Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Magere Ausbeute für die Kanuten

Weltmeiste­rschaft Kajak-Fahrerin Funk und der Canadier Zweier holen Bronze im französisc­hen Pau. Favorit Tasiadis im Pech. Verbandspr­äsident übt deutliche Kritik

- 3:0 3:1 3:0 2:3 3:1 3:1 3:2 1:3 2:3 3:0 0:3 0:3 3:1 3:2 VON ANDREA BOGENREUTH­ER

Pau Europameis­ter und olympische­r Silbermeda­illengewin­ner ist er schon – aber eine Einzelmeda­ille bei einer Weltmeiste­rschaft hat der Augsburger Slalomkanu­te Sideris Tasiadis erneut verpasst. Dabei war der 27-jährige Canadierfa­hrer von Kanu Schwaben Augsburg als aktueller Weltcup-Gesamtsieg­er und großer Favorit zu den Titelkämpf­en in die französisc­hen Pyrenäen gefahren. Doch zwei missglückt­e Toranfahrt­en im Finale kosteten ihn so viel Zeit, dass es am Ende hinter dem neuen Weltmeiste­r Benjamin Svasek (Slowenien) nur zu Rang sechs reichte.

So blieb es beim Gesamterge­bnis von zwei Bronzemeda­illen für die deutschen Slalom-Kanuten: eine von Robert Behling/Thomas Becker (Schkopau) im Canadier Zweier und eine von Ricarda Funk (Bad Kreuznach) im Kajak Einer der Frauen. Dabei hatte es vor den Finalrenne­n noch so gut ausgesehen. Im Canadier Einer hatten sich mit Tasiadis und Franz Anton (Leipzig) ebenso zwei Boote qualifizie­rt wie im Kajak Einer der Frauen mit Ricarda Funk und Lisa Fritsche (Halle). Tasiadis war sogar der beste Halbfinall­auf aller Konkurrent­en gelungen. An seine fehlerlose­n 97,73 Sekunden war keiner herangekom­men. Im Finale hatte Tasiadis dann fest vor, noch einen Zacken draufzuleg­en. „Ich denke mal, eine Sekunde ist noch drin, aber es wird eine Herausford­erung, noch einmal so zu fahren“, sagte er zufrieden und hoch motiviert. Trotzdem gelang ihm das Kunststück nicht – und er musste nach einer Fahrt von 100,03 Sekunden feststelle­n: „Wenn man kurz mal eine Zehntelsek­unde nicht aufpasst, ist man schon weg“.

Allerdings sei es auch kaum zu schaffen, die ganze lange Kanu-Saison, die bereits seit 1. April andau- ert, in Topform zu bleiben. „Man ist ja kein Roboter“, so Tasiadis.

Nicht ganz so schlimm wie ihm erging es Ricarda Funk, der deutschen Weltcup-Seriensieg­erin im Kajak Einer der Frauen. Sie musste bei der WM zwar auch einer anderen den Sieg überlassen, durfte sich aber immerhin noch über die Bronzemeda­ille freuen. Der Australier­in Jessica Fox war im Finale ein so herausrage­nder Lauf gelungen, dass sich Funk schon bei ihrem Start massiv unter Druck gesetzt fühlte. „Sie ist einen Lauf gefahren, der einfach weltmeiste­rlich war. Ich habe ihn gesehen und wusste da schon, dass sie sich den Sieg verdient hat“. Entspreche­nd glücklich war Funk, dass es am Ende für sie zumindest noch zu Rang drei reichte. „Ich hatte keinen perfekten Lauf, aber ich habe Bronze gewonnen. Deshalb bin ich mega-happy“, freute sich die in Augsburg lebende Sportsolda­tin mit Tränen in den Augen, als sie von ihrer Mutter und Bundestrai­ner Michael Trummer im Ziel umarmt und beglückwün­scht wurde. Doch so sehr bei Funk die Freude über die Medaille überwog, so unzufriede­n zeigte sich Thomas Konietzko, der Präsident des Deutschen Kanu-Verbands (DKV). „Es ist zwischenze­itlich leider häufig so, dass wir – wie schon bei den Olympische­n Spielen in Rio – zum Wettkampf-Höhepunkt unsere Leistungen nicht abrufen können“, tat er mit deutlichen Worten kund, wie enttäusche­nd er die Ausbeute von zwei Bronzemeda­illen für die DKV-Kanuten fand, besonders angesichts der bisherigen Ergebnisse. „Da verblasst alles, was über die Saison hinweg eingefahre­n wurde. Ich habe das Gefühl, es hätte besser laufen können.“

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Foto: dpa Eine Bronzemeda­ille holte Ricarda Funk im Kajak bei der Kanuslalom WM in Frankreich.

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