Augsburger Allgemeine (Land Nord)
Der Unterstützer im Hintergrund
Porträt Georg Haindl ist ein Spross aus der Dynastie der ehemaligen Augsburger Papierfabrikanten. Was er ebenfalls ist: Kunstliebhaber und -sammler. So wurde er zu einem wichtigen Partner für Augsburgs Museen
Trepesch ist der Fachmann für Kunst, Haindl der, der den Ankauf finanziell umsetzt. Vor einigen Jahren gelangte so ein Klebebilderbuch aus dem 18. Jahrhundert nach Augsburg. Es zeigt Situationen des häuslichen Alltags und diente einst dazu, Mädchen spielerisch auf das Leben als Hausdame vorzubereiten. Neueste Errungenschaft ist ein Porträt Ulrich Fuggers von Hans Maler. „Das Gegenstück dazu hängt im Metropolitan Museum in New York“, sagt Trepesch stolz. Besonders lieb ist Haindl selbst ein Glasservice aus Fuggerbesitz, das er an die Kunstsammlungen übergeben hat. „Das etwas so Filigranes unbeschadet die Jahrhunderte überdauern konnte, kommt für mich einem Wunder gleich. Ich habe es zu Hause jahrelang nicht angefasst und bin froh, dass es nun sicher im Museum steht.“
Solch besondere Objekte auf dem internationalen Kunstmarkt aufzu- stöbern und zu ersteigern, ist wie ein Glücksspiel. „Man muss herausfinden, wer sonst noch darauf bieten könnte und wann man selbst aussteigen möchte“, sagt Haindl.
Nicht immer gelingt es, ein Objekt, das man gerne hätte, auch zu ersteigern. Dann landen Kunstgegenstände, die einst in Augsburg entstanden und für das Selbstverständnis der Stadt von Bedeutung sind, in anderen Museen – bestenfalls. Oft greifen bei Aktionen auch Privatleute zu, die die Werke lieber für sich behalten.
Georg Haindl ist für die Augsburger Kunstsammlungen zu einem verlässlichen und wichtigen Unterstützer geworden. „Er hat uns beim Aufbau des Grafischen Kabinetts geholfen und ermöglicht immer wieder auch den Druck von Katalogen“, sagt Christof Trepesch. Die Augsburger Museen sind auf Unterstützer angewiesen, da für den Ankauf außergewöhnlicher Stücke kein Etat vorhanden ist und auch Sonderausstellungen bei immer knapperem Budget organisiert werden müssen. Dass es nicht viele solcher großzügigen Förderer gibt, versteht sich von selbst.
Haindl kann auf Anhieb zwei weitere nennen, weil er vor Jahren mit ihnen die Sanierung des Schaezlerpalais vorantrieb: Er, der inzwischen verstorbene Ehrenbürger Kurt F. Viermetz und Hubert Stärker gründeten damals einen Freundeskreis, akquirierten Fördermittel und spendeten selbst. Kurz darauf taten sie dasselbe fürs ebenfalls renovierungsbedürftige Mozarthaus. Die drei Männer blieben, wenn möglich, im Hintergrund.
Dass sich Georg Haindl, dessen Objekte in Augsburgs Museen bislang nur mit dem Hinweis „Privater Leihgeber“gekennzeichnet sind, nun etwas aus der Reserve wagt, hat mit einem Treffen zwischen ihm und Oberbürgermeister Kurt Gribl zu tun. Bayerns Stadtoberhäupter wollen die Regionen besser identifizieren, ihre historische Identität herausstellen. Je mehr davon noch heute sichtbar ist, desto besser. „Und wenn dann noch ein regionaler Leihgeber dahintersteht, ist es doppelt gut“, sagt der 61-Jährige. Deshalb hat sich der Augsburger dazu bereit erklärt, nicht nur Gutes zu tun, sondern zumindest bisweilen auch darüber zu sprechen.
In Kürze wird Georg Haindl übrigens doch einem besonderen gesellschaftlichen Ereignis beiwohnen, oder besser: es organisieren. Er gibt einen Empfang zum Geburtstag von Landesrabbiner Henry Brandt. Mit ihm verbindet ihn einiges. Haindl ist außerdem seit vielen Jahrzehnten auch ein treuer Unterstützer des jüdischen Kulturmuseums.
Als eines sieht sich der Augsburger mit dem hintersinnigen Humor dann aber doch nicht: „Schreiben Sie bitte nicht, ich sei ein Mäzen. Ich schiebe den Wagen lieber von hinten an. Auf dem Kutschbock sollen die Fachleute sitzen.“