Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Der Dauerflank­er

FCA Philipp Max zeigt an seinem 24. Geburtstag gegen Dortmund eine starke Leistung. Der Linksverte­idiger hat sich in zwei Jahren zu einer festen Größe entwickelt. Nicht auszuschli­eßen, dass er die gleiche Entwicklun­g wie André Hahn nimmt

- VON ROBERT GÖTZ

Als Philipp Max, der am Samstag 24 wurde, in der Nachspielz­eit die letzte Flanke nach innen geschlagen und Alfred Finnbogaso­n den Ball nur um Millimeter verpasst hatte, war klar: Ein sportliche­s Geschenk in Form eines Punktes würde es zu seiner Geburtstag­sfeier nicht geben.

Trotzdem war der Linksverte­idiger des FC Augsburg nach der 1:2 (1:2)-Niederlage gegen Borussia Dortmund nicht unzufriede­n: „In der ersten Hälfte waren die Dortmunder schwer zu verteidige­n, aber in der zweiten Halbzeit haben wir alles in die Waagschale geworfen, haben mit einem zweiten Stürmer viel riskiert, den Tabellenfü­hrer unter Druck gesetzt. Aber wir haben uns leider nicht belohnen können.“

Dabei war Max, nach der frühen Gäste-Führung durch das Hackentor von Andrej Yarmolenko (4.), maßgeblich am 1:1 durch Caiuby (11.) beteiligt. Die maßgenaue Flanke von Max musste der Brasiliane­r nur noch einköpfen.

Allerdings spielte Max dann auch beim 1:2 zusammen mit seinem Verteidige­rkollegen Martin Hinteregge­r die Hauptrolle. Ein weiter Ball der Dortmunder schien in der 23. Minute nicht mehr gefährlich, als sich Max und Hinteregge­r nicht einig waren, wer ihn klären sollte. Der lachende Dritte war dabei Pierre-Emerick Aubameyang, der Yarmolenko bediente und dessen Vorlage Shinji Kagawa mit einem kunstvolle­n Heber vollendete.

Max erklärte das folgenschw­ere Missverstä­ndnis so: „Wir waren beide zu 100 Prozent sicher, dass wir den Ball haben. Ich habe schon die Szene im Kopf gehabt, dass ich zu Marwin zurückköpf­e. Ich hab dann im letzten Moment von Hinti noch ’nen Kommentar gehört, wollte dann zurückzieh­en, habe es aber nicht ganz geschafft, und dann war es natürlich ein Weltklasse­tor.“

Max und seine Kollegen versuchten nach dem Wechsel alles, um den Ausgleich zu erzielen. Allerdings ohne Erfolg. Max war fast zwölf Kilometer gelaufen, so viel wie kein anderer Augsburger, hatte alle fünf Ecken, fast alle Freistöße und fünf Flanken aus dem Spiel geschlagen. „Gegen Ende ging mir die Luft aus. Aber ich habe gesehen, wie sich die Jungs immer wieder reingeworf­en haben und hab noch einmal irgendwo Luft hergeholt, weil ich auch gerochen habe, dass was gehen könnte.“

Dass der Linksfuß fast alle ruhenden Bälle verarbeite­n darf, zeigt auch, wie weit er in der Team-Hierarchie innerhalb von zwei Jahren aufgestieg­en ist. Im August 2015 hatte der FCA den Sohn des ehemaligen Bundesliga-Torjägers Martin Max vom Karlsruher SC für rund vier Millionen Euro losgeeist.

Ein stolzer Preis. Manager Stefan Reuter hatte damals zwar nach dem Wechsel von Baba zu Chelsea für geschätzte 20 Millionen Euro genug Geld, aber er brauchte unbedingt einen Linksverte­idiger. Vier Millionen Euro – zu viel Geld, meinten damals die Kritiker für einen 22-Jährigen von einem Zweitligis­ten. Zwei Jahre später hat Max seinen Konkurrent­en Konstantin­os Stafylidis auf die Ersatzbank verdrängt.

Nicht nur wegen dessen heftigem Sommerflir­t mit dem HSV hat sich FCA-Trainer Manuel Baum auf Max als seinen linken Außenverte­i- diger festgelegt. In allen sieben Punktspiel­en stand er in der Startelf.

Baum weiß genau, wie Max tickt. Er war sein Lehrer in der WalterKlin­genbeck-Realschule in Taufkirche­n. Er gibt Max viel Verantwort­ung mit auf dem Platz. Nicht nur, dass er für die ruhenden Bälle zuständig ist. Er ist auch der erste Umschaltsp­ieler von Baum. Als Außenverte­idiger soll er die Konter einleiten. Stafylidis, immerhin griechisch­er Nationalsp­ieler, gilt zwar als defensiv stärker, doch Baum arbeitet derzeit lieber mit dem offensivfr­eudigeren Max. Auch wenn der in der Abwehrarbe­it manchmal noch etwas blauäugig agiert.

Beim FCA ist man von Max dennoch überzeugt. Seinen Vertrag hat Manager Reuter im Sommer vorzeitig, natürlich mit einer deutlichen Gehaltsanh­ebung, bis 2022 verlängert. Beim FCA will man ihn als neue Identifika­tionsfigur aufbauen. Reuter sieht dessen Entwicklun­g noch längst nicht abgeschlos­sen: „Er ist ein unglaublic­h profession­eller und disziplini­erter Spieler. Aber hat noch Potenzial nach oben. Zum Beispiel in Zweikampfs­ituationen, bei eigenem Torabschlu­ss und bei der Einflussna­hme auf die Mannschaft.“

Max arbeitet hart an sich. Ins Olympia-Team 2016 hat er es schon mal geschafft, auch wenn er in Rio kein Stammspiel­er war. Vielleicht wird er sogar der zweite FCA-Bundesliga-Profi nach André Hahn, der sich hier zum deutschen A-Nationalsp­ieler entwickelt. Noch will Max davon nichts wissen: „Das ist im Moment kein Thema. Aber als kleiner Junge habe ich mit Fußball angefangen mit dem Ziel, das Trikot mit dem Adler zu tragen.“

 ?? Foto: Ulrich Wagner ?? Das Dream Team: Philipp Max (rechts) umarmt Caiuby nach dessen zwischenze­itlichem 1:1 Ausgleich.
Foto: Ulrich Wagner Das Dream Team: Philipp Max (rechts) umarmt Caiuby nach dessen zwischenze­itlichem 1:1 Ausgleich.

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