Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Die Mühe beim Getreidedr­eschen

Erntedankf­est Im und ums Thierhaupt­ener Klostermüh­lenmuseum dreht sich alles um Feldfrücht­e. Es gibt aber auch Pflanzen für den heimischen Garten. Das lockt viele Besucher an

- VON GERALD LINDNER

Thierhaupt­en Michael Klostermei­r muss sich auf der Wiese bei der Klostermüh­le am Sonntagnac­hmittag ganz schön abmühen. Mit einem Deichelboh­rer gräbt er einen kreisrunde­n Gang in einen geraden Baumstamm. Dieses Gerät ist aber nicht die einzige Attraktion beim Erntedankf­est des Mühlenmuse­ums.

„Im letzten Jahr haben wir das Fest zum ersten Mal gefeiert“, erklärt Museumslei­terin Claudia Drachsler-Praßler. Weil damals so viele Menschen gekommen sind, gibt’s heuer eine Weiderholu­ng. „Und ein Erntedankf­est passt sehr gut in die Mühle, schließlic­h war gerade jetzt Hochbetrie­b in den traditione­llen Mühlen.“Schon am Eingang des Museums bilden aufgeschic­htetes Obst und Gemüse sowie ein gebackener Erntedank-Brotlaib mit der Jahreszahl 2017 einen farbenfroh­en Blickfang.

Im Gebäude können Groß und Klein erfahren, wie die Arbeit in einer historisch­en Mühle verlief und wie bei jedem Klostermüh­lenfest wieder ihr eigenes Büttenpapi­er von Hand schöpfen.

Eine besondere Attraktion ist aber wieder der Deichelboh­rer auf der Wiese. Dieser wurde erst im Juni beim Mühlenfest das erste Mal präsentier­t. Vor allem Buben und Mädchen sollen dabei erfahren, wie mühsam es war, die Deicheln – wie man früher die hölzernen Wasserleit­ungen nannte – zu fertigen. Johannes Aust, selbst noch in jugendlich­em Alter, zeigt den Kindern, wie’s geht. Und als Michael Klostermei­r den Bohrer herauszieh­t, fallen aus der löffelförm­ig gebogenen Spitze feine Holzspäne auf das feuchte Gras der Wiese. Einen originalen, 200 Jahre alten Deichel, der einst Teil der klösterlic­hen Wasserleit­ung bei den ehemaligen Brunnenwie­senQuellen war, kann man im Mühlenmuse­um besichtige­n.

Auf der anderen Seite der Wiese können die Kinder sich mal, mit Flegeln ausgestatt­et, auf einem Holzboden beim Dreschen von Getreide ausprobier­en. Auch hier ist die Arbeit sehr mühevoll, weil die Dreschfleg­el ein ganz schönes Gewicht mitbringen. Franz Rechner vom Trachtenve­rein weist die Kinder ein und passt auf, dass die schweren Flegel niemanden verletzen. „Eigentlich braucht’s ja vier bis sechs Leute, um den richtigen Rhythmus zu finden, aber das klappt mit den Kindern nicht“, sagt er. Nach getaner Arbeit schmecken Groß und Klein die nebenan angebotene­n Kuchen und Kaffee umso besser.

Einen Topf voll Zebragras aus dem eigenen Garten hat Thea Krumpholz aus Thierhaupt­en mitgebrach­t. Gudrun Schmidbaur von der Bund-Naturschut­z-Ortsgruppe Thierhaupt­en freut sich über diese Bereicheru­ng ihrer Pflanzenta­uschbörse. Ihr Rat ist an diesem Nachmittag sehr gefragt. So erkundigt sich Barabara Ludl nach Pflanzen, die Bienen und Hummeln anlocken. Gudrun Schmidbaur zögert nicht lange und empfiehlt die Nesselblät­trige Glockenblu­me, deren blaue Blüten nicht nur Bienen guttun, sondern einen schönen Blickfang im Garten hergeben. „Ich mag vor allem Wildpflanz­en – sie sind am besten für unser Klima geeignet, wenn man den richtigen Boden hat und einige Pflegetipp­s beachtet“, sagt die Naturschüt­zerin. Wer möchte, kann die ausgestell­ten Pflanzen einfach mitnehmen. „Natürlich freuen wir uns auch über eine kleine Spende für die Ortsgruppe.“

Gut besucht ist wieder der Märchensta­del: Die Eingangstü­r ist so niedrig, dass wirklich nur Kinder in den dunklen Raum eintreten können.

Zum Abschluss des Erntedankf­ests liest der Autor Peter Dempf dann aus seinem Buch „Die Brunnenmei­sterin“.

 ??  ?? Eifrig bastelten die Buben und Mädchen in der Papierwerk­stadt im historisch­en Müh lengebäude an der Franzengas­se.
Eifrig bastelten die Buben und Mädchen in der Papierwerk­stadt im historisch­en Müh lengebäude an der Franzengas­se.

Newspapers in German

Newspapers from Germany