Augsburger Allgemeine (Land Nord)
Violau: Räte wollen nicht auf Sand bauen
Bauen Beim neuen Wohngebiet und der Gewerbefläche in Unterschöneberg drückt der Gemeinderat jetzt aufs Tempo
Altenmünster Idyllisches Wohnen kann mitunter so anstrengend sein: Der Gemeinderat von Altenmünster hat sich bei seiner jüngsten Sitzung mit dem neuen Baugebiet im Westteil von Violau beschäftigt. Dabei wurden die Bürgervertreter durch Planungsingenieur Klaus Habersetzer mit zum Teil eher unerfreulichen Tatsachen konfrontiert, etwa beim Untergrund oder der anspruchsvollen Hanglage des waldnahen, beschaulichen Standorts. Auch bei der Besprechung des neuen Gewerbegebiets südöstlich des Unterschöneberger Straßenkreisels legten sich die detailfreudigen Gemeinderäte mächtig ins Zeug.
Bei dem Bauvorhaben in Violau mit fünf Parzellen und einer geplanten Fertigstellung Ende April kom- menden Jahres ging Planer Habersetzer richtig in die Tiefe und sprach von „Untergrund mit einer wenig prickelnden Tragfähigkeit“. Dass dort neben Sandschichten auch zum Bauen unbrauchbarer Torf anzutreffen ist, hatte eine umfangreiche Bodenuntersuchung mit mehreren Bohrungen ergeben. Der Gast aus Günzburg ließ offen, wie nach einem fällig werdenden Materialaushub mit den Stoffen umgegangen werden soll.
Eindeutig sind dagegen die vom Wasserwirtschaftsamt Donauwörth getroffenen Vorgaben beim Hochwasserschutz in Form von Regenwasserzisternen: „Man erwartet da eine konkrete Rückhaltvorsorge im Hinblick auf künftige Regenereignisse“, erklärte der Ingenieur. Gemeint war aber weniger die Zusam als vielmehr ein möglicherweise überlaufender Hinterbach im Süden des neuen Baugebiets.
Alles andere als eine trockene Angelegenheit blieb die Erörterung der Kostenfragen zum Neubauprojekt, für das noch in diesem Jahr die Bauaufträge vergeben werden sollen. Die Erschließungskosten belaufen sich auf rund 300 000 Euro, wobei davon allein 55 000 Euro für Aushub und Verwertung des kontaminierten Erdreichs anfallen. Offen blieb bei der Sitzung unter der Leitung von Bürgermeister Bernhard Walter die Gestaltung eines reinen Privatstraßenstücks, das „wir den neuen Eigentümern verkaufen werden“. Der Planer riet wegen der Geländeneigung und möglicher Starkregenfälle statt des ursprünglich angedachten Schotters zu festerem Asphalt.
Waren sich die Gemeinderäte beim Violauer Vorhaben weitge- hend einig, gab es beim rund zwei Hektar großen Gewerbegebiet im Osten von Unterschöneberg großen Gesprächsbedarf. Mit ein Grund waren die Vorstellungen der beiden Ingenieure Wolfgang Deffner und Andreas Klein etwa zur Verkehrsführung des im Vergleich zu anderen Gewerbeflächen von Altenmünster kleinen Areals.
Gab es zur Umplanung von dem zunächst angestrebten Wendehammer in der Mitte zu einer Ringstraße noch Zustimmung (Walter: „Da gibt es einfach mehr Fahrmöglichkeiten“), konnten die beiden Gäste bei dem Vorschlag einer teilweisen Einbahnstraßen-Regelung viele erstaunte Blicke im Sitzungssaal ausmachen. Einer davon gehörte Ratsmitglied Dietmar Langer: „Ich halte mich zwar nicht für einen großen Verkehrsexperten – aber ist so eine Lösung ausgerechnet in einem Industriegebiet angemessen?“Dennoch konnte sich schließlich eine Mehrheit mit den Konzepten anfreunden, die auch eine gute Einund Ausfahrmöglichkeit für große Sattelzüge an der Staatsstraße 2027 vorsieht. Ebenso mit den „unterirdischen“Ideen der beiden Planungsexperten: So sollen Kanäle und Wasserleitungen mit Kosten in Höhe von rund 180 000 Euro entstehen. Darin ist noch nicht der Aufwand enthalten, der bei einer Erneuerung des alten Betonrohrnetzes von 1973 fällig werden könnte. Letzteres stieß bei den Räten auf geringe Begeisterung. Der bis zu sechseinhalb Meter breite Straßenausbau in dem Gebiet südwestlich der alten Kläranlage ist mit 284000 Euro dabei. Baubeginn ist für Februar oder März 2018 geplant.