Augsburger Allgemeine (Land Nord)
Viele Börsianer sind zuversichtlich
Aktienmarkt Dax erreicht neues Rekordhoch. Experten glauben, dass die 13000-Punkte-Marke geknackt werden kann. Wie geht es weiter?
Frankfurt am Main Mit dem nächsten Rekordhoch beim Dax hat der deutsche Aktienmarkt am Mittwoch seinen starken Lauf fortgesetzt. Dabei halfen dem Leitindex Faktoren wie der schwache Euro, der Exporte außerhalb der Währungsunion billiger macht, ein dickes Fell gegen politische Risiken rund um Nordkorea oder Katalonien – und auch die in Europa anhaltenden Nullzinsen als Treibstoff der Finanzmärkte.
Schon wenige Minuten nach dem Handelsbeginn erreichte der Dax bei 12 976,24 Punkten den bisher höchsten Stand in seiner fast 30-jährigen Geschichte. Anschließend bröckelten die Kurse wieder etwas ab. Dank weiterer Schubkraft von den US-Börsen legte er dann aber einen Endspurt hin, der ihn mit plus 0,53 Prozent auf 12970,52 Punkte und damit nur wenige Zähler unter dem Rekord ins Ziel brachte. Das alte Rekordhoch aus dem Juni hatte bei 12951,54 Zählern gelegen. Seit Jahresbeginn verbucht der Dax nun ein Plus von rund 13 Prozent.
Manche Kritiker bemängeln, dass sich einige Finanzmarkt- und auch Immobiliengeschäfte zusehends von der Realwirtschaft entkoppeln. Als weiterer Grund für die starken Zuwächse im Dax gelten jedoch auch die guten gesamtwirtschaftlichen Perspektiven der Eurozone. Das Austauschverhältnis zwischen den Währungen spielt ebenso eine Rolle: Der Euro war zum Dollar jüngst wieder zurückgefallen. Während steigende Zinsen in den USA Anlagen dort attraktiver machen und die Dollar-Nachfrage erhöhen, ist ein schwächerer Euro gut für Europas Exporteure, deren Waren sich im Nicht-Euro-Ausland verbilligen.
Im Dax sind viele Aktien exportlastiger Konzerne vertreten. Hintergrund der Euro-Schwäche wiederum ist die US-Geldpolitik, denn eine baldige weitere Zinserhöhung in den USA scheint ausgemacht. Zugleich lassen sich die Anleger nicht mehr so leicht von Krisen verschrecken: Ängste rund um internationale Spannungen wie den NordkoreaKonflikt legten sich. Die Unsicherheit in Spanien wegen der Unabhängigkeitsbestrebungen der Region Katalonien ließ den hiesigen Aktienmarkt bislang kalt, während es an der Madrider Börse schon merkliche Folgen gibt. „Geopolitische Risiken werden immer stärker ignoriert“, sagt Tobias Basse von der NordLB. Börsianer rechnen nun mit einem Angriff des Dax auf die Marke von 13000 Zählern. „Sollte diese Hürde überwunden werden, bekäme der Markt ein sogenanntes Momentum, und neue Käufer dürften den Index schnell weiter nach oben treiben“, meint der Analyst Milan Cutkovic von AxiTrader. Einer Fortsetzung der Rally stehe kaum etwas im Weg.
Das sieht Ingo Schweitzer von der Kaufbeurer AnCeKa Vermögensbetreuungs AG differenzierter. Unserer Zeitung sagte er: „Wenn der Dax die 13 000 Punkte erreicht hat, wird es zu einer Konsolidierung kommen.“Der Anlage-Experte schließt deshalb Rückschläge nicht aus. Er warnt auch: „Deutsche DaxAktien sind jetzt mehr als fair bewertet.“Insgesamt ist Schweitzer jedoch weiter positiv für den deutschen Aktienmarkt gestimmt.
Einige Experten trauen dem Dax noch mehr zu. So könnte der Sprung über die 13000-Punkte-Hürde den Kursen frischen Schwung verleihen, wenn weitere Investoren angelockt werden. Maximilian Kunkel, Chefanlagestratege Deutschland von UBS Wealth Management sagte im Gespräch mit unserer Zeitung: „Europäische Aktien sind eine hervorragende Möglichkeit, um von dem globalen Wirtschaftsaufschwung und höheren Anleiherenditen zu profitieren.“Trotz eines höheren Euro im Jahresvergleich sieht er weiter das stärkste Gewinnwachstum
Rückenwind von den US Börsen