Augsburger Allgemeine (Land Nord)
Ein Spezial zum Tag der deutsche Einheit
so überraschend und spannend ist wie am aufgetürmten Strand?
Trail Nr. 5 führt auf den 188 Meter hohen Piesberg, die höchste Erhebung bei Osnabrück. Vor dieser „Bergetappe“müssen wir im Piesberger Gesellschaftshaus, einer ehemaligen Bergwerkskneipe, noch Rucksäcke abholen. Der Inhalt? „Später“, raunt Timo Kluttig geheimnisvoll und kündigt uns als Belohnung fürs Aufwärtsstrampeln zunächst das „offene Buch der Erdgeschichte“an.
Und verspricht nicht zu viel: Die Aussichtsplattform bietet den Blick in einen Mondkrater von Steinbruch mit gut 100 Meter tiefer Abbruchkante in Baumkuchen-Optik: sandfarbene, schwarze, braune Schichten übereinander. „Ablagerungen aus 300 Millionen Jahren“, erklärt der Geologe und zoomt uns mit anschaulichem Kurzvortrag durch XXL-Epochen voller Überflutungen, drin versunkener, zu Kohle gepresster Wälder, drübergerutschter Gletscher und Eiszeiten. Wäre Kluttig nicht dabei, wir Terra-Trailer könnten trotzdem eine gesprochene Erklärung inklusive spannender Geschichten bekommen – dank „Terra Vista“: Einfach eine am Aussichtspunkt angegebene HandyNummer anrufen, schon ertönt ein kleines Hörspiel.
Dann kommt der Hammer – und zwar zum Einsatz. Das Schlagwerkzeug, Handschuhe und
Schutzbrille sowie Infos stecken in den Rucksäcken. Sachte hauen wir auf herumliegende SchiefertonStücke. Schichtweise platzen sie auf, zeigen eingeschlossene Libellenflügel und Farnblätter. Fossilien „to go“– man darf sie mitnehmen. Ein Riesenspaß vor allem für die Kinder unter den Hobby-Archäologen. Also ab ins Auto mit den Steinen. Wir wollen noch ein, zwei andere Terratrails ausprobieren und müssen diese erst ansteuern. im Vorbeifahr-Panorama, erscheint der Teuto als liebliches Hügelketten-Ensemble mit akkuraten Fachwerkdörfern in Wald- und Wiesen-Patchwork – von Erdgeschichte keine Spur, oder? „Doch, reichlich“, sagt Timo Kluttig und hält sofort an – mitten im Örtchen Rulle, um uns gleich am Wegesrand die Augen zu öffnen.
„Wer sieht den Unterschied zwischen diesem Acker und dem dort
unten, 200 Meter weiter?“Nun, der erste ist sandfarben, der zweite rotbraun. „Genau“, sagt der Geologe, „denn Nummer eins hat viel Kalkstein drin, Nummer zwei hingegen Tonerde. Hier hat sich vor Urzeiten Schlamm abgelagert, der ist dann in einer Epoche mit Tropenklima heiß geworden, sodass das im Schlamm enthaltene Eisen mit dem Sauerstoff der Luft oxidierte – auf Deutsch: verrostete. Daher diese Farbe und der Straßenname: ‚Am roten HüUnterwegs,