Augsburger Allgemeine (Land Nord)
CSU Mann Ullrich beklagt strategische Fehler
Bundestagswahl Seine Kritik geht auch in Richtung Seehofer. In anderen Parteien ist die Stimmung besser
Am heutigen Dienstag beginnt für den wiedergewählten Augsburger CSU-Bundestagsabgeordneten Volker Ullrich in Berlin wieder das politische Tagesgeschäft. Dass der Wahlausgang den 41-Jährigen, der das Direktmandat im Wahlkreis Augsburg verteidigt hat, nicht glücklich gemacht hat, ist nach einer etwas intensiveren Aufarbeitung der Zahlen klar zu hören: „Da gibt es auch nichts zu beschönigen.“Die massiven Verluste, die nicht nur ihn im persönlichen Ergebnis (- 9,6 Prozent, sondern in noch stärkerer Form die Partei betrafen (-11,8 Prozent) müssen parteiintern für Redebedarf sorgen, sagt Ullrich: „Man muss sicherlich fragen, ob es von unserer Seite die richtige Strategie gewesen ist.“Er sehe im Nachhinein womöglich auch taktische Fehler, die vom Wähler bestraft wurden. Diese Kritik geht durchaus in Richtung von CSUParteichef und Ministerpräsident Horst Seehofer, wobei es Ullrich hier bei einer Bestandsaufnahme der Dinge belässt, die geschehen sind: „Da durfte Bundeskanzlerin Angela Merkel nicht auf dem CSUParteitag sprechen und dann war sie wieder die beste Kanzlerin der Welt.“Es gehe auch schwer an, als CSU Teil der Bundesregierung zu sein und dann wieder Opposition zu betreiben. Dies sei bei den Wählern eben nicht angekommen, wobei CSU-Mann Ullrich Kanzlerin Merkel nicht aus der Verantwortung nehmen will. Dass jedoch CDU und CSU weiterhin als Union gemeinsam auftreten müssen, sei unbestritten.
Dass die CSU in Augsburg massiv Stimmen an die AfD verloren habe, sei erkennbar. Als Antwort müsse die CSU Themen wie Gesundheit, Rente und Pflege wieder stärker in den Mittelpunkt rücken. „Wir müssen uns deutlich von der AfD abgrenzen und vorhandene Probleme lösen und nicht der AfD die Themen liefern.“Wenn es jetzt um die Bildung einer neuen Bundesregierung gehe, will sich Ullrich nicht ausschließlich auf eine Jamaika-Koalition beschränken. Er teile die Auffassung von Kanzlerin Merkel, auch Gespräche mit der SPD zu führen.
Die Grünen sind ein Partner der möglichen Jamaika-Koalition. Die Augsburger Abgeordnete Claudia Roth hat ihr Stimmenergebnis verbessert, bei den Zweitstimmen legten die Grünen ebenfalls zu. Für den Augsburger Vorsitzenden Peter Rauscher sind diese Ergebnisse erfreulich: „Mit 12,4 Prozent liegen wir über dem Bundesergebnis, was auch ein Erfolg unserer guten Arbeit vor Ort ist.“Bedauerlich sei das Ergebnis der AfD, „um so wichtiger ist es, dass mit Claudia Roth weiterhin eine Kämpferin für eine bunte, tolerante und weltoffene Gesellschaft im Bundestag sitzt“. Zufrieden zeigt sich auch Cengiz Tuncer, Kreisvorsitzender der Linken: „Frederik Hintermayr hat als Gesicht der Augsburger Linken erreicht, dass wir das Bundesergebnis von neun Prozent in eine bayerische Stadt geholt haben. Das wäre vor wenigen Jahren noch undenkbar gewesen.“
»Mehr zur Wahl lesen Sie auf Seite 42 und im überregionalen Teil auf den Seiten 1 bis 7.