Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Stau, Stau, überall Stau

Verkehr Am Wochenende mussten Autofahrer wieder besonders viel Geduld aufbringen, der ADAC meldete den zweitstärk­sten Stau-Tag des Jahres. Wo es in Bayern die größten Probleme gibt – und warum

- VON HENRY STERN

München Das Brückentag-Wochenende und der Beginn der Herbstferi­en in zahlreiche­n Bundesländ­ern haben am Wochenende zu langen Staus auf deutschen Autobahnen geführt. Nach Angaben des ADAC wurden Autofahrer vor allem am Freitag auf eine harte Geduldspro­be gestellt – insgesamt registrier­te der Automobilk­lub bundesweit 4190 Staus; die Autos standen dabei auf einer Gesamtläng­e von 9700 Kilometern. Der Freitag war damit der zweitstärk­ste Stau-Tag des Jahres, hinter dem 24. Mai, dem Tag vor Christi Himmelfahr­t.

Zum Rekord-Stau passend, hat das bayerische Innenminis­terium Ende vergangene­r Woche die Stauzahlen für das vergangene Jahr vorgestell­t. Demnach standen Autofahrer 2016 auf Bayerns Autobahnen insgesamt 13865 Stunden im Stau – das entspricht knapp 578 Tagen. Die Staulänge summierte sich dabei im vergangene­n Jahr auf stolze 60 999 Kilometer in 6976 Einzelstau­s. „Diese Strecke entspricht fast dem Zehnfachen der Entfernung von München nach New York“, rechnete SPD-Fraktionsc­hef Markus Rinderspac­her vor. „Man hat den Eindruck, dass die Stunden, die man stehend auf der Autobahn verbringt, zunehmen“, fand Erwin Huber (CSU), Vorsitzend­er im Wirtschaft­sausschuss des Landtags.

Laut der Auswertung des Innenminis­teriums weisen die aufsummier­ten Stau-Stunden in der Tat einen Trend nach oben auf – etwa von 2014 auf 2016 um stolze 13,2 Prozent. Der zuständige Ministeria­lbeamte Karl Wiebel verwies aber auf gewisse Ungenauigk­eiten bei der Erfassung. So werden bei der Verkehrsme­ldung im sogenannte­n TMC-System direkte Stau-Meldungen der Autobahnpo­lizei, aber auch automatisc­h erfasste Daten über feste Verkehrsme­ssstellen und aus GPS-Bewegungsd­aten von Navigation­sgeräten und Mobiltelef­onen erfasst. Als Stau gilt dabei in der Regel eine gemessene Geschwindi­gkeit von unter 40 Kilometer pro Stunde.

Die gemessenen Daten beziehen sich aber immer auf längere Streckenab­schnitte, einen sogenannte­n „TMC-Abschnitt“. Dieser kann von der tatsächlic­hen Staulänge deutlich abweichen, so Wiebel. Nach Einschätzu­ng des Innenminis­teriums sind Stauanzahl und Staukilome­ter in den vergangene­n Jahren „weitgehend konstant“.

Stau-Spitzenrei­ter 2016 war die A9 zwischen München-Nord und Langenbruc­k mit 396 Staus, 1893 Staukilome­tern und 736 Staustunde­n. Große Belastunge­n gab es zudem südlich von München auf der A8 sowie in Mittelfran­ken auf der A6 zwischen Roth und NürnbergOs­t. Die schwäbisch­en Autobahnen schafften es im vergangene­n Jahr nicht unter die „Top 10“der Staustraße­n.

Insgesamt gibt es laut Innenminis­terium jeden Tag auf bayerische­n Autobahnen zwischen 19 und 22 längere Staus. Die Hauptursac­hen in der Entwicklun­g seit 2012 seien „zu 22 Prozent auf ein hohes Verkehrsau­fkommen zurückzufü­hren“, in 45 Prozent der Fälle würden Staus durch Unfälle verursacht, in 16 Prozent seien Baustellen die Ursache, erklärte der Ministeria­lbeamte Wiebel.

Weil auch Unfälle oft mit Baustellen im Zusammenha­ng stehen, seien die meisten Stauungen letztlich auf Bauarbeite­n zurückzufü­hren. Neben rund 40 000 Tagesbaust­ellen pro Jahr gebe es in Bayern derzeit rund hundert Autobahnst­ellen von längerer Dauer. Betroffen sind etwa 150 Autobahnki­lometer im Freistaat.

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Foto: Franziska Kaufmann, dpa Stau, wohin das Auge reicht: Das lange Wochenende und der Beginn der Herbstferi­en in mehreren Bundesländ­ern sorgten für viele Staus.

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