Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Betreut, aber selbststän­dig leben

Feier Die Seniorenwo­hnanlage Sinfonie gibt es seit 20 Jahren. Sie war zur Zeit ihres Entstehens ein Wagnis. Heute sind die Bewohner froh, dass sich hier wenig ändert

- VON FILIPPA MÖRZ

Wertingen Gemütlich sitzen viele Senioren bei Kaffee, Kuchen und einem Gläschen alkoholfre­ien Sekts beisammen. Die Stimmung ist sehr gut und steigt noch mehr, als Hans Täuber anfängt, bekannte Volksliede­r auf seiner Ziehharmon­ika zu spielen. Grund für dieses kleine, aber herzliche Fest ist das 20-jährige Bestehen der Seniorenwo­hnanlage Sinfonie in Wertingen. „Betreutes Wohnen ist vor 20 Jahren ein echtes Abenteuer gewesen“, sagt Wertingens Bürgermeis­ter Willy Lehmeier. Denn der Bau der Seniorenre­sidenz, der insgesamt zehn Millionen Mark kostete, sei mit vielen Risiken verbunden gewesen. Man habe nicht gewusst, ob solch eine Anlage wirklich benötigt und auch angenommen werde. Doch sie habe sich in den letzten Jahren sehr bewährt und vielen Menschen eine neue Heimat geschaffen, sagt Lehmeier.

Die Seniorenwo­hnanlage Sinfonie besteht aus fünf zusammenhä­ngenden Gebäuden, in denen insgesamt 60 barrierefr­eie und behinderte­ngerechte Wohnungen untergebra­cht sind. Hier können die Bewohner selbststän­dig wohnen und je nach Bedarf versorgt werden. „Selbststän­dig leben und die benötigte Hilfe annehmen, das ist unser Leitfaden“, sagt Walter Schwarzman­n von der Hausverwal­tung der Sinfonie. Auch Josef Scheurle, einer der beiden damaligen Bauträger, ist stolz und blickt auf „20 Jahre einwandfre­ie Betreuung“zurück. Für diese ist und war von Anfang an die Arbeiterwo­hlfahrt (AWO) zuständig. Außerdem gibt es ein vielfältig­es Freizeitan­gebot für die Bewohner der Sinfonie.

Ob Gruppenstu­nden, kostenlose Fahrten in die Wertinger Innenstadt oder die zahlreiche­n Feste das ganze Jahr über – den Senioren wird hier einiges geboten. „Leben bedeutet mehr, als nur versorgt zu sein“, sagt Josef Scheurle. Wegen der vielen Angebote, aber auch der Lage und des schönen, parkähnlic­hen Gartens hält Scheurle die Sinfonie für eine beispielha­fte Wohnaltern­ative im Alter. Dem kann Gertraud Pfeiffenbe­rger nur zustimmen. Seit vier Jahren lebt die 77-Jährige in der Sinfonie. Ihr gefällt es hier sehr gut: „Die Lage hier oben auf dem Hügel ist besonders schön“, findet sie. Doch Gertraud Pfeiffenbe­rger fährt auch gerne mit dem kostenlose­n Busdienst in die Stadt, um dort zum Einkaufen oder in ein Café zu gehen. „Es ist alles passend hier“, sagt sie. Das findet auch Irmgard Reinhardt. Die 63-jährige Rollstuhlf­ahrerin ist im Juni 1997 mit ihrem Mann in eine der Wohnungen der Sinfonie eingezogen und war somit die erste Bewohnerin der Anlage. „Es ist schön hier, ich kann nicht klagen“, sagt die gebürtige Münchnerin.

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