Augsburger Allgemeine (Land Nord)
Der neue Pfarrer vor dem Umzug
Seelsorge Thomas Groll ist nicht nur in Hirblingen aktiv. Bald kommt er ins Pfarrhaus
Gersthofen Hirblingen Er ist noch immer ganz geplättet von dem Empfang, den ihm die Hirblinger bei der Amtseinführung bereitet haben. So viele Ministranten und Pfarrmitglieder, der Bürgermeister und andere Vertreter der Stadt, Fahnenabordnungen der Vereine und ein großes Büfett für den Stehempfang nach dem Gottesdienst hat Thomas Groll nicht erwartet.
Jetzt freut sich der neue Pfarrer von St. Blasius noch viel mehr auf seine neue Aufgabe, wenn es auch längst nicht die einzige ist, der sich der promovierte Theologe widmet. Groll ist auch Bistumshistoriker, Domkapitular und Hochschulpfarrer für die Augsburger Universität und Fachhochschule. Da trifft es sich gut, dass sich die Vorsitzende des Pfarrgemeinderats, Gertrud Wiedemann, und der neue Pfarrer von seiner Zeit als Praktikant in der Gersthofer Pfarrei St. Jakobus und der damaligen Jugendarbeit schon gut kennen.
Denn der Pfarrgemeinderat und die Kirchenverwaltung erleichtern ihrem Teilzeitpfarrer viele Aufga- ben, die ihm ansonsten aus Zeitmangel Probleme bereiten würden. Das sind die Hirblinger gewohnt, denn auch Grolls Vorgänger Thomas Gerstlacher war bei Weitem nicht nur für die verhältnismäßig kleine Pfarrei zuständig. Für Groll ist die Teilung seines Arbeitstags nichts Neues, war er doch ab 2003 neben seinen vielen anderen Aufgaben zuerst als eigenständiger Pfarrer und dann ab 2005 als Priester zur Mitarbeit in der Pfarreiengemeinschaft St. Thaddäus/Heiligste Dreifaltigkeit unter der Leitung seines älteren Bruders Gerhard Groll tätig.
Am 12. Oktober kommen die Möbelpacker, um den Haushalt von Kriegshaber nach Hirblingen zu bringen. Allerdings könnte es ein Umzug auf Raten werden. Es ist nämlich nicht ganz sicher, dass im Hirblinger Pfarrhaus schon alles fertig ist. Ein neues Bad im schönen, aber betagten Jugendstilgebäude war kein Luxus und für den dritten Hausbewohner neben dem Pfarrer und seiner Pfarrhausfrau Anita Graf muss noch ein separater Eingang eingebaut werden. Kater Grisu ist zwar schon zwölf Jahre alt, möchte aber auch in Hirblingen nicht auf seine gewohnten Spaziergänge verzichten. Dafür kann in die schönen alten Türen keine Klappe eingebaut werden, aber er bekommt einen exklusiven Zugang durch die Hausmauer.
Auch die vielen Bücher, die der Historiker naturgemäß besitzt, werden vermutlich erst nach und nach ins neue Domizil transportiert werden können. Somit läuft nicht alles ganz nach Plan, was aber nicht weiter tragisch ist. Denn im Pfarrhaus in Kriegshaber gibt es keinen neuen Bewohner und damit auch keinen Umzugsdruck, bleibt Groll entspannt. Günstiger wäre ein Umzug während der Sommerferien schon allein für Pfarrhausfrau und Grundschullehrerin Anita Graf gewesen.
Zum Beginn des Schuljahres gibt es immer viel zu tun, zusätzlich muss das Pfarrbüro, für das Graf in fünf Wochenstunden verantwortlich ist, auf den neuesten Stand der Technik gebracht werden. Auf schnelles Internet und moderne Bürotechnik hatte Grolls Vorgänger in Hirblingen nicht viel Wert gelegt und das Upgrade lieber seinem Nachfolger überlassen. Daher ist eine neue EDV-Ausstattung die erste Anschaffung, damit das ehrwürdige Hirblinger Pfarrhaus zur effizienten Schaltstelle zwischen Hochschulen, Geschichtsforschung und Seelsorge werden kann. Und zur Anlaufstelle für die Familie.
Auf Besuche seiner Nichte und seiner drei Neffen, die Kinder des jüngeren Bruders, dessen Familie in Täfertingen wohnt, freut sich der neue Hirblinger Pfarrer besonders. Die Mischung aus den vielen Puzzleteilen seiner Arbeit ist es, was den Reiz ausmacht, ist Groll überzeugt. Das schnell getaktete Leben an der Uni und die Beschaulichkeit des Landlebens sind gute Gegenpole zur interessanten, aber eher einsamen Recherchearbeit des Historikers. So werde man schon nicht sonderlich, wie es durchaus passieren könnte, wenn man den Kopf nur noch in verstaubten Folianten und historischen Texten hätte, lacht der 51-jährige Priester mit den vielen Facetten.
Eine neue EDV Ausstattung ist die erste Anschaffung