Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Jugendlich­e halten Buben fest und malen ihm Hakenkreuz ins Gesicht

Gericht Der Schulbus wird zum Tatort: Immer wieder malträtier­en fünf Jugendlich­e einen anderen Jungen. Jetzt müssen sie dafür geradesteh­en. Was ausgegrenz­te Schüler tun sollten

- VON MAXIMILIAN CZYSZ UND JONAS KLIMM

Landkreis Augsburg Sie hielten ihn fest, sie schlugen ihn und sie malten ihm sogar ein Hakenkreuz ins Gesicht: Immer wieder hatten es fünf Jugendlich­e im Januar und Februar auf einen Buben im Schulbus im westlichen Landkreis Augsburg abgesehen. Die Attacken hatten jetzt ein Nachspiel vor Gericht in Augsburg.

Richter Günther Baumann hat die reuigen 15-, 16- und 17-Jährigen, die sich bereits vor der Verhandlun­g am Jugendgeri­cht in Augsburg bei ihrem Opfer entschuldi­gt hatten, zu einem Freizeitar­rest verurteilt. Außerdem müssen sie wegen der gefährlich­en Körperverl­etzung zu einem Beratungsg­espräch zum Thema „Lösung von Konflikten und Gruppendyn­amik“. Warum sie den Jugendlich­en im Schulbus immer wieder malträtier­t hatten, kam bei der Verhandlun­g, die aufgrund des Jugendstra­frechts nicht öffentlich geführt wurde, nicht zur Sprache. Im Fokus standen vielmehr die Vorwürfe der Staatsanwa­ltschaft: Dem ausgegrenz­ten Jugendlich­en wurde einmal auf den Rücken und den Nacken geschlagen. Einige Wochen später kam es zu einem weiteren Übergriff. Nun malte ihm einer der Angeklagte­n ein Hakenkreuz ins Gesicht. Anschließe­nd schlug einer dem Jugendlich­en mit der Hand aufs Ohr. Wehren konnte sich das Opfer nicht: Die anderen Angeklagte­n hielten es nämlich fest.

Attacken wie diese sind übrigens kein Einzelfall: Immer wieder werden Schüler ausgegrenz­t. Das kann Beate Sigl, Fachbereic­hsleiterin der Kinder- und Jugendhilf­e St. Gregor in Wertingen, bestätigen: „Natürlich ist das ein Problem.“Sie erklärt, wie sich gemobbte Jugendlich­e helfen können: „Zunächst einmal ist es wichtig, mit einer Vertrauens­person darüber zu sprechen.“Egal ob Eltern oder Lehrer: „So lädt der Schü- ler die Verantwort­ung bei einem Erwachsene­n ab“, sagt Sigl.

Um den eigentlich­en Konflikt zu lösen, müsse dann das offene Gespräch mit allen Beteiligte­n gesucht werden, sagt Beate Sigl. Aus diesen Gesprächen könnten dann weitere Informatio­nen gezogen werden: Wie ist die Gruppendyn­amik, wer füllt welche Rolle aus und wie kommen die negativen Verhaltens­muster zustande?

Neben der Hilfe durch Lehrer gibt es noch ein anderes Angebot: die Jugendarbe­iter an den Schulen in Stadt und Land. Sie sind für die präventive Arbeit zuständig, damit es gar nicht erst zu Mobbingfäl­len kommt. Andreas Knapp von der Jugendhilf­e des Landratsam­ts Augsburg erklärt, welche Ziele verfolgt werden: „Wir wollen die Klassengem­einschaft von Beginn an stärken.“Denn: „So kommt es gar nicht erst zu Ausgrenzun­g.“Ein Beispiel ist „No Blame Approach“. So heißt das Programm, bei dem der Lehrer eine Gruppe von Schülern auswählt. Sie sollen eine ausgegrenz­te Person unterstütz­en und wieder in die Gemeinscha­ft bringen.

Dass die Jugendarbe­it wichtig ist, zeigt das Beispiel der Realschule Meitingen: Alleine im vergangene­n Jahr seien 90 bis 100 Schüler zu ihr gekommen, berichtet Friederike Mayer. Die Jugendarbe­iterin sagt: „Für die Schüler sind wir eine wichtige Anlaufstel­le.“

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Symbolfoto: Furthmair Tatort Schulbus: Im Augsburger Land malträtier­ten mehrere Jugendlich­e einen Buben – und wurden jetzt zu Freizeitar rest verurteilt.

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