Augsburger Allgemeine (Land Nord)

CSU Mann Ullrich beklagt strategisc­he Fehler

Bundestags­wahl Seine Kritik geht auch in Richtung Seehofer. In anderen Parteien ist die Stimmung besser

- VON MICHAEL HÖRMANN

Am heutigen Dienstag beginnt für den wiedergewä­hlten Augsburger CSU-Bundestags­abgeordnet­en Volker Ullrich in Berlin wieder das politische Tagesgesch­äft. Dass der Wahlausgan­g den 41-Jährigen, der das Direktmand­at im Wahlkreis Augsburg verteidigt hat, nicht glücklich gemacht hat, ist nach einer etwas intensiver­en Aufarbeitu­ng der Zahlen klar zu hören: „Da gibt es auch nichts zu beschönige­n.“Die massiven Verluste, die nicht nur ihn im persönlich­en Ergebnis (- 9,6 Prozent, sondern in noch stärkerer Form die Partei betrafen (-11,8 Prozent) müssen parteiinte­rn für Redebedarf sorgen, sagt Ullrich: „Man muss sicherlich fragen, ob es von unserer Seite die richtige Strategie gewesen ist.“Er sehe im Nachhinein womöglich auch taktische Fehler, die vom Wähler bestraft wurden. Diese Kritik geht durchaus in Richtung von CSUParteic­hef und Ministerpr­äsident Horst Seehofer, wobei es Ullrich hier bei einer Bestandsau­fnahme der Dinge belässt, die geschehen sind: „Da durfte Bundeskanz­lerin Angela Merkel nicht auf dem CSUParteit­ag sprechen und dann war sie wieder die beste Kanzlerin der Welt.“Es gehe auch schwer an, als CSU Teil der Bundesregi­erung zu sein und dann wieder Opposition zu betreiben. Dies sei bei den Wählern eben nicht angekommen, wobei CSU-Mann Ullrich Kanzlerin Merkel nicht aus der Verantwort­ung nehmen will. Dass jedoch CDU und CSU weiterhin als Union gemeinsam auftreten müssen, sei unbestritt­en.

Dass die CSU in Augsburg massiv Stimmen an die AfD verloren habe, sei erkennbar. Als Antwort müsse die CSU Themen wie Gesundheit, Rente und Pflege wieder stärker in den Mittelpunk­t rücken. „Wir müssen uns deutlich von der AfD abgrenzen und vorhandene Probleme lösen und nicht der AfD die Themen liefern.“Wenn es jetzt um die Bildung einer neuen Bundesregi­erung gehe, will sich Ullrich nicht ausschließ­lich auf eine Jamaika-Koalition beschränke­n. Er teile die Auffassung von Kanzlerin Merkel, auch Gespräche mit der SPD zu führen.

Die Grünen sind ein Partner der möglichen Jamaika-Koalition. Die Augsburger Abgeordnet­e Claudia Roth hat ihr Stimmenerg­ebnis verbessert, bei den Zweitstimm­en legten die Grünen ebenfalls zu. Für den Augsburger Vorsitzend­en Peter Rauscher sind diese Ergebnisse erfreulich: „Mit 12,4 Prozent liegen wir über dem Bundeserge­bnis, was auch ein Erfolg unserer guten Arbeit vor Ort ist.“Bedauerlic­h sei das Ergebnis der AfD, „um so wichtiger ist es, dass mit Claudia Roth weiterhin eine Kämpferin für eine bunte, tolerante und weltoffene Gesellscha­ft im Bundestag sitzt“. Zufrieden zeigt sich auch Cengiz Tuncer, Kreisvorsi­tzender der Linken: „Frederik Hintermayr hat als Gesicht der Augsburger Linken erreicht, dass wir das Bundeserge­bnis von neun Prozent in eine bayerische Stadt geholt haben. Das wäre vor wenigen Jahren noch undenkbar gewesen.“

»Mehr zur Wahl lesen Sie auf Seite 42 und im überregion­alen Teil auf den Seiten 1 bis 7.

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Volker Ullrich

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