Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Schwabens CSU hat Gesprächsb­edarf

Wahl Debakel Parteichef Seehofer soll sich dem Bezirksvor­stand stellen. Mitglieder sprechen von „Stimmung wie in der Oberpfalz“

- VON ULI BACHMEIER

München/Augsburg Die schwäbisch­e CSU hat nach den dramatisch­en Stimmenver­lusten bei der Bundestags­wahl dringenden Gesprächsb­edarf. Der Europaabge­ordnete und CSU-Bezirksvor­sitzende Markus Ferber bestätigte gestern auf Anfrage unserer Zeitung, dass eine Einladung an CSU-Chef Horst Seehofer auf dem Weg sei. Das sei der Wunsch des Bezirksvor­stands, der sich am Freitag in Augsburg getroffen hatte, um das Wahlergebn­is und die Konsequenz­en zu besprechen. Es gehe darum, mit Seehofer „in interner Runde ein offenes Gespräch zu führen“. Auch Gespräche in kleineren Runden soll es geben.

Das Gerücht, Seehofer solle in den Gesprächen aufgeforde­rt werden, auf eine Spitzenkan­didatur bei der Landtagswa­hl im kommenden Jahr zu verzichten, wollte Ferber nicht bestätigen. „Es gab Stimmen für und gegen Seehofer“, sagte er. Teilnehmer der Sitzung, die nicht genannt werden wollten, hatten zuvor von einer „Stimmung wie in der Oberpfalz“berichtet. Der dortige CSU-Bezirksvor­stand hatte bereits vergangene Woche „einen geordneten Übergang“an der Parteispit­ze gefordert.

Der schwäbisch­e CSU-Bezirksche­f berichtete, dass es im Vorstand „eine lange Aussprache mit 26 Wortmeldun­gen“gegeben habe. Die Diskussion sei „sehr sachlich“gewesen. „Das hat mich gefreut“, sagte Ferber. Einigkeit habe darüber bestanden, dass die Hauptursac­he für die Verluste in der Flüchtling­spolitik der Kanzlerin zu sehen sei. Es sei aber auch klar geworden, dass die CSU bei dieser Bundestags­wahl ein „Mobilisier­ungsproble­m“hatte. Die größten Simmenverl­uste habe die Partei durch Abwanderun­g ins Lager der Nichtwähle­r verloren. An zweiter Stelle liege die FDP und erst an dritter Stelle die AfD. „Wir müssen da aufpassen“, sagte Ferber, „es reicht nicht, nur eine offene Flanke zu schließen, wenn man auch noch eine andere hat.“Gleichzeit­ig mahnte er zur Besonnenhe­it. Die CSU könne zur Zeit „wenig richtig, aber viel falsch machen“.

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Markus Ferber
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Horst Seehofer

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