Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Horrorfilm mit Happy End

Fußball Nachlese Obwohl der TSV Meitingen der Gewinner des Doppelspie­ltages ist, zeigt sich Fußball-Boss Torsten Vrazic nicht wirklich zufrieden und bleibt dem Derby in Horgau fern

- VON OLIVER REISER

Landkreis Der Doppelspie­ltag über den Feiertag Tag der Deutschen Einheit war ein absoluter Härtetest für die Amateurkic­ker. Mit zwei Spielen innerhalb von drei Tagen sind einige ziemlich am Filter angekommen.

Zehn Spieltage war der TSV Gerst hofen in der Bezirkslig­a Nord ohne jeglichen Punktverlu­st geblieben. Nun gab es gleich zwei Punktverlu­ste in Folge. Am Samstag konnte man im Gipfeltref­fen gegen den VfR Neuburg noch ein 2:2 über die Zeit bringen, am Dienstag gingen beim SV Wörnitzste­in durch einen Treffer in der Nachspielz­eit zum 3:3 zwei weitere Zähler verloren. Ob das am Kräftevers­chleiß gelegen hat? Jedenfalls haben die SchwarzGel­ben in diesen beiden Spielen insgesamt fünf Gegentreff­er kassiert, in den davor absolviert­en zehn Partien waren es nur einer mehr. Oder lag es daran, dass man trotz dieses Superstart­s nie vom Aufstieg sprechen wollte, sondern nur davon, die Konkurrenz zu ärgern? Diese Aussagen von TSV-Trainer Eddi Keil stören seinen Neuburger Kollegen Christi an Krzyzanows­ki: „Ich muss lachen, wenn man alle zehn Spiele gewinnt und dann noch auf Understate­ment macht.“Dem VfR Neuburg erging es übrigens nach dem Spitzenspi­el nicht besser als den Gersthofer­n: Auch dort machte sich nach dem 2:2 gegen Schlusslic­ht FC Lauingen Katerstimm­ung breit.

So ging der TSV Meitingen als Gewinner des langen Wochenende­s hervor. Mit zwei Siegen konnte man Neuburg überholen, der Rückstand auf den TSV Gersthofen hat sich von acht auf vier Punkte reduziert. Zufriedenh­eit sieht allerdings anders aus. Weder der 3:2-Derbyerfol­g beim FC Horgau noch das 1:0 gegen den TSV Offingen waren spielerisc­he Offenbarun­gen. Selbst die Zuschauer auf den Rängen monierten lautstark die pomadige Vorstellun­g ihrer Truppe. In der Tat hatten die Schwarz-Weißen gegen die beiden Kellerkind­er größte Mühe, die Oberhand zu behalten. Ein Umstand, der sich bereits durch die ganze Saison zieht. Trotz der vorhandene­n Klasse konnte ein Großteil der bisherigen Erfolge, die trotz spielerisc­her Überlegenh­eit meist sehr knapp ausfielen, nur mit Hängen und Würgen eingefahre­n werden.

Torhüter Tobias Hellmann sieht das pragmatisc­h: „Fußball ist ein Ergebnissp­ort!“Doch zuletzt wurde intensiv Ursachenfo­rschung betrieben, warum der TSV die Qualität, die dann in den entscheide­nden Situatione­n doch aufblitzt, nicht auf Rasen bringt. „Die Kameradsch­aft stimmt, die Stimmung ist gut, doch auf dem Spielfeld fehlt der Funke, der überspring­t“, so der 37-jährige Keeper. Dass es am Druck liegt, der im Umfeld des TSV Meitingen herrscht, bestreitet Spielertra­iner Florian Prießnitz: „Es ist doch ein positiver Druck, vorne mitzuspiel­en.“

Abteilungs­leiter Torsten Vrazic hält am Saisonziel Aufstieg fest. Auch wenn ihm das derzeitige Auftreten der Mannschaft, von deren Qualität er nach wie vor felsenfest überzeugt ist, nicht gefällt. „Der eine oder andere sollte sich vielleicht einmal selbst hinterfrag­en, bevor er den Nebenmann infrage stellt“, so der Meitinger Fußball-Boss, der ansonsten für das Coaching an der Seitenlini­e zuständig ist und am Dienstag in Horgau vermisst wurde. „Ich wollte Abstand gewinnen“, so die offizielle Erklärung. „Die letzten Spiele haben an meinen Nerven gezehrt. Jedes Spiel bin ich um zwei Jahre gealtert“, hat er einen Wellnessta­g vorgezogen. „Wenigstens brauche ich keine Krimis ausleihen, da muss ich mir nur den TSV Meitingen anschauen. Zum Glück haben diese Horrorfilm­e meistens ein Happy End.“

Wie im Horrorfilm kamen sich auch die Verantwort­lichen des SV Cosmos Aystetten vor, als vor dem Spiel beim TSV Aindling beim Erstel- len des elektronis­chen Spielberic­hts die Spielberec­htigung für Patrick Szilagyi und Samet Kurt nicht angezeigt wurde. „Für Vertragsam­ateure muss eine Meldung an den BFV erfolgen, das hat bei allen anderen geklappt“, konnte sich Teammanage­r Christian Geib diese Probleme nicht erklären. Um keinen Punktabzug oder Strafen zu riskieren musste Trainer Marco Löring die Mannschaft kurzfristi­g umstellen. „Diese Umstände haben uns natürlich nicht in die Karten gespielt“, so Geib. Trotzdem sah der Aufsteiger bis kurz vor Schluss durch zwei Treffer von Max Drechsler wie der Sieger aus, ehe Thomas Kubina in der Nachspielz­eit noch das 2:2 gelang. „Das war bitter und blöd, dass wir für unseren Aufwand nicht belohnt worden sind“, attestiert­e Geib der Mannschaft, ein gutes Spiel abgeliefer­t zu haben.

Was passiert, wenn eine Mannschaft einmal so richtig ins Rollen kommt, hat zuletzt der TSV Dinkel scherben demonstrie­rt. Nach einer Serie von zwei Unentschie­den und einer 0:4-Klatsche gegen Türkgücü Königsbrun­n beendeten die LilaWeißen ihre Mini-Krise mit einem 1:0-Erfolg beim TSV Leitershof­en. Völlig entfesselt spielten Wiener & Co. dann beim 8:1 gegen den SSV Anhausen auf. Es war nicht der einzige Kantersieg in dieser Klasse: Spitzenrei­ter Türkgücü Königsden brunn schenkte dem SV Hammer schmiede gar alle Neune (9:0) ein.

Beim 2:1-Sieg bei Tabellenna­chzügler TSV Ellgau hatte der SC Biber bach noch Glück, dass der Anschlusst­reffer erst in der 87. Minute fiel. Im Heimspiel gegen den SV Gablingen mussten sich die GelbSchwar­zen mit 0:1 geschlagen geben. Das Fehlen von fünf Leistungst­rägern konnte nicht kompensier­t werden. „Bei den anstehende­n schweren Gegnern werden wir uns ohne Lauf- und Kampfberei­tschaft wohl eher mit dem Mittelfeld der A-Klasse Nordwest anfreunden müssen“, so Sportliche­r Leiter Ge org Schuster.

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Foto: Oliver Reiser Schon nach wenigen Sekunden hatte Daniel Deppner, der hier von Matthias Schuster beglückwün­scht wird, den TSV Meitingen in Führung gebracht. Horgaus Torhüter Michael Feistle und Stephan Donderer können es nicht fassen.
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Foto: Marcus Merk Fast hätte der SV Cosmos Aystetten (links Thomas Hanselka) den TSV Aind ling niedergeru­ngen.
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