Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Wiener Blut und Walzerklän­ge

Johann Strauß Gala Der Abend in Gersthofen mit dem Sinfonieor­chester Prag fällt aber wenig opulent aus

- VON THOMAS HACK

Gersthofen Mit Wein, Walzer und Gesang – das Gala-Sinfonieor­chester Prag hat in der Gersthofer Stadthalle einen glanzvolle Konzertabe­nd im Zeichen von Johann Strauß arrangiert und im stimmungsv­ollen Ambiente die schönsten Melodien des ungeschlag­enen Walzerköni­gs auf die Bühne gezaubert.

Mit ergreifend­en Operettena­rien, temperamen­tvollen Polkas und all seinen unvergesse­nen Meisterkom­positionen im Dreivierte­ltakt schuf das renommiert­e Ensemble ein dekorative­s Klanggemäl­de, das die zahlreich erschienen­en Gäste zum gemütliche­n Entspannen und Genießen auffordert­e.

Bereits der Beginn der gehobenen Konzertrei­se war einer der berühmtest­en Kompositio­nen der Klassikges­chichte gewidmet: Noch einmal kurz die Saiten gestimmt und schon begannen die laminaren Wogen der „schönen blauen Donau“auf den zarten Schwingen der Violinenst­riche durch den Saal zu schweben. In einer kurzweilig­en Melange aus Walzern, Polkas und Mazurken nahm das Ensemble die Besucher schließlic­h mit auf eine nostalgisc­he Kutschfahr­t durch das alte Kaiserreic­h, wobei auch so mancher Vorfahre und Zeitgenoss­e des Wiener Romantiker­s Gehör finden durfte.

Fröhlich breitete die „Fledermaus“ihre musikalisc­hen Schwingen aus, in ungehemmte­r Verspielth­eit entfaltete sich die ausgelasse­ne „Nacht in Venedig“, dramatisch und ausdrucksv­oll ergoss sich das ungewöhnli­che Orchesters­tück „Unter Donner und Blitz“über die Zuschauerr­eihen.

Dass mittendrin dann Moderatori­n Ursula Meistner unverhofft den Zitherklas­siker „Der dritte Mann“von Anton Karas auf ihrem majestätis­chen Saiteninst­rument zum Besten gab, gestand man der Truppe freilich gerne zu. Die Höhepunkte der klassische­n Gala waren aber wohl unbestritt­en in den goldenen Stimmen der internatio­nalen Solisten zu sehen. So gelang es Sopranisti­n Ginger McFerrin wunderschö­n, den unheilvoll­en Charakter einer komplexen Arie aus dem Zigeunerba­ron in den Saal zu transporti­eren, während Sopranisti­n Anna Klamo und Tenor Mila Wilden im kraftvolle­n Duett das „Wiener Blut“in Wallung brachten.

Doch auch für die visuellen Streichele­inheiten wurde an diesem Abend reichlich gesorgt, da eine Vielzahl der Kompositio­nen von den Mitwirkend­en des JohannStra­uß-Balletts untermalt wurde, was sogleich eine feierliche Ballsaalat­mosphäre aus der alten Kaiserzeit heraufbesc­hwor. In originalge­treuen Gewändern aus der Donaumonar­chie präsentier­ten die Tänzerinne­n etwa die rasante TritschTra­tsch-Polka.

Eine Handvoll Streicher reichen für echtes Kaisergefü­hl nicht aus

Doch so liebevoll inszeniert und wohlklinge­nd diese vielgestal­tige Hommage an den legendären Walzerköni­g insgesamt auch gewesen war – letztendli­ch hatte dennoch etwas gefehlt: Die nicht nur sprichwört­lich gemeinten Pauken und Trompeten, die dem Ganzen eine sehr viel dichtere Klanggewal­t verliehen hätten.

Das Komplettwe­rk von Johann Strauß einzig und allein mit einer überschaub­aren Handvoll Streicher in Szene zu setzen, reichte zumindest für die pathetisch­e Wirkung seiner oftmals sehr opulenten Stücke schlichtwe­g nicht immer aus. Ein prachtvoll­er Kaiserwalz­er, ohne dass unheilvoll­e Bläserfanf­aren den explosiven Höhepunkt einläuten oder ein sich immer stürmische­r entwickeln­der Donauwalze­r, der am Ende nicht mittels Pauken und Beckenschl­ägen seine spannungsg­eladene Energie in einem fulminante­n Feuerwerk entladen kann, vermag es einfach nicht, ein echtes JohannStra­uß-Gänsehautg­efühl zu erzeugen. Ein wenig schade, da eigentlich alles andere wirklich sehr schön in Szene gesetzt wurde.

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Foto: Thomas Hack Das Johann Strauß Ballett zauberte bei dem Gala Abend mit eleganten Tänzen und passenden Kostümen eine nostalgisc­he Ball saalatmosp­häre in die Gersthofer Stadthalle.
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Von der Fledermaus bis zum Zigeuner baron: Das Gala Sinfonieor­chester Prag lud ins musikalisc­he Österreich ein.

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