem punkten
Vom Wahlkampf will sich Markus Bayerbach, Augsburger Parteichef und Direktkandidat der AfD, erst mal erholen – im Ausland. Er hilft noch beim Abhängen der Plakate, dann geht es nach Asien. Bayerbach, 54, ist der bekannteste Kopf der Alternative für Deutschland in der Stadt. Er hatte am Wahlabend im Rathaus gut lachen. In Augsburg hat seine Partei mit 13,8 Prozent bei den Zweitstimmen sogar noch etwas besser abgeschnitten als im bayernund bundesweiten Schnitt.
Als Direktkandidat lieferte sich Bayerbach mit der prominenten Grünen Claudia Roth ein Kopf-anKopf-Rennen um den dritten Platz. Er verlor es mit einem Abstand von 0,6 Prozentpunkten knapp. Überraschend ist das gute Abschneiden der AfD in Augsburg nicht. Schon länger fährt die Partei, die Euro und Zuwanderung kritisch sieht, hier gute Ergebnisse ein. Bei der Kommunalwahl im März 2014, vor der Flüchtlingskrise, wurde die AfD auf Anhieb viertstärkste Kraft im Stadtrat – mit vier Sitzen. Im Mai 2014 gab es bei der Europawahl das, was auch bei der Bundestagswahl eingetreten ist: dramatische Verluste für die CSU, starke Zugewinne für die AfD. Die CSU stürzte damals in Augsburg von deutlich über 40 Prozent auf 34,7 Prozent. Die AfD war mit 10,7 Prozent bereits zweistellig.
Schaut man sich die Hochburgen der AfD an, so fällt auf, dass es kein einheitliches Muster gibt. Dass er in der Hammerschmiede und in Lechhausen punktete, verbindet Bayerbach damit, dass er dort ehrenamtlich im Sportverein aktiv war und als Lehrer tätig ist. Er arbeitet als Förderlehrer an einer Grundschule, macht derzeit aber ein Sabbatjahr. Besonders stark schnitt die Partei in Stadtbezirken mit hohem Ausländeranteil und vielen sozial schwachen Bewohnern ab – etwa in Oberhausen-Nord, wo rund 24 Prozent der Stimmen an die AfD gingen. Das passt zu bundesweiten Analysen, wonach die AfD bei Arbeitern und Arbeitslosen punktete und bei diesen Gruppen jeweils über 20 Prozent erzielte. Dass die AfD aber auch von bürgerlichen Wählern unterstützt wurde, zeigt sich an klar zweistelligen Werten in Göggingen und Inningen. Unter Russlanddeutschen hat die AfD viele Anhänger. Das zeigt sich im Univiertel, wo viele Russlanddeutsche leben. Hier machten 22,2 Prozent der Wähler bei der AfD ihr Kreuz.
Markus Bayerbach sagt, nur seine Partei habe „die Fehler in der Flüchtlings- und Eurorettungspolitik“ nicht schöngeredet, sondern klar angesprochen. Er sieht das Ergebnis daher als „Sieg für die Demokratie“. Bayerbach, der sich als Vertreter des „liberalen Lagers“der AfD sieht, hat in den vergangenen Jahren zahlreiche Weggefährten verloren. Er ist der letzte verbliebene AfD-Stadtrat, nachdem drei Räte der Partei den Rücken gekehrt haben. Auch Thomas Eisinger, der bei der Bundestagswahl 2013 als Kandidat in Augsburg angetreten war und knapp fünf Prozent holte, ist nicht mehr dabei. Bayerbach kritisierte zwar extreme Rechtsaußen-Politiker wie Björn Höcke, hielt aber an der Partei fest. Das gelte auch jetzt, sagt er, nachdem Parteichefin Frauke Petry angekündigt hat, sich nicht der AfD-Fraktion im Bundestag anzuschließen. Er schätze Petry, so Bayerbach, verstehe aber auch den Ärger seiner Parteikollegen.
Im Wahlkampf sagte Bayerbach, die AfD sei nicht rechtsextrem. Er habe aber kein Problem damit, sie eine „rechte Partei“zu nennen. Der Augsburger zieht nicht in den Bundestag ein, weil er auf einen Listenplatz verzichtet hatte. Er liebäugelt mit einer Landtagskandidatur.