Augsburger Allgemeine (Land Nord)
REDAKTION
Der erste Eindruck auf der Schauseite: großstädtisch, modern, nachgerade edel. Der Martinipark kommt einem wie eine Fabrikhalle vor, die zum geschmackvollen Loft um- und ausgebaut worden ist. Beton kann auch ästhetisch sein. Ein Ort, der seinen Arbeitscharakter nicht verleugnet. Anders als bei der Brechtbühne sind die Foyers großzügig bemessen. Klar wird es im ausverkauften Haus voll, aber man findet immer noch einen Platz, an den man sich zurückziehen kann.
Durch die deutlich ansteigenden Sitzreihen ist die Sicht auf die Bühne auch von den hinteren Reihen gut gegeben. Auch von den seitlichen Sitzen lässt sich das Geschehen auf der Bühne voll erfassen. Nach dem ersten Eindruck wirkt die Akustik etwas direkter, offener und leicht kantiger als im homogener klingenden Großen Haus. Die Frauenstimmen wirkten bei der Premiere distanzierter als die Männersolisten. Übrigens: Die Übertitelung kommt das erste Mal bei Verdi zum Einsatz.
Wahrscheinlich ist die Erreichbarkeit das größte Manko der neuen Spielstätte. Die Wege vom Parkhaus und von der Straßenbahnhaltestelle zur Spielstätte sind deutlich länger geworden. Der Shuttle-Service ist der richtige Versuch des Theaters, dem Publikum das Erreichen des Martiniparks so einfach wie möglich zu machen. Von dem neuen Portal in der Schäfflerbachstraße an ist durch die von dort verlaufenden LED-Bänder der Weg bis zur Fabrikhalle nicht mehr zu verfehlen. Das Angebot an Speisen ist beim neuen Caterer deutlich größer als bisher vom Theater gewohnt: Es gibt Lasagne und andere warme Gerichte, zudem Käse- und Wurstplatten. Bei der Premiere war die Schlange recht lang, da auch die, die nur Getränke wollen, in der selben Reihe anstehen. Hier könnte die Situation noch entzerrt werden. Platz zum Essen bleibt an den vielen Tischen ausreichend, auch wenn es bei voll besetztem Haus im Foyer eng wird. Der Martinipark war bislang ein „vergessenes“Areal im Textilviertel – bekannt nur denen, die dort arbeiten. Jetzt lernen deutlich mehr Augsburger das Gelände kennen. Für ein Gewerbegebiet ist der Martinipark mit seinen Backsteinfassaden recht hübsch anzusehen, es gibt zudem weitläufige Grünanlagen. Dem Theaterbesucher wird sich das wohl nur bei Nachmittagsbesuchen intensiver erschließen, ein Bummel über das Areal bietet sich aber an. Es gibt viel zu sehen.