Augsburger Allgemeine (Land Nord)
Ihre Ideen werden lebendig
Interview Milena Baisch ist Theaterautorin. Was sie genau macht und warum sie manchmal besonders aufgeregt ist, erzählt sie nun auf Capito
Am Ende eines Theaterstückes ertönt für die Schauspieler meist großer Applaus. Aber wer denkt sich die tollen Geschichten, die sie spielen, eigentlich aus? Es sind Menschen wie Milena Baisch. Die Autorin schreibt Theaterstücke für Kinder. Milena Baisch: In der Regel dauert eine Theateraufführung ein bis zwei Stunden. Man braucht also eine Geschichte, die sich in dieser kurzen Zeit erzählen lässt. Im Theater geschieht auch alles viel schneller als in einem Roman. Es kommt schneller zum Streit und auch schneller wieder zur Versöhnung.
Milena Baisch: Meistens fängt alles mit einem Thema an, das mich besonders berührt oder begeistert. Und von dem ich glaube, dass es auch Kinder beschäftigt. Zum Beispiel habe ich mal gehört, dass Schüler in der Grundschule häufig unter großem Notendruck leiden. Ich dachte mir: Das ist ein großes Problem, dazu will ich ein Theaterstück schreiben. Und zwar eines, das Kindern in solchen Situationen Mut macht. Milena Baisch: Zuerst schreibe ich alles auf, was mir zu dem Thema einfällt, ganz durcheinander. Dabei entstehen Ideen zu der Handlung und den Figuren. Im nächsten Schritt mache ich mir Gedanken zu der Struktur. In einem Stück erzähle ich zum Beispiel von einem Mädchen, das von Haus zu Haus zieht. Jede Wohnung wird in einer Szene erzählt. Diese Situationen schreibe ich dann ganz genau auf. Milena: Nein. Ein Theaterstück entsteht meist mit anderen. Bei meinem letzten Stück habe ich sehr eng mit dem Regisseur (gesprochen: reschisör) zusammengearbeitet. Außerdem habe ich meinen Text mit dem Autoren diskutiert, der die Liedtexte dafür geschrieben hat. Und auch die Dramaturgin, welche die Stücke für das Theater aussucht, liest und redet mit. Sie ist so ein bisschen wie eine Deutschlehrerin, die einem rät, wie man seine Geschichte noch besser schreiben kann. Milena Baisch: Sehr lange! Ich sitze zwischen sechs und neun Monate an einem Stück. Milena Baisch: Ganz komisch! Wenn ich schreibe, stelle ich mir ja alles schon genau im Kopf vor. Die Regisseure haben aber ihre eigenen Vorstellungen. Und so wird vieles anders. Das ist ein bisschen so, wie wenn man einen Film sieht, der auf einem Roman basiert, den man schon gelesen hat. Da denkt man oft: Das habe ich mir jetzt aber anders vorgestellt! Aber es ist auch ein tolles Gefühl, weil meine Ideen auf einmal lebendig werden. Milena Baisch: Da bin ich immer ganz aufgeregt! Ich frage mich: Werden die Kinder mein Stück mögen? Wenn die dann lachen und es zum Schluss Applaus gibt, dann fällt mir ein Stein vom Herzen. Das ist ein sehr schönes Gefühl.