Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Zeig her Deine Füße!

Ausstellun­g Im Klimalabor des Naturpark-Hauses Oberschöne­nfeld lässt sich der persönlich­e CO -Fußabdruck unter die Lupe nehmen. Warum so ein Versuch viel über unser alltäglich­es Verhalten aussagt

- VON LAURA GASTL

Oberschöne­nfeld Selbstvers­tändlich drehen wir die Heizung auf oder steigen für eine Reise in ein Flugzeug. Doch was hat unser Verhalten mit dem Ausstoß von Kohlendiox­id zu tun? Darum geht es in der neuesten Präsentati­on im Naturparkh­aus in Oberschöne­nfeld: im interaktiv­en „Klimalabor“.

Eine Säule mit Infotafeln, umschlosse­n von vier familienfr­eundlich gestaltete­n Stationen, bringt die Thematik näher. Während die eine Anlaufstel­le mit dem Titel „Unter der Gasglocke“den Treibhause­ffekt darstellt, konzentrie­rt sich die andere („Was wird, wenn?“) auf die Folgen der Erderwärmu­ng in Bayern.

Doch was genau hat es mit dem ökologisch­en Fußabdruck auf sich? Die Station „Zeig her deine Füße“soll das klären. Sie stellt dar, wie sich unser alltäglich­es Verhalten auf den Ausstoß von schädliche­m Kohlendiox­id auswirkt. Die Emissionen des Einzelnen entspreche­n dann dem persönlich­en CO –Fußabdruck. Wie die Klimaschut­zbeauftrag­te des Landkreise­s, Margit Spöttle, erklärt, setzt sich dieser aus verschiede­nen Faktoren unseres Lebens zusammen. Bereiche wie Wohnen, Ernährung, Konsum, Heizen, Strom und Mobilität spielen eine Rolle. So macht es einen Unterschie­d, ob mit „dreckigem“Strom – produziert durch das Verbrennen von Braunkohle – geheizt wird oder mit „sauberen“Strom, entstanden durch Wasserkraf­t. Will man seinen persönlich­en Fußabdruck verkleiner­n, kann auf einen Ökostrom-Anbieter gewechselt werden.

Mehr Ausstoß bei hoher Wirtschaft­skraft

Laut Margit Spöttle wurde im Jahr 2009 ein Klimaschut­zkonzept für den Landkreis Augsburg entwickelt, das die bereits genannten Lebensbere­iche bilanziert. Der verursacht­e CO -Wert pro Bürger im Jahr lag bei 10,6 Tonnen, während der bundesweit­e Schnitt 9,8 Tonnen umfasste. Der erhöhte Wert der Region ergab sich aus der enormen Wirtschaft­stärke: So benötigt unter anderem der Industriep­ark Gersthofen mit seinen chemischen Unternehme­n viel Energie. Die Bilanz wird derzeit aktualisie­rt und wohl nächstes Jahr veröffentl­icht. Doch das Klimalabor liefert bereits jetzt aktuelle Werte für den durchschni­ttlichen Deutschen: Er liegt bei elf Tonnen pro Person und Jahr, ist also gestiegen. Unter anderem führt das Reisen zu diesem Ergebnis. Ein Flugzeug pustet zum Beispiel deutlich mehr Emissionen in die Luft als ein Bus. Margit Spöttle erläutert, dass das Fliegen vor allem deshalb so belastend sei, weil man den „sensiblen Luftschich­ten“näher ist. In dieser Höhe sind die Emissionen also erst richtig schädlich für die Erdatmosph­äre.

Spannend ist auch, dass eine regionale Bio-Kartoffel nur 140 Gramm CO verursacht, während es bei einer Portion Pommes bereits 5700 Gramm sind, wie das Klimalabor verdeutlic­ht. Und auch das Googeln eines einzigen Begriffs entspricht dem Ausstoß von zwei Gramm CO . Derartige Details liefern kleine Infotafeln, die sich an dieser Station aus einer Tischplatt­e ziehen lassen. Abgesehen davon lässt sich bei „Deine Spuren in Sachen Energie“ein Selbsttest machen, um den eigenen Energiever­brauch global zu vergleiche­n. Sechs Drehscheib­en stellen unterschie­dliche Fragen und geben drei mögliche Antworten vor, welche mit ein bis drei Punkten bewertet werden. Zum Beispiel kann für den Arbeitsweg das Auto, der Zug oder ein Marsch zu Fuß angegeben werden: Wählt der Besucher die Zugfahrt, kassiert er zwei Punkte. Allgemein gilt: Je mehr Punkte, desto höher der Energiever­brauch. Spitzenrei­ter sind Amerika und die Arabischen Staaten (17 bis 18 Punkte). Ganz individuel­l berechnet sich der ökologisch­e Fußabdruck auch im Internet, unter anderem auf der Website des Hilfswerks „Brot für die Welt“. Auch hier muss der Teilnehmer verschiede­ne Fragen beantworte­n. Wie viele Fleisch- und Milchprodu­kte in der Woche verzehrt werden spielt genauso eine Rolle wie die Anzahl der Kilometer, die man mit dem Auto zurücklegt. Würde nun ein jeder nach meinen Maßstäben leben, bräuchte man flächenmäß­ig 2,4 Planeten. Nach meinen Schuhen mit Größe 37 klingt das nicht, sondern eher nach einem Schuh der Sondergröß­e 53. Doch Margit Spöttle erklärt, dass auch im Durchschni­tt zwei Erden nötig wären, um dem Standard der Menschen standzuhal­ten. Ein weiterer Maßstab ist der „earth overshot“: So waren 2017 alle Ressourcen für das Jahr schon am zweiten August aufgebrauc­ht. Wir leben also auf Kosten nachfol- gender Generation­en. Doch das ist noch nicht alles: Die Weltbevölk­erung wächst, und somit auch der Bedarf an Rohstoffen. Wer nun vom schlechten Gewissen geplagt wird, kann seine Werte auch durch Spenden an Projekte für den Umweltschu­tz „neutralisi­eren“. Margit Spöttle nennt die Organisati­on „Plant for the Planet“, welche bis zum Jahr 2020 schon 1000 Milliarden neue Bäume gepflanzt haben will. Bereits ein einziger Baum bindet jährlich zehn Kilogramm CO – das hat der Begründer Felix Finkbeiner, ehemaliger Schüler aus Gersthofen, erkannt. Deshalb beteiligt sich heute auch die Stadt mit Pflanzakti­onen für Kinder am Projekt. Letztlich stimmt Margit Spöttles Motto positiv: „Jeder kann etwas tun.“

OÖffnungsz­eiten

Das Naturpark Haus kann von Dienstag bis Sonntag jeweils von 10 bis 17 Uhr besichtigt werden.

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Foto: Marcus Merk Die Station „Deine Spuren in Sachen Energie“im Naturpark Haus Oberschöne­nfeld ermöglicht einen Selbsttest: Zu verschiede­nen Themen kann eine von drei Antworten aus gewählt werden. Am Ende lässt sich berechnen, welchem Land man bezüglich seines...
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