Augsburger Allgemeine (Land Nord)
Enttäuschung im Finale
Kajak Sideris Tasiadis fehlen 1,8 Sekunden zu WM-Bronze. Am Ende einer langen Saison reicht dem Weltcup-Gesamtsieger aus Augsburg die Kraft nicht mehr für einen perfekten Lauf
Kopfschüttelnd saß Sideris Tasiadis in seinem Boot, als feststand, dass er gerade an einer WM-Medaille vorbeigefahren war. Und zwar genau um 1,8 Sekunden, die ihm als Sechster auf den Bronzeplatz fehlten. Der Augsburger wusste auch exakt, wo er die Zeit auf der 300 Meter langen Strecke mit den 24 recht knifflig gesteckten Toren im „Stade d´Eaux Vives“in Pau liegen gelassen hatte. „Mein Mittelteil war perfekt, aber am Tor 19 habe ich das Boot etwas zu sehr nach links gestellt“, erklärte er gleich mehrmals, als könne er kaum glauben, dass ihm dieses Missgeschick wirklich passiert war.
Doch der in dieser Saison bisher so erfolgreiche Canadierfahrer der Kanu Schwaben konnte in Frankreich nicht an seine Leistungen aus dem Weltcup anknüpfen. Keine Entschuldigung, aber zumindest eine Erklärung hatte er dafür: „Meine Weltcup-Saison mit den drei Podestplätzen war unbeschreiblich. Mein schlechtester Platz war Rang vier. Aber es ist schwer, eine solche Form über längere Zeit zu halten.“Tasiadis fühlt, dass die Batterien langsam leer sind. Die lange KanuSaison hat an seinen Kräften gezehrt selbst wenn sie von zwei WeltcupSiegen begleitet wurde. Schließlich reisen die Kanuten der deutschen Nationalmannschaft seit April von Wettkampf zu Wettkampf.
Darunter die Europameisterschaft, die WM-Qualifikation und fünf Weltcup-Einsätze – alles weite Reisen quer durch Europa. Dabei ununterbrochenes Paddeln auf Spitzenniveau. „Ich merke es an meinem Körper. Ich muss öfters zum Physiotherapeuten, weil es zwickt und zwackt“, gesteht der 27-Jährige. Trotzdem kann er seinem sechsten Platz im weltbesten Canadier– Feld etwas Gutes abgewinnen. „Ich habe allen gezeigt, dass ich jederzeit in die Top Ten fahren kann.“
Immerhin stehen für den Augsburger nun ein paar Tage Erholung auf dem Programm, bevor er ab Mitte Oktober seine Arbeit bei der Polizeiinspektion Friedberg aufnehmen wird. 20 Stunden in der Woche wird Tasiadis in seinem Beruf als Polizeibeamter „auf Streife gehen“, die restliche Zeit kann er in sein Training investieren. „Das ist ein guter Kompromiss“, freut sich der Spitzensportler über das Entgegenkommen seines Arbeitgebers. Bis im Januar die Vorbereitung auf die nächste Kanuslalom-Saison losgeht.
Nicht sehr viel besser als den Kollegen vom Slalom erging es in Pau auch den Wildwasser-Sprintern in den Einzelwettbewerben. In der Mannschaft hatten die Kajak-Frauen mit der Schwaben-Kanutin Sabine Füßer sowie Lisa Köstle (Wiesbaden) und Alke Overbeck (Braunschweig) noch Bronze geholt, in den Einzel-Wettkämpfen fuhr das Trio ebenso wie die männlichen Kollegen an den Podestplätzen vorbei. So blieb für Sabine Füßer als bester deutscher Wildwasser-Sprinterin Rang fünf – mit 0,73 Sekunden Rückstand auf den Bronzeplatz.